Mäßigung von Johann Baptist Alxinger

Wenn dein Busen oft, voll Urkraft schwebend,
Durch des Flors Verschiebung sich mir wies;
Und mein Blick, an diesen Reitzen klebend,
Kaum sich mehr zurücke rufen ließ.
O so rief ich doch den Frevlerblick
Mühsam zwar, doch rief ich ihn zurück.
 
Dieser Gott, so sagt’ ich tröstend mir,
Der für mich die schöne Brust geründet,
Der darinnen zärtliche Begier,
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Mir nur zu gefallen, angezündet,
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Dieser gute Gott, ist ers nicht werth,
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Daß man ihn durch Selbstverleugnung ehrt?
 
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Wenn vor seinem Altar deine Hand
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Einst jungfräulich in der meinen bebet;
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Und zu segnen unser heilig Band,
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Schon sein Engel liebreich niederschwebet;
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Dann wird mir zur süssen Aerndtezeit
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Wonne werden diese Mäßigkeit.
 
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Dann will ich den Taumelbecher leeren;
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Mit der Liebe Myrthen froh bekränzt,
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Trink’ ich dann die letzte banger Zähren,
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Die dir auf der röthern Wange glänzt;
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Jeder jetzo mir versagte Kuß
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Reift mir dann zu doppeltem Genuß.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Mäßigung“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
147
Entstehungsjahr
1780
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Mäßigung“ wurde von Johann Baptist Alxinger, einem österreichischen Dichter, verfasst. Alxinger lebte von 1755 bis 1797, weshalb das Gedicht wohl im Zeitalter der Aufklärung bzw. in der späten Phase des Rokokos entstanden ist.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das lyrische Ich mit großer Sinnlichkeit und Leidenschaft spricht. Inhaltlich geht es um Verlangen, Liebe und Selbstbeherrschung. Es scheint als handle es sich um eine unerfüllte Liebe oder um eine unreife Liebe, die im perfekten Moment entzündet werden soll.

Die vier Strophen enthalten jeweils sechs Verse und bauen eine Geschichte auf: In der ersten beschreibt das lyrische Ich seine starke Anziehung zu einer Person, von der wir annehmen können, dass es sich um eine Frau handelt, da das lyrische Ich auf ihre körperliche Attraktivität hinweist. Trotz dieser starken Anziehung übt das lyrische Ich Selbstbeherrschung aus und zieht seinen „Frevlerblick“ zurück.

In der zweiten Strophe spricht das lyrische Ich von Gott, der die Schönheit und Anziehung dieser Frau geschaffen hat. Es sieht in der Kontrolle seiner Begierde eine Art Ehrerbietung an Gott. In der dritten Strophe gibt es einen Verweis auf eine gemeinsame Zukunft mit der geliebten Person, in der das lyrische Ich glaubt, dass seine momentane Selbstbeherrschung in zukünftiger Freude und Glück resultieren wird.

Die letzte Strophe verspricht doppeltes Vergnügen und endgültige Erfüllung der Begierde, sobald die Zeit reif ist und die Bindung gesegnet wird. Damit endet das Gedicht mit einer hoffnungsvollen Aussicht.

In Bezug auf die Form folgt das Gedicht keiner bestimmten Reimform, dennoch sind einige Endreime erkennbar. Die Sprache ist anspruchsvoll und zum Teil altertümlich mit poetischen Metaphern und Bildern. Es zeichnet sich durch eine pathetische und adäquate Wortwahl aus. Die verwendete Sprache und die Thematik lassen auf das Zeitalter der Aufklärung schließen, in dem eine breitere Anerkennung menschlicher Gefühle und eine vertiefte Betrachtung des Individuums vorherrschten. In diesem Kontext kann auch die Verbindung von religiöser Anschauung und leidenschaftlicher Liebe verstanden werden.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Mäßigung“ des Autors Johann Baptist Alxinger. 1755 wurde Alxinger in Wien geboren. Im Jahr 1780 ist das Gedicht entstanden. In Halle ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zu. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 147 Worte. Johann Baptist Alxinger ist auch der Autor für Gedichte wie „Meine Prüfung, an Haschka“, „An Denis“ und „An mein Saitenspiel“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Mäßigung“ weitere 23 Gedichte vor.

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