Morgengebet von Johann Baptist Alxinger

Allgüt’ger, der in dieser Nacht,
Mit mehr als väterlichen Sorgen,
Durch seinen Engel mich bewacht,
Im Staub dahin gebückt, dank’ ich dir diesen Morgen.
 
Es öffne nie mein Auge sich,
Daß ich nicht dich am ersten denke,
Dich Vater zwar, doch fürchterlich,
So bald ich meinen Schritt von deinen Wegen lenke.
 
Wenn Krankheit ihren Bogen spannt,
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So schütze mich; doch, willst du schlagen,
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Anbetend ehr’ ich deine Hand;
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Gieb mir nur festen Muth, mein Uebel zu ertragen.
 
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Gieb mir, wenn meiner Feinde Neid
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Im Winkel lauret, mir zu schaden,
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Ein Herz, das ihnen gern verzeiht,
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Zu groß, den Haß von mir zurück auf sie zu laden.
 
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Wird mir der Wollust Zauberruf
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In weichgemachter Seel’ erhallen,
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Du, der nach seinem Bild sie schuf,
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Laß mächtiger in ihr der Tugend Warnung schallen.
 
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Laß niemals mich unthätig ruhn,
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Die kleinste Pflicht genau erfüllen,
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Den Wunsch, den Menschen wohlzuthun,
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Vor der Gemächlichkeit zu eitlen Wünschen stillen,
 
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Damit ich einst vor dein Gericht
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Ein unbeflecktes Leben bringe,
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Und, voll von frommer Zuversicht
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Auf meiner Thaten Lohn, dir Preis und Jubel singe.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Morgengebet“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
177
Entstehungsjahr
1780
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Morgengebet“ stammt von Johann Baptist Alxinger, einem österreichischen Dichter der Aufklärung und des Sturm und Drang, der von 1755 bis 1797 lebte.

Auf den ersten Eindruck präsentiert es sich als ein tiefgreifende und gläubige Betrachtung des menschlichen Lebens und dessen Platz in der göttlichen Ordnung. Seine dankbare und demütige Stimmung drängt den Leser dazu, über seine eigenen Beziehungen zu Gott und zu seinen Mitmenschen nachzudenken.

Im Hinblick auf den Inhalt, formuliert das lyrische Ich in dem Gedicht sein Morgengebet. Es drückt einen starken Dank und tiefe Ehrfurcht vor Gott aus und hegt den Wunsch, diesen jeden Morgen als erstes zu bedenken (Strophe 1 und 2). Gleichzeitig bittet das lyrische Ich um Schutz vor Krankheit, um Kraft im Umgang mit Feinden und um Widerstandsfähigkeit gegenüber Versuchungen (Strophe 3, 4 und 5). Darüber hinaus wird der Wunsch geäußert, immer tätig zu sein und anderen Menschen zu helfen und ein untadeliges Leben zu führen, das beim jüngsten Gericht Bestand haben kann (Strophe 6 und 7).

Formal besteht das Gedicht aus sieben Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist pathetisch, aber zugleich auch klar und eindringlich. Die Wortwahl und Phrasierung reflektiert die tiefgehenden Glaubensüberzeugungen des lyrischen Ichs und sein starkes Streben nach Tugend und moralischer Integrität.

Zusammenfassend ist das Gedicht ein Ausdruck von Dankbarkeit, Bescheidenheit, Hingabe und moralischem Streben und stellt auf solche Weise eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Glauben und den menschlichen Tugenden dar.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Morgengebet“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Baptist Alxinger. Im Jahr 1755 wurde Alxinger in Wien geboren. Im Jahr 1780 ist das Gedicht entstanden. In Halle ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 177 Worte. Weitere Werke des Dichters Johann Baptist Alxinger sind „Kalliopens Gesang von dem Fürsten von Kaunitz-Rittberg dem Künstebeförderer.“, „An den Freyherrn von Gebler“ und „An Herrn Hofrath von Greiner“. Zum Autor des Gedichtes „Morgengebet“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 23 Gedichte vor.

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