An meine Eltern von Johann Baptist Alxinger

Ihr, die Jehovahs: Sterbet! aus dem Kreise
Der Zeitlichkeit mir allzufrüh entrückt,
Ihr, die ihr nun nach guter Engel Weise
Auf mich herniederblickt.
 
Mein Vater, du, den ich nur angestammelt,
O Dank für deine wache Zärtlichkeit,
Die mir mit Blumen, mühsam eingesammelt,
Des Lebens Bahn bestreut.
 
Du starbst, kein Arzt, kein Flehen konte wehren
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Dem kläglichen, dem schleunigen Verlust;
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Ich weint’ um dich, doch war der Werth der Zähren
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Mir damals unbewußt.
 
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Von dir erst hab’ ich diesen Werth gelernet,
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Du, die mir Mutter, Freundin, Alles war;
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Die oft mein Ohr verschloß, mein Aug entfernet
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Von reitzender Gefahr.
 
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Die mich gelehrt schon in der frühsten Jugend
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Ein Feind vom Aberglaub’ und falschen Schein,
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Ein Hasser einer mürrischstrengen Tugend,
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Sanft, und ein Christ zu seyn.
 
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Oft steh’ ich da vor deinem Bild’, und weine,
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Daß meine süsse Freundin mich verließ,
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O daß mein Herz, so zärtlich, als das deine,
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Mir früh der Tod entriß.
 
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O dir entriß er nichts – dir ward ein Leben,
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Durchstrahlet von dem Glanz des Ewigen;
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Doch wirst du noch, von Seraphim umgeben,
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Auf meine Thaten sehn.
 
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Wirst, schmeichl’ ich mir, mit meines Glückes Gründung
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Noch mütterlich, wie hier, beschäftigt seyn,
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Beschäftigt jede Regung, jed’ Empfindung
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Der Tugend ganz zu weihn.
 
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Wirst, wenn ich thöricht falsche Wege wandle,
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Bestrafen meine stolze Sicherheit;
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Wirst doppelt fühlen, wenn ich edel handle,
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Des Himmels Seligkeit.
 
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Und schliche je, kaum wag’ ich es zu denken,
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Sich Niedrigkeit in dieses Herz hinein;
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So wird die Furcht, Geliebte, dich zu kränken,
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Mein zweyter Schutzgeist seyn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27 KB)

Details zum Gedicht „An meine Eltern“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
251
Entstehungsjahr
1780
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Der Autor dieses Gedichts ist Johann Baptist Alxinger, der im 18. Jahrhundert, während der Epoche der Aufklärung und Empfindsamkeit, lebte und schrieb. Das Gedicht „An meine Eltern“ ist also schon über 200 Jahre alt.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht sehr emotional und respektvoll. Es geht um den tieferen Sinn von Tod und Verlust von Eltern, um die Liebe eines Kindes zu seinen Eltern und die gelehrten Lektionen des Lebens. Das lyrische Ich drückt seine starke Bindung und seinen Respekt seinen verstorbenen Eltern gegenüber aus, die es scheinbar in jungen Jahren verloren hat.

Inhaltlich erzählt das lyrische Ich von der Trauer um den Verlust seiner Eltern und der Dankbarkeit für die Fürsorge und Lehren, die es im Laufe seines kurzen gemeinsamen Lebens erhalten hat. Es unterstreicht auch den festen Glauben an ein Leben nach dem Tod und die Hoffnung, dass seine Eltern weiterhin auf ihn herabblicken und ihn leiten werden. Besonders die Mutter scheint eine starke Identifikationsperson für das lyrische Ich zu sein und dient als moralisches Leitbild.

Formal ist das Gedicht in 40 Versen aufgebaut, die sich jeweils in 10 Vierzeiler- oder Quartett-Strophen unterteilen. Die Verse sind in einer sehr altertümlichen, anspruchsvollen und bildreichen Sprache verfasst, was typisch für die Lyrik des 18. Jahrhunderts ist.

Die Sprache ist sehr emotional, gespickt mit intensiven Worten und Metaphern und hebt oft die Hingabe, die Trauer und die Liebe des lyrischen Ichs hervor. Der Autor verwendet auch religiöse Anspielungen („Jehovahs“, „Engel“) und hebt dadurch den spirituellen Kontext und den Glauben an das Jenseits hervor. Diese starke Emotionalität und Religiosität des Gedichts spiegelt den Zeitgeist der Empfindsamkeit wider.

Schließlich wird auch eine moralische Botschaft übermittelt. Das lyrische Ich sieht seine Eltern als Vorbilder und möchte ihr Erbe ehren, indem es sich moralisch richtig verhält und ihre Lektionen des Lebens anwendet und weiterführt. Damit betont das Gedicht zugleich individuelle Verantwortung und soziale Bindungen – zentrale Themen der Aufklärung.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An meine Eltern“ des Autors Johann Baptist Alxinger. Geboren wurde Alxinger im Jahr 1755 in Wien. Das Gedicht ist im Jahr 1780 entstanden. Der Erscheinungsort ist Halle. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 251 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 10 Strophen. Der Dichter Johann Baptist Alxinger ist auch der Autor für Gedichte wie „Haschka an mich“, „Meine Prüfung, an Haschka“ und „An Denis“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An meine Eltern“ weitere 23 Gedichte vor.

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