An mein Saitenspiel von Johann Baptist Alxinger

Du nie von mir entweihtes Saitenspiel,
Das um kein Ordensband ich Jüngling tauschte,
Dir dank’ ich manches edlere Gefühl
Erwacht, wenn ich bey dir im Stillen lauschte!
 
Ein andrer mag, durch Pergamente groß,
Im goldenen und unbezahlten Wagen
Sich brüsten; mag auf Londens edlem Roß
Dem Hirsche nach, beym Schall des Hüfthorns, jagen,
 
Mag, ein geschworner Feind der Nüchternheit,
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Auf silbernen Servicen Schmeichler speisen,
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Daß sie dafür bald sein Pariserkleid,
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Bald seinen Witz, bald seine Dose preisen.
 
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Ha! frey bin ich, und habe nie gelernt
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Mein deutsches Herz an Kleinigkeiten binden,
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Von Dürftigkeit und Reichthum gleich entfernt,
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Weiß ich mein Glück in mir allein zu finden.
 
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In kühler Nacht, beym lieben Mondenschein,
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Wenn Thoren noch am Ombretisch erbleichen,
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Da will ich mich nach Isters Espenhayn,
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Mein Saitenspiel! von dir begleitet, schleichen.
 
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Ich sing’ in dich die keusche Zärtlichkeit,
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Die purpurner des Mädchens Wange röthet,
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Im Jünglinge, der ihr sein Herz geweiht,
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Der viehischen Begierden Geyer tödtet.
 
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Den muntern Scherz, der Parasanguen weit
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Von des Pasquills ehrloser Pfütze wohnet,
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Zu bessern sucht, und mit Bescheidenheit
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Das Laster schlägt, des Lasterhaften schonet.
 
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Die Sympathie, durch deren magisch Band
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Zwo Seelen schnell sich hingerissen spüren,
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Beym ersten Blick, beym ersten Druck der Hand
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Einander oft in jedem Punkt berühren:
 
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Dann schmückest du, wenn ich verweset bin,
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Noch lang mein Grab, dann eilt mit jedem Lenzen
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Minona selbst mit meinem Cronan hin,
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Umwindet dich mit frischen Veilchenkränzen.
 
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Und trocknet sich ein Engelthränchen ab,
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Hinlispelnd noch der Freundschaft besten Segen:
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Indessen weht wie dankend aus dem Grab
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Ein kühler Wind, dem frommen Paar entgegen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.3 KB)

Details zum Gedicht „An mein Saitenspiel“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
259
Entstehungsjahr
1780
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An mein Saitenspiel“ wurde von Johann Baptist Alxinger verfasst, einen österreichischen Dichter, der von 1755 bis 1797 lebte. Somit lässt sich das Werk in die Epoche der Aufklärung und beginnenden Romantik einordnen.

Das Gedicht macht beim ersten Lesen einen sehr authentischen und persönlichen Eindruck, der Leser hat das Gefühl, direkt an den Gedanken und Empfindungen des lyrischen Ichs teilzuhaben.

Im Grunde genommen dreht sich das Gedicht um die bedingungslose Liebe und Hingabe zu der Musik, genauer dem „Saitenspiel“. Das lyrische Ich bezieht seine wahre Zufriedenheit und sein Glück nicht aus materiellen Gütern oder gesellschaftlichem Ansehen, sondern aus der stillen und tiefgreifenden Zufriedenheit, die es beim Spielen des Saiteninstruments erfährt. Diesem schreibt er edle Gefühle zu, die es in ihm erwecken kann. Es kritisiert jene, die nach Reichtum, Anerkennung und Luxus streben, fühlt sich selbst frei und unabhängig von solchen Äußerlichkeiten und findet sein Glück in sich selbst.

Das Gedicht besteht aus zehn Strophen zu je vier Versen, die durch einen gleichbleibenden Reim- und Metrumsschema strukturiert sind. Dieser übersichtliche und regelmäßige Aufbau unterstreicht den ruhigen und gelassenen Ton des Gedichts. Die Sprache ist in erhabenem und blumigem, aber dennoch verständlichem Deutsch gehalten, was die feinsinnige und introspektive Natur des lyrischen Ichs unterstreicht.

Im Verlauf des Gedichts werden verschiedene Bilder und Metaphern genutzt, um die Freuden und Tugenden der Musik gegenüber dem weltlichen Vergnügen und der Gesellschaftskritik darzustellen. Der Einsatz solcher poetischen Mittel dient dazu, die Emotionen und Ansichten des lyrischen Ichs für den Leser nachvollziehbar und greifbar zu machen. Besonders hervorzuheben ist der Schluss des Gedichts, in dem das lyrische Ich die Hoffnung äußert, dass sein geliebtes Saitenspiel selbst nach seinem Tod Schönheit und Trost spenden möge.

Alles in allem zeigt Alxinger in „An mein Saitenspiel“ eine tiefe Wertschätzung für die Kraft der Musik, ihr Vermögen, das Innere zu berühren und das Wahrhaftige vom Oberflächlichen zu trennen. Er spricht sich gegen das Streben nach Ruhm und Reichtum aus und plädiert für ein einfaches, authentisches und zufriedenes Leben.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An mein Saitenspiel“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Baptist Alxinger. 1755 wurde Alxinger in Wien geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1780. Halle ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 10 Strophen und umfasst dabei 259 Worte. Johann Baptist Alxinger ist auch der Autor für Gedichte wie „Meine Prüfung, an Haschka“, „An Denis“ und „Mäßigung“. Zum Autor des Gedichtes „An mein Saitenspiel“ haben wir auf abi-pur.de weitere 23 Gedichte veröffentlicht.

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