Prinz Louis Ferdinand von Theodor Fontane
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Sechs Fuß hoch aufgeschossen, |
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Ein Kriegsgott anzuschaun, |
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Der Liebling der Genossen, |
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Der Abgott schöner Fraun, |
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Blauäugig, blond verwegen |
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Und in der jungen Hand |
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Den alten Preußen-Degen - |
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Prinz Louis Ferdinand. |
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Die Generalitäten |
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Kopfschütteln früh und spät, |
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Sie räuspern sich und treten |
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Vor Seine Majestät, |
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Sie sprechen: „nicht zu dulden |
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Ist dieser Lebenslauf, |
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Die Mädchen und die Schulden |
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Zehren den Prinzen auf.“ |
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Der König drauf mit Lachen: |
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„Dank schön, ich wußt’ es schon; |
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Es gilt ihn kirr zu machen, |
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Drum: Festungs-Garnison; |
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Er muß in die Provinzen |
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Und nicht länger hier verziehn, |
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Nach Magdeburg mit dem Prinzen |
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Und nie Urlaub nach Berlin.“ |
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Der Prinz vernimmt die Märe, |
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Saß eben bei seinem Schatz: |
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„Nach Magdeburg, auf Ehre |
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Das ist ein schlimmer Platz!“ |
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Er meldet sich am Orte |
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Und es spricht der General: |
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„„Täglich elf Uhr zum Rapporte |
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Ein für allemal!““ |
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O Prinz, das will nicht munden, |
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Doch denkt er: „sei gescheit, |
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Volle vierundzwanzig Stunden |
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Sind eine hübsche Zeit, |
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Relais, viermal verschnaufen, |
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Auf dem Sattel Nachtquartier, |
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Und kann’s ein Pferd nicht laufen |
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So laufen’s ihrer vier.“ |
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Hinfliegt er wie die Schwalben, |
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Fünf Meilen ist Station, |
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Vom Braunen auf den Falben, |
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Das ist die Havel schon, |
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Vom Rappen auf den Schimmel, |
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Nun faßt die Sehnsucht ihn, |
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Drei Meilen noch - hilf Himmel, |
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Prinz Louis in Berlin. |
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Gegeben und genommen |
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Wird einer Stunde Glück, |
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Dann, flugs wie er gekommen, |
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Im Fluge geht's zurück, |
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Elf Uhr am andern Tage |
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Hält er am alten Ort, |
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Und mit dem Glockenschlage |
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Da steht er zum Rapport. - |
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Das war nur bloßes Reiten, |
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Doch wer so reiten kann, |
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Der ist in rechten Zeiten |
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Auch wohl der rechte Mann; |
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Schon über Thal und Hügel |
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Stürmt ostwärts der Koloß, - |
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Prinz Louis sitzt am Flügel |
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Im Rudolstädter Schloß. |
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Es blitzt der Saal von Kerzen, |
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Zwölf Lichter um ihn stehn, |
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Nacht ist’s in seinem Herzen, |
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Und Nacht nur kann er sehn, |
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Die Töne schwellen, rauschen, |
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Es klingt wie Lieb und Haß, |
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Die Damen stehn und lauschen |
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Und was er spielt ist das: |
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„Zu spät zu Kampf und Beten, |
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Der Feinde Rosses-Huf |
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Wird über Nacht zertreten, |
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Was ein Jahrhundert schuf, |
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Ich seh es fallen, enden, |
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Und wie alles zusammenbricht, |
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Ich kann den Tag nicht wenden, |
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Aber leben will ich ihn nicht.“ |
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Und als das Wort verklungen, |
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Rollt Donner schon der Schlacht, |
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Er hat sich aufgeschwungen, |
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Und sein Herze noch einmal lacht, |
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Voraus den andern allen |
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Er stolz zusammenbrach, |
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Prinz Louis war gefallen |
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Und Preußen fiel - ihm nach. |
Details zum Gedicht „Prinz Louis Ferdinand“
Theodor Fontane
11
88
406
1847
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Prinz Louis Ferdinand“ stammt von Theodor Fontane, einem der bekanntesten Schriftsteller des Realismus in Deutschland, der von 1819 bis 1898 gelebt hat. Es handelt sich wahrscheinlich um ein späteres Werk des Autors, der berühmt für seine Gedichte, Romane und Theaterkritiken ist, die das Leben und die Gesellschaft in Preußen und Berlin beleuchten.
Auf den ersten Blick bietet das Gedicht ein lebhaftes und farbenfrohes Bild von Prinz Louis Ferdinand, einem Charakter, der sowohl heroisch als auch tief fehlerhaft dargestellt wird. Durch das gesamte Gedicht zieht sich eine Dualität, die den Prinzen als Kriegsgott und als Gegenstand der Begehrlichkeiten der Frauen, aber auch als jemanden darstellt, der sich in Schulden und Probleme verstrickt.
In einfachen Worten erzählt das Gedicht die Geschichte von Prinz Louis Ferdinand, der als groß, heroisch und attraktiv beschrieben wird, aber auch als verschwenderisch und verantwortungslos. Nachdem seine Exzesse zu weit gehen, wird er von seiner Familie fortgeschickt, entflieht aber regelmäßig, um Vergnügen in der Stadt zu suchen. Trotz seiner Fehler scheint er jedoch ein fähiger und mutiger Kämpfer zu sein, der bereit ist, für das, was er als richtig erachtet, zu sterben. Das Gedicht endet mit dem Tod des Prinzen im Krieg und dem folgenden Fall von Preußen.
Die Form des Gedichts ist rhythmisch und einprägsam, mit acht Versen pro Strophe, was einen fließenden, erzählerischen Ton erzeugt. Die Sprache ist lebendig und voller lebhafter Bilder, die den Prinzen sowohl als imposanten Kriegshelden als auch als charmanten Verführer darstellen. Fontane spielt mit Gegensätzen und Dualitäten, um ein komplexes Bild des Prinzen zu zeichnen, das sowohl seine positiven als auch seine negativen Eigenschaften herausstellt.
Insgesamt ist „Prinz Louis Ferdinand“ ein Gedicht, das die Komplexität des menschlichen Charakters und die Tragödie des Krieges herausstellt - Themen, die in Fontanes Werk durchgehend präsent sind.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Prinz Louis Ferdinand“ des Autors Theodor Fontane. Geboren wurde Fontane im Jahr 1819 in Neuruppin. 1847 ist das Gedicht entstanden. Stuttgart und Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Realismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 406 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 88 Versen mit insgesamt 11 Strophen. Weitere Werke des Dichters Theodor Fontane sind „Am Jahrestag“, „An Bettina“ und „An Emilie“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Prinz Louis Ferdinand“ weitere 214 Gedichte vor.
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