Hirtenfeuer von Conrad Ferdinand Meyer

Ließest unter uns dich nieder,
Liebe, liebenswerthe Frau,
Aber heute ziehst du wieder,
Wie die Sterne ziehn im Blau.
 
Siehst den Abendstern du blinken
Dort vor seinem Untergang?
Einen Augenblick im Sinken
Ruht er auf dem Bergeshang.
 
In der flüchtigen Minute,
10 
In dem eilenden Moment
11 
Ist’s, als ob er gastlich ruhte,
12 
Wie ein Hirtenfeuer brennt.
 
13 
Aber nur die kleinste Weile
14 
Bringt er auf der Erde zu,
15 
Sieh – er zittert ja vor Eile
16 
Und verschwindet, Frau, wie du.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Hirtenfeuer“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
78
Entstehungsjahr
1882
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Hirtenfeuer“ stammt vom Schweizer Dichter Conrad Ferdinand Meyer, der zwischen 1825 und 1898 lebte. Dies platziert das Gedicht in die Epoche des Realismus, Aber Meyer ist auch als Vertreter der literarischen Strömung des poetischen Realismus bekannt.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und spiegelt eine Art Abschied oder Trennung wider. Es ist eine Art Liebeserklärung oder eine Hommage an eine Frau, die offenbar nur kurzzeitig in der Nähe des lyrischen Ichs war und nun gehen muss.

Inhaltlich geht es im Gedicht um einen Vergleich zwischen dem Abendstern und einer geliebten Frau. Das lyrische Ich richtet seine Worte liebevoll an eine Frau, die offenbar unter ihnen verweilte, nun aber wieder geht - wie die Sterne, die am Blau des Himmels ziehen. Diese Metapher wird weiter ausgeführt, wenn die Vergänglichkeit des Moments betont wird, in dem der Abendstern auf der Schwelle seines Untergangs für einen kurzen Moment auf dem Bergeshang verweilt - ähnlich wie sie, die geliebte Frau, nur kurz bei ihnen war.

Die Form des Gedichts ist klassisch - der Aufbau besteht aus vier Strophen mit je vier Versen. Der Rhythmus ist ruhig und gemessen und vermittelt eine sanfte, fast traurige Stimmung.

Die Sprache im Gedicht ist klar und bildreich. Die Bilder des Abendsterns und der Hirtenfeuer sind stark und symbolträchtig - sie drücken ebenfalls das kurzlebige, vergängliche, aber dennoch intensive und schöne Ereignis aus, das die Anwesenheit dieser Frau darstellte. Der sprachliche Stil kann als elegant und ebenso sanft wie die vorherrschende Stimmung beschrieben werden.

Letztlich vermittelt „Hirtenfeuer“ ein Bild der Sehnsucht und der flüchtigen Schönheit, und zeigt Meyers feines Gespür für emotionale Nuancen und bildliche Sprache. Es zeigt auch den Schmerz eines Abschieds, die Intensität einer Begegnung, jedoch mit der Gewissheit der Vergänglichkeit und des Loslassens.

Weitere Informationen

Conrad Ferdinand Meyer ist der Autor des Gedichtes „Hirtenfeuer“. Meyer wurde im Jahr 1825 in Zürich geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1882. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Meyer ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 78 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Conrad Ferdinand Meyer sind „Unruhige Nacht“, „Nicola Pesces“ und „Möwenflug“. Zum Autor des Gedichtes „Hirtenfeuer“ haben wir auf abi-pur.de weitere 80 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Conrad Ferdinand Meyer

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Conrad Ferdinand Meyer und seinem Gedicht „Hirtenfeuer“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Conrad Ferdinand Meyer (Infos zum Autor)

Zum Autor Conrad Ferdinand Meyer sind auf abi-pur.de 80 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.