Hinaus! von Theodor Fontane
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Ich bin es satt auf Polstern mich zu dehnen, |
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Es ekelt mich dies weibergleiche Thun, |
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Ich möcht im Kampf anspannen alle Sehnen, |
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Mich müd und matt an die Lafette lehnen, |
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Und käm der Schlaf auf bloßer Erde ruhn. |
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Ich möcht hinaus! umbrüllt von Sturm und Wettern |
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Möcht ich zu Schiff auf hohem Meere sein; |
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Vom Blitz umflammt möcht ich den Mast erklettern, |
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Und wenn die Wellen unser Schiff zerschmettern, |
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Ein kühner Schwimmer um das Leben frein. |
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Ich möcht hinaus! mag schleudern mich die Reise |
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Wohin sie will, mir gilt es gleich fürwahr; |
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Heraus nur endlich aus dem alten Gleise, |
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Das Leben steigt mit der Gefahr im Preise, – |
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Auf denn, hinaus! zu Thaten und Gefahr. |
Details zum Gedicht „Hinaus!“
Theodor Fontane
3
15
114
1851
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Hinaus!“ wurde von Theodor Fontane verfasst, einem bedeutenden deutschen Schriftsteller des Realismus im 19. Jahrhundert. Ein genaues Entstehungsdatum des Gedichts ist nicht angegeben, allerdings fällt es in die Schaffenszeit Fontanes, also in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Auf den ersten Blick lässt das Gedicht einen starken Wunsch nach Veränderung und Abenteuer erkennen. Ein rebellischer Ton und eine gewisse Unruhe scheinen das zentrale Element zu sein.
Inhaltlich drückt das lyrische Ich in diesem Gedicht sein Bedürfnis nach einer radikalen Veränderung und einer Flucht aus seiner gegenwärtigen Situation aus. Es ist unzufrieden mit seinem derzeitigen, bequemen Lebensstil („Ich bin es satt auf Polstern mich zu dehnen“) und sehnt sich nach dem Kampf und der Herausforderung („Ich möcht im Kampf anspannen alle Sehnen“). Diese Sehnsucht geht weit über eine einfache Abenteuerlust hinaus und nimmt eher den Charakter einer existenziellen Unruhe an. Der Wunsch, inmitten von Gefahren zu sein, wie auf hoher See in einem Sturm oder durch menschliche Konflikte, scheint vom lyrischen Ich als Weg zur Befreiung und Erfüllung gesehen zu werden („Ein kühner Schwimmer um das Leben frein“).
Das Gedicht besteht aus drei fünfzeiligen Strophen, was recht ungewöhnlich ist, da viele Gedichte dieser Zeit sich in der Form des Vierzeilers oder des Sonetts darstellen. Fontane nutzt eine recht direkte, unverblümte Sprache und weist eine deutliche Rhythmisierung und Reimstruktur auf. Der Inhalt wird nicht metaphorisch, sondern sehr direkt und konkret ausgedrückt, was typisch für die lyrischen Werke Fontanes ist und als Merkmal der literarischen Strömung des Realismus betrachtet werden kann, in die Fontane einzuordnen ist. Hierbei ist vor allem der starke Fokus auf individuelle Gefühle und Empfindungen wichtig, der sich klar von der Darstellung allgemeingültiger Wahrheiten und Ideale, wie sie für die Romantik typisch war, abhebt.
Zusammenfassend drückt das Gedicht „Hinaus!“ aus, dass das lyrische Ich nicht mit seinem derzeitigen, bequemen Lebensstil zufrieden ist und eine deutliche Sehnsucht nach Kampf, Abenteuer und dem Durchbrechen normativer Strukturen und Erwartungen hat. Dies äußert sich in der Form eines radikalen Bedürfnisses nach Veränderung und einer existenziellen Unruhe, die durch die direkte, realistische Sprache Fontanes eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht wird.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Hinaus!“ ist Theodor Fontane. Fontane wurde im Jahr 1819 in Neuruppin geboren. 1851 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Bei dem Schriftsteller Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 114 Worte. Die Gedichte „An Emilie“, „An Lischen“ und „An Marie“ sind weitere Werke des Autors Theodor Fontane. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Hinaus!“ weitere 214 Gedichte vor.
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