Das Lied von der Freyheit von Johann Wilhelm Ludwig Gleim

1	Ich bin ein Preuße! Preuße seyn,
2	Ist seyn: Ein freyer Mann,
3	Der seiner Freyheit sich erfreun
4	In allen Ständen kann!
5	In allen Ständen ist Gesetz!
6	Wer nach Gesetzen lebt,
7	Zieht all' die Freyheit in sein Netz,
8	Die Herz und Geist erhebt!
9	Ich, ein Soldat, ich freue mich,
10	Der Kriegsgesetzes-Zucht!
11	Sie macht mich brav! Mit ihr schlag' ich
12	Den Feindmann in die Flucht!
13	Durch sie schütz' ich das Vaterland,
14	Und Weib und Kind und Freund!
15	Und drohe mit bewehrter Hand,
16	Dem der's nicht ehrlich meint!
17	Und werde, was ich noch nicht bin,
18	In tödtlicher Gefahr
19	Von vestem unbesorgtem Sinn,
20	Und besser als ich war!
21	Ich, etwa nur ein Grenadier,
22	Der Feinde schlagen kann;
23	In Todgefahren schein ich mir,
24	Erst recht ein braver Mann!
25	Und thu' ich alle meine Pflicht,
26	Und bin ich brav, und gut,
27	So tret' ich jedem ins Gesicht,
28	Und schwinge meinen Hut!
29	Und schaue, wenn der König kömmt,
30	Dem König ins Gesicht!
31	Und meines Herzens Freude hemmt
32	Des Hauptmanns: Stille! nicht!
33	Gehorsam jeglichem Befehl
34	Und seinem Eigensinn,
35	Hab' ichs sonst aber keinen Hehl,
36	Daß ich ihm böse bin;
37	Wenn er gerecht zu seyn vergißt,
38	Das er schon oft vergaß,
39	Und daß er zürnt, wenns Noth nicht ist,
40	Und streng' ist ohne Maaß!
41	Indeß, was ists in dieser Welt?
42	Frag' ich, der Grenadier;
43	Ist wohl, wenn man's am Licht erhellt,
44	Vollkommenheit in ihr?
45	Vollkommenheit ist aber doch
46	In jener! Das ist wahr!
47	Die Zeit geht hin! Wie lang' ists noch?
48	Nur etwa dreyßig Jahr!
49	Die dreyßig also wollen wir
50	Vesthalten unsern Eid,
51	Und gehn, als brave Grenadier,
52	Aus Zeit in Ewigkeit!

Details zum Gedicht „Das Lied von der Freyheit“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Lied von der Freyheit“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Wilhelm Ludwig Gleim. Der Autor Johann Wilhelm Ludwig Gleim wurde 1719 in Ermsleben (Ostharz) geboren. Zwischen den Jahren 1735 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Aufklärung zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Gleim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 262 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 52 Versen mit insgesamt 13 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Wilhelm Ludwig Gleim sind „Als ich zu Weimar war“, „Als Kayser Joseph II. gestorben war“ und „Triolet“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Lied von der Freyheit“ weitere 167 Gedichte vor.

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Johann Wilhelm Ludwig Gleim

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Johann Wilhelm Ludwig Gleim und seinem Gedicht „Das Lied von der Freyheit“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

• Aufklärung - das Zeitalter der Aufklärung (1700 - 1770)

Weitere Gedichte des Autors Johann Wilhelm Ludwig Gleim (Infos zum Autor)

• Vorsatz
• Bacchus und Cythere
• Ständchen
• An Leukon
• Ich hab ein kleines Hüttchen nur
• An einen Maler, welcher Häßlichkeiten am liebsten malte
• Als ich zu Weimar war
• Als Kayser Joseph II. gestorben war
• Triolet
• Das Lied von Gott

Zum Autor Johann Wilhelm Ludwig Gleim sind auf abi-pur.de 167 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.