Bacchus und Cythere von Johann Wilhelm Ludwig Gleim

Soll ich trinken, soll ich küssen?
Hier winkt Bacchus, dort Cythere,
Bacchus mit gesetzten Mienen,
Und Cythere mit verliebten.
Bacchus zeigt mir seine Reben,
Seht, sie sinken schwer von Trauben!
Aber seht nur, dort im Schatten,
Unter Reben, liegt ein Mädchen!
Seht, es schläft und lächelt schlafend,
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O, wie süß mag es wohl träumen!
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Seht, wie reizend liegt das Mädchen:
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Um den weißen, regen Busen
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Hangen schwarze, reife Trauben;
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Um die rabenschwarzen Locken
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Blühen schöne, gold'ne Blumen!
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Weingott, winke nur nicht länger,
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Denn ich muss erst bei dem Mädchen
18 
Unter deinen Trauben schlummern!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Bacchus und Cythere“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
93
Entstehungsjahr
1719 - 1803
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Bacchus und Cythere“ wurde von Johann Wilhelm Ludwig Gleim verfasst. Er lebte von 1719 bis 1803, was das Gedicht in die Epoche der Aufklärung einordnet, die von Vernunft und Rationalismus geprägt war. Seine Texte hatten jedoch auch oft eine humorvolle oder lightheartigen Unterton. Dieses, mit 18 Versen recht kurze Gedicht, scheint auf den ersten Blick fröhlich und lustig, mit einem Hauch von Freigeistigkeit und Leichtsinn.

Das lyrische Ich stellt sich selbst die Frage, ob es lieber trinken oder küssen soll, da sowohl der Weingott Bacchus als auch die Liebesgöttin Cythere es zu sich winken. Während Bacchus ihm die schweren Trauben seiner Rebstöcke zeigt, liegt im Schatten ein schlafendes, lächelndes Mädchen. Das lyrische Ich findet das Mädchen verlockender und will sich zu ihr legen, um unter den Trauben zu schlummern.

Die Versuchung durch den Weingott und die Liebesgöttin könnte symbolisch für den inneren Konflikt stehen, den das lyrische Ich durchlebt. Es scheint zwischen sinnlicher Lust und Trunksucht hin- und hergerissen. Es trifft schließlich die Entscheidung, für die verführerische Schönheit zu entscheiden und nutzt die Trauben des Bacchus als metaphorisches Bett.

Die Form des Gedichtes ist geprägt von kurzen, klaren Versen mit viel Visualität. Die Sprache ist ebenfalls klar, direkt und lebendig. Gleim zeichnet in seinen Versen ein plastisches Bild von der Szene und den beteiligten Charakteren. Er nutzt dabei viele sinnliche Beschreibungen, um die erotische und sinnliche Atmosphäre zu betonen. Letztendlich scheint das Gedicht im Kern eine Hymne an die Schönheit des Lebens und die Freude an der sinnlichen Lust zu sein, die der Vernunft und Rationalität der Aufklärung gegenüberstehen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Bacchus und Cythere“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Wilhelm Ludwig Gleim. Der Autor Johann Wilhelm Ludwig Gleim wurde 1719 in Ermsleben (Ostharz) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1735 und 1803. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Aufklärung zugeordnet werden. Bei Gleim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 93 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 18 Versen. Die Gedichte „Triolet“, „Das Lied von Gott“ und „Das Lied von der Freyheit“ sind weitere Werke des Autors Johann Wilhelm Ludwig Gleim. Zum Autor des Gedichtes „Bacchus und Cythere“ haben wir auf abi-pur.de weitere 167 Gedichte veröffentlicht.

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