Hesperos von Conrad Ferdinand Meyer
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Über schwarzem Tannenhange |
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schimmerst mir zum Abendgange, |
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eine Liebe fühl' ich neigen |
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sich in deinem Niedersteigen, |
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unbemerkt bist du gekommen, |
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aus der blassen Luft entglommen. |
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So mit ungehörten Tritten, |
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durch die Dämmrung hergeglitten, |
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kam die Mutter, die mir legte |
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auf die Schulter die bewegte |
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Hand, daß ich ihr nicht verhehle, |
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was ich leide, was mich quält, |
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und warum ich ohne Klage |
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mich verzehre, mich zernage. |
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Und ich schwieg, und unter Zähren |
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ließ sie meinen Trotz gewähren. |
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Hat sie Wohnung jetzt, die Milde, |
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dort in deinem Lichtgefilde? |
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Deiner Strahlen saug' ich jeden, |
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durch das Dunkle hör' ich reden, |
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— und mir ist, als ob die kühle |
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Hand ich auf der Schulter fühle, — |
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reden, nicht von Seligkeiten, |
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nur Erinnrung alter Zeiten! |
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Jetzt versteht sie ohne Kunde, |
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wer ich bin im Herzensgrunde. |
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Dies und jenes muß sie schelten, |
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andres läßt sie heiter gelten, |
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und sie meint, wie sich's entschieden, |
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gebe sie sich auch zufrieden ... |
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Abendstern, du eilst geschwinde! |
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Laß sie plaudern mit dem Kinde! |
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Freundlich zitternd gehst du nieder ... |
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Mutter, Mutter, komme wieder. |
Details zum Gedicht „Hesperos“
Conrad Ferdinand Meyer
1
34
171
1825 - 1898
Realismus
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Hesperos“ des Autors Conrad Ferdinand Meyer. 1825 wurde Meyer in Zürich geboren. In der Zeit von 1841 bis 1898 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Meyer handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 171 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 34 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Conrad Ferdinand Meyer sind „Die Füße im Feuer“, „Fülle“ und „Gespenster“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Hesperos“ weitere 80 Gedichte vor.
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