Wenn wir nun krafftlos ungestalt von Simon Dach

1	Wenn wir nun krafftlos ungestalt
2	Von aller Welt verlassen liegen,
3	Der Tod mus über uns Gewalt
4	Ohn einig' Hülff und Rettung kriegen.
5	Hin ist die Welt sampt ihrer Lust,
6	Der Sinnen Kräffte müssen brechen,
7	Wir röcheln mit der vollen Brust,
8	Die Zunge kann kein Wort mehr sprechen.
9	Es endet sich des Lebens Lauff
10	Sampt dieser Erden eiteln Dingen,
11	Die finstre Grabstat thut sich auff
12	Vnd sucht uns tieff hinein zuschlingen.
13	So meinet nicht, es sey gethan,
14	Vmb uns und unser gantzes Wesen,
15	Dieß war der blinden Heyden Wahn
16	Die nie von Glauben was gelesen.
17	Wir ziehen nur das irdisch aus
18	Vnd legen ab der Sünden Leiden,
19	Damit das schöne Himmels-Hauß
20	Vns könne herrlich überkleiden.
21	Vns die wir jetzt schon himmlisch sind
22	Vnd auff was zeitlich ist nicht sehen,
23	Denn dieß ist Schatten, Rauch und Wind
24	Und lässet sich wie Staub verwehen.
25	Nein sondern auff die Ewigheit
26	Ohn untterlaß die Hertzen lencken,
27	Da Gott ohn Weise, Maß und Zeit
28	Sich uns wird zu geniessen schencken.
29	So sollt ihr nun den Sinn allein
30	Hinauff wo Christus wohnet kehren,
31	Der unsrer Schatten Liecht wird seyn
32	Und unsern schnöden Leib verklären.
33	Gebt keiner leichten Wollust stat
34	Lasst euch die Sünde nicht bethören,
35	Weil dort nur Unschuld Stelle hat
36	Die Säw und Hund hinaus gehören.

Details zum Gedicht „Wenn wir nun krafftlos ungestalt“

Gedicht-Analyse

Simon Dach ist der Autor des Gedichtes „Wenn wir nun krafftlos ungestalt“. 1605 wurde Dach in Klaipeda (Memel) geboren. Zwischen den Jahren 1621 und 1659 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Bei Dach handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Der die Jahre 1600 bis 1720 umfassende Zeitraum gilt als Epoche der Barockliteratur, die sich in Deutschland während und nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) entfaltete. Als Epochenbezeichnung wird das aus dem Portugiesischen stammende Wort „Barock“ erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts genutzt. Das Leben war geprägt vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und der Pest. Die Menschen lebten in schwierigen Verhältnissen. Adelige lebten einen luxuriösen Lebensstil, wohingegen das normale Volk in bitterer Armut lebte. Die Fürsten wollten immer mehr Einfluss auf Lebensstil und Erziehung erlangen. Bauernaufstände und Unruhen führten zu einem langsamen Umdenken der Menschen und zu einem wachsendem Selbstbewusstsein. Es herrschte in der Epoche des Barocks ein antithetisches Weltbild. Luxus und Verschwendung im Leben der Adeligen standen Armut und Leid innerhalb der einfachen Bevölkerung gegenüber. Die Literatur im Barock war ebenso gekennzeichnet von inhaltlichen Widersprüchen. Jenseits und Diesseits standen sich ebenso gegenüber wie Ernst und Spiel oder etwa Sein und Schein. Die Epoche des Barocks vollzog einen Wandel von lateinischer zu deutscher Literatur. Die bedeutendste Literaturform der Epoche war dabei die Dichtung. Das Sonett war die häufigste Form eines Gedichts, die genutzt wurde. Herausragende Vertreter des Barocks waren unter vielen anderen: Martin Opitz, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Christian Weise und Andreas Gryphius.

Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 210 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Simon Dach sind „Entschlag dich aller Ding auff Erden“, „Aus Oseae C. 2. V. 19“ und „Wenn mich in meiner schweren Zeit“. Zum Autor des Gedichtes „Wenn wir nun krafftlos ungestalt“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 255 Gedichte vor.

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• Entschlag dich aller Ding auff Erden
• Aus Oseae C. 2. V. 19
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Zum Autor Simon Dach sind auf abi-pur.de 255 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.