Es wil des lieben Creutzes Pein von Simon Dach

Es wil des lieben Creutzes Pein
Zwar bey uns Menschen sauer ein:
Wir wollen gern die Rosen brechen,
Doch daß kein Dorn uns möge stechen,
Als könn ein Christ ohn Unglück seyn.
 
Was ist auff Erden hoch und werth,
Das uns ohn Arbeit wird beschehrt?
Wir müssen viel darüber leiden,
Den Schlaff sambt aller Wollust meiden,
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Nicht scheuen Hunger oder Schwerdt.
 
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Wer in dem Wettlauff eilt zum Ziel,
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Gibt auff den dicken Staub nicht viel:
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Und wer im kämpffen oder ringen
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Das Kleinoht sucht davon zu bringen,
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Schätzt die Gefahr für Kinderspiel.
 
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Nun ist der Himmel unser Gut,
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Das sich durch geiles Fleisch und Blut
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Und Zärtlichkeit nicht läst erhalten,
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Hie muß das Creutz ohn Ende walten
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Und zwingen uns den weichen Muht.
 
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Das Silber, sol es köstlich seyn,
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Geht siebenmahl das Feuer ein:
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Ein rechter Christ muß auch auff Erden
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Durch Noht und Todt geläutert werden,
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Sol er bestehn im Werth und Schein.
 
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Und selig ist derselbe Mann,
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Der die Anfechtung dulden kan:
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Denn wenn er nun nach vielen Wunden
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Bewährt und lauter ist gefunden,
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Nimbt ihn der Himmel herrlich an.
 
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Er überkömbt von Gottes Sohn
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Des Lebens unverwelckte Krohn,
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Ein Kleinod keinem zu vergleichen,
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Wer wollte für dem Creutz erbleichen
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Umb diesen allerschönsten Lohn?
 
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Welt, Pracht und Wollust zürnt mit mir,
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Komm liebes Creutz, der Frommen Zier,
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Mit der selbst Christus wollen prangen,
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Komm, laß dich stets von mir umbfangen,
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Am besten halt ich es mit dir.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.8 KB)

Details zum Gedicht „Es wil des lieben Creutzes Pein“

Autor
Simon Dach
Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
239
Entstehungsjahr
1605 - 1659
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Simon Dach ist der Autor des Gedichtes „Es wil des lieben Creutzes Pein“. Dach wurde im Jahr 1605 in Klaipeda (Memel) geboren. Zwischen den Jahren 1621 und 1659 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Bei Dach handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis 1720. Die Begrifflichkeit „Barock“ leitet sich vom portugiesischen Wort „barocco“ ab und bedeutet „schiefrunde, seltsam geformte Perle“. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hat die Literaturepoche des Barocks stark geprägt. Der Krieg war eine Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß. Die Menschen litten unter den Kämpfen, Hungersnöten und vornehmlich unter der Pest, an der eine Vielzahl von Menschen verstarb. Die Bevölkerungszahl in Deutschland ging um etwa 30 Prozent zurück. Es herrschte in der Literaturepoche des Barocks ein sehr gegensätzliches (antithetisches) Weltbild. Luxus und Verschwendung der Adeligen standen Armut und Leid innerhalb der einfachen Bevölkerung gegenüber. Die Literatur im Barock war ebenso geprägt von inhaltlichen Widersprüchen. Diesseits und Jenseits standen sich ebenso gegenüber wie Spiel und Ernst oder Schein und Sein. In der Dichtung des Barocks trat die deutsche an die Stelle der lateinischen Sprache, welche die Sprache der bedeutendsten deutschen Dichter im 16. Jahrhundert gewesen war. Dennoch war weiterhin die Elite Träger der Literatur. Im Barock war der überwiegende Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man dichtete bei Hofe als Fürstenhuldigung oder zur gehobenen Unterhaltung. Für wohlhabende Bevölkerungsschichten schrieben Dichter zum Anlass von Taufen, Beerdigungen, Hochzeiten. Die Lyrik des Barocks wird daher auch Gesellschaftsdichtung genannt.

Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 239 Worte. Weitere Werke des Dichters Simon Dach sind „Der Mensch hat nichts so eigen“, „Herr Gott, meine Seele bringet“ und „Herr vnser Gott, wenn ich betracht“. Zum Autor des Gedichtes „Es wil des lieben Creutzes Pein“ haben wir auf abi-pur.de weitere 255 Gedichte veröffentlicht.

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