An die Frau von Breszlerin von Johann Christian Günther

Du Sappho Schlesiens und Laura unsrer Zeit,
Frau, deren seltner Trieb Geschlechtern Glanz verleiht
Und deren am Parnaß gehäufte Vorzugsgaben
Der Nachwelt Eifersucht mit Ruhm zu hofen haben,
Gelehrte Breßlerin, ach biethe mir ein Theil
Von deinem Überfluß in netten Reimen feil
Und lehre mich anjezt mit holden Gnadenblicken
Die Kunst, das, was man denckt, natürlich auszudrücken.
Ich bitt es nicht vor mich, es geht dein Lob mit an,
10 
Damit ich nehmlich nur geschickt erklären kan,
11 
Welch ehrfurchtsvolle Lust mich jenen Tag entzückte,
12 
An dem dein guldner Mund mein truncknes Ohr erquickte.
13 
Man lud mich unverdient zu deiner Tafel ein,
14 
Dein Wiz versüßte mir den aufgedrungnen Wein,
15 
Der an und vor sich selbst das Blut zu flügeln wuste
16 
Und deinem Feuer doch an Adel weichen muste.
17 
Der Gürthel, den Homer der Venus angedicht,
18 
War blos von Zärtligkeit und Anmuth zugericht;
19 
Mich deucht, du habest ihn in unsrer Zeit gefunden
20 
Und jeden Reim damit der Ewigkeit verbunden.
21 
Vermehrte Socrates durch Lehr und Wißenschaft
22 
Bey Gästen manche Nacht der Speisen Werth und Kraft,
23 
So war . . . dein Geschmack und Urtheil von dem Dichten
24 
Das allerherrlichste von allen Schaugerichten.
25 
Die Liebe, wie man sagt, kam zwischen Salz und Meer
26 
Von Saamen aus der Höh aus Thau und Muschel her;
27 
Nun scheint die Fabel wahr, da Weißheit und Vergnügen
28 
Sich als ein Himmelskind in deinem Wappen wiegen.
29 
So wie kein Reisender, der blos nach Wundern zieht,
30 
In manchem Cabinet viel Kostbarkeiten sieht,
31 
Wo Meng und Pracht und Werth den müden Blick ergözen,
32 
Auf einmal fähig ist, sie ordentlich zu schäzen,
33 
Doch nachmahls, wenn die Nacht sein Haupt zu Bette legt,
34 
Im Finstern bey sich selbst des Tages Lust erwegt
35 
Und dann, soviel auch nur Schlaf und Gedächtnüß leidet,
36 
Die Bilder wiederholt und beßer unterscheidet
37 
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
38 
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.2 KB)

Details zum Gedicht „An die Frau von Breszlerin“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
38
Anzahl Wörter
289
Entstehungsjahr
1695 - 1723
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Johann Christian Günther ist der Autor des Gedichtes „An die Frau von Breszlerin“. Günther wurde im Jahr 1695 in Striegau geboren. Im Zeitraum zwischen 1711 und 1723 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Bei Günther handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Als Barockliteratur wird in der deutschen Geschichte der Literatur seit etwa 1800 die literarische Produktion in Europa im Zeitraum zwischen etwa 1600 und 1720 bezeichnet. Der Begriff „Barock“ stammt aus dem Portugiesischen und bedeutet so viel wie seltsam geformte, schiefrunde Perle. Die Bevölkerung Europas entwickelte sich nach dem Dreißigjährigen Krieg in verschiedene Richtungen. Der Krieg stellte ein prägendes Ereignis der damaligen Zeit dar. Auch die Pest übte einen starken Einfluss auf die Verhältnisse der damaligen Zeit aus. Hauptsächlich Krieg und Pest im Barock zeigen auch ein besonderes Merkmal auf: der Gegensatz. Zum einen Armut, Tod und Elend, zum anderen Prunk, Glanz und Macht. So lebte die einfache Bevölkerung in Armut, während Adelige einen protzigen Lebensstil bevorzugten. Im Barock wurde das Lateinische von der deutschen Sprache abgelöst. Die bedeutenden Vertreter der Dichtung der Barockzeit sind Paul Fleming, Martin Opitz, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Andreas Gryphius, Simon Dach, Johann Christian Günther, Friedrich von Logau und Angelus Silesius.

Das Gedicht besteht aus 38 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 289 Worte. Johann Christian Günther ist auch der Autor für Gedichte wie „Ich will lachen, ich will scherzen“, „Gedacht und auch geschehn. Ihr Pierinnen lacht“ und „Brich an, erfreutes Licht, las deine Freudenstunden“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An die Frau von Breszlerin“ weitere 264 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Johann Christian Günther

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Johann Christian Günther und seinem Gedicht „An die Frau von Breszlerin“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Johann Christian Günther (Infos zum Autor)

Zum Autor Johann Christian Günther sind auf abi-pur.de 264 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.