Grass, Günter Die Blechtrommel
Grass, Günter Die Blechtrommel Deutsch Günther, Referat, Hausaufgabe, Grass, Günter Die Blechtrommel
Themengleiche Dokumente anzeigen
Referat
Referat über Günter Grass’ Roman „Die Blechtrommel“
mit einer Kurzbiografie des Autors
Gliederung
- Leben und Werk Günter Grass’
- „Die Blechtrommel“
- Das Werk „Die Blechtrommel“
- 1 Vorstellung des Themas des Romans und kurz skizzierte Inhaltsangabe
- Der Aufbau des Buches
- Der Inhalt des ersten Buches
- Der Inhalt des zweiten Buches
- Der Inhalt des dritten Buches
- Der Bezug des Buches und der Person Oskar Matzerath zur Zeit des Nationalsozialismus
- Ein Bezug bzw. Vergleich des Buches und der Person Oskar mit Günter Grass und seiner eigenen Biographie
- Die Entstehung des Romans „Die Blechtrommel“
- Das Werk „Die Blechtrommel“
Die Blechtrommel“ im Urteil der Literaturkritik
Die Blechtrommel von Günter Grass gilt als eines der bedeutendsten Werke der deutschen Nachkriegsliteratur und hat seit seiner Veröffentlichung 1959 vielfältige Reaktionen in der Literaturkritik ausgelöst. Der Roman erzählt die Geschichte des kleinwüchsigen Oskar Matzerath, der beschließt, nicht mehr zu wachsen, und mit seiner Blechtrommel gegen die Heuchelei und Grausamkeit der Welt protestiert. Die Kritiker loben die außergewöhnliche Sprachkraft und den innovativen Stil des Autors, der surrealistische und groteske Elemente einsetzt, um die düstere Zeit des Nationalsozialismus und der deutschen Nachkriegsgesellschaft darzustellen.
Grass‘ Verwendung von schwarzem Humor und die schonungslose Darstellung deutscher Geschichte wurde von einigen Literaturkritikern als bahnbrechend und mutig gefeiert. Die Figur des Oskar Matzerath, die sich der gesellschaftlichen Norm verweigert und mit ihrer Trommel die Verdrängung der deutschen Schuld kommentiert, wurde als Symbol für die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit gedeutet. Manche Kritiker hoben hervor, dass Grass mit Die Blechtrommel die deutsche Literatur in ein neues Zeitalter geführt habe, indem er tabuisierte Themen aufgriff und die Verantwortung des Einzelnen in einer totalitären Gesellschaft thematisierte.
Gleichzeitig gab es auch kritische Stimmen. Einige Leser und Kritiker empfanden die bildhafte Sprache und die verschachtelte Erzählweise als schwer zugänglich und bemängelten die moralische Ambivalenz des Protagonisten, der oftmals egoistisch und manipulativ handelt. Die kontroverse Darstellung der Geschichte sorgte für Diskussionen darüber, ob Grass mit Oskar eine Figur geschaffen habe, die Mitleid oder Ablehnung hervorrufen sollte.
Insgesamt wird „Die Blechtrommel“ von der Literaturkritik als kraftvolles und provokantes Werk betrachtet, das die deutsche Geschichte schonungslos hinterfragt und den literarischen Diskurs über Vergangenheitsbewältigung maßgeblich beeinflusst hat. Der Roman bleibt bis heute ein Meilenstein der Literatur und ein vielschichtiges Werk, das Leser und Kritiker immer wieder neu herausfordert.
Günter Grass
Günter Grass wurde am 16. Oktober 1927 als Sohn eines kleinen Ladenbesitzers und seiner Frau Helene Grass, die eigentlich selbst den Laden, ein Kolonialwarengeschäft, führte, in der freien Stadt Danzig geboren. Sein Vater hatte zuvor in einer Papierfabrik gearbeitet und war dort arbeitslos geworden. Günter Grass ist Sohn einer gemischtnationalen Ehe. Sein Vater war Deutscher, seine Mutter Kaschubin. Bei den Kaschuben handelt es sich um eine kleine slawische Volksgruppe, die im Danziger Raum lebt und alle Wanderungsbewegungen überstanden hat. Diese neben den Deutschen und Polen dritte Nationalität spielt eine große Rolle in Grass’ Werk, soweit es sich auf Danzig bezieht. Grass sagte selbst einmal in einem Interview: „Diese beiden Elemente [also die deutsche und die kaschubische Nationalität] rivalisieren in mir.“
Günter Grass wuchs in relativ kleinbürgerlichen Verhältnissen im Danziger Vorort Langfuhr auf. Dort besuchte er zunächst die Volksschule und dann das Gymnasium Conradinum. Schon in seiner Schulzeit war Grass Mitglied einer Buchgemeinschaft und ging öfter mit der Mutter ins Theater. Mit zehn Jahren wurde Grass Mitglied des Jungvolkes, mit vierzehn Jahren wurde er in die Hitlerjugend eingegliedert, und mit fünfzehn Jahren war er Luftwaffenhelfer. Das Kriegsende erlebte Grass nicht mehr in Danzig, denn 1944 zog man ihn, den 17-jährigen Jungen, als Soldat, genauer gesagt als Panzerschütze, in den Zweiten Weltkrieg ein.
Günter Grass war zwar nie ein richtiger Hitler-Anhänger oder ein fanatischer Nationalsozialist, doch so absolut dagegen war er seinerzeit wohl auch nicht. Denn er machte seine „Karriere“ während der NS-Zeit nicht widerwillig, und seine politische Einsicht wuchs erst nach dem Krieg, obwohl erste Ansätze schon vorher vorhanden gewesen sein mussten. So las er neben Ernst Jüngers „In Stahlgewittern“ während der Kriegsjahre auch Remarques streng verbotenes „Im Westen nichts Neues“, welches in einem Bücherschrank seines Onkels Verbot und Verbrennung überlebt hatte.
Günter Grass wurde 1945 an der Ostfront bei Cottbus verwundet und gelangte von dort in ein Lazarett nach Marienbad in Böhmen. Somit geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. In einem bayerischen Gefangenenlager begann für Grass die Bewältigung der Vergangenheit. Aus Bayern ließ sich Grass 1946 in ein britisches Gefangenenlager, das Munsterlager in der Lüneburger Heide, verlegen. Aufgrund einer Schulterverletzung wurde er vor einer längeren Kriegsgefangenschaft als Bergarbeiter in Großbritannien bewahrt.
Nach seiner Entlassung ging er mit einem Mitgefangenen nach Köln zu dessen Mutter, da er von seinen Eltern noch keine Nachricht erhalten hatte. Dort stieg er auf Vermittlung der Mutter seines Mitgefangenen in kleinere Schwarzmarktgeschäfte ein. Er war seinerzeit unentschlossen, ob er wieder aufs Gymnasium gehen sollte, um das Abitur zu machen. An die von ihm angestrebte Ausbildung als Bildhauer war in dieser vom täglichen Kampf gegen den Hunger bestimmten Zeit nicht zu denken.
Nach einem kurzfristigen Aufenthalt im Saargebiet ging Grass nach Göttingen, wo er nun doch noch sein Abitur nachholen wollte. Doch er fühlte sich dort nicht wohl und verließ die Schule bald wieder. Er wurde dann Bergarbeiter in einem Kalibergwerk bei Hannover. Nachdem er dort fast ein Jahr gearbeitet hatte, erhielt er endlich eine erste Nachricht von seinen Eltern. Diese waren aus Danzig geflüchtet, hatten sich kurz in der sowjetischen Besatzungszone aufgehalten und waren dann bei einem Bauern im Rheinland untergekommen. Grass zog zu seinen Eltern und seiner 16-jährigen Schwester ins Rheinland. In den Jahren 1946 bis 1949 machte er eine Steinmetz- und Steinbildhauerlehre.
Ab dem Wintersemester 1949 studierte Grass an der Kunstakademie in Düsseldorf und lebte dort bescheiden in einem Caritasheim. 1951 unternahm Grass eine Reise nach Italien, und 1952 gelangte er erstmals nach Paris. Diesen Reisen sollten in den darauffolgenden Jahren viele, meist beruflich begründete, in alle Teile der Welt folgen. So unternahm Grass 1955 eine Reise nach Spanien; 1957 und 1959 reiste er nach Polen und in den Jahren 1961 und 1962 zu Vorträgen nach Skandinavien und England.
Im Jahr 1952 verlegte Grass seinen Wohnsitz aus dem „Wirtschaftswunder-Düsseldorf“ nach Berlin (West), wo die Auswirkungen des Krieges deutlicher sichtbar blieben, und wurde dort Schüler des Bildhauers Karl Hartung. 1954 starb Grass’ Mutter im Alter von 56 Jahren. Im selben Jahr heiratete Günter Grass seine erste Frau Anna Margaretha Schwarz, welcher der Roman „Die Blechtrommel“ gewidmet ist.
Erste Anerkennung als Schriftsteller erhielt Grass bei einem Lyrikerwettbewerb des Stuttgarter Rundfunks, bei dem er 1955 den Hauptpreis für das Gedicht „Lilien aus dem Schlaf“ gewann. Sein erster Lyrikband „Die Vorzüge der Windhühner“ erschien 1955/1956. Dramatische Werke, die in den Jahren entstanden, als Grass durch ein Stipendium eines Verlages über Wasser gehalten wurde, fanden zwar teilweise gute Kritiken, jedoch keinen Intendanten.
Von 1956 an lebte Grass mit seiner Familie in Paris. Hier begann er mit seiner Arbeit an der Blechtrommel. Als Grass 1958 auf einer Tagung der „Gruppe 47“, einer Vereinigung deutscher Schriftsteller, Teile seines derzeit noch unfertigen Romans „Die Blechtrommel“ vorlas, wurde ihm der mit 3000 DM dotierte Literaturpreis verliehen. Das Manuskript des Romans beendete Günter Grass im Frühjahr 1959. Der Roman wurde noch im Herbst desselben Jahres veröffentlicht und entwickelte sich zu einem großen Welterfolg, der Grass auch von materiellen Sorgen befreite.
1960 brachte Günter Grass einen neuen Gedichtband mit dem Namen „Gleisdreieck“ heraus. Im gleichen Jahr erhielt Grass den Literaturpreis des Verbandes deutscher Kritiker. 1961 folgte sein nächstes größeres bedeutendes Werk, die Novelle „Katz und Maus“. Ein Jahr darauf wurde Grass ein französischer Literaturpreis verliehen. Nach dem weltweiten Erfolg der „Blechtrommel“ war der Weg auch für Grass’ dramatische Arbeiten geebnet.
Nach kleineren Stücken wie „Hochwasser“ (Uraufführung 1957 in Frankfurt am Main), „Onkel, Onkel“ (Uraufführung 1958 in Köln), „Noch zehn Minuten bis Buffalo“ (Uraufführung 1959 in Bochum) und „Goldmäulchen“ wurden 1961 „Die bösen Köche“ als ein abendfüllendes Stück im Werkstatttheater des Schillertheaters Berlin aufgeführt.
1963 veröffentlichte Grass den Roman „Hundejahre“, der seinerzeit in der Kritik für erhebliche Diskussionen sorgte. Gemeinsam mit der „Blechtrommel“ und der Novelle „Katz und Maus“ bilden die „Hundejahre“ Grass’ sogenannte „Danziger Trilogie“. In Berlin, wo Grass Mitarbeiter des „Spandauer Volksblatts“ war, versuchte er gemeinsam mit Wolfgang Neuss und Uwe Johnson, einen Durchbruch durch die Uniformität der Berliner Presse zu erkämpfen. Dieser gesellschaftspolitischen Aktion folgten sowohl Proteste gegen die Unterdrückung der Freiheit in der DDR als auch Proteste gegen die Politik der Bundesrepublik. In diese Linie passt sein Theaterstück „Die Plebejer proben den Aufstand”, welches das Verhalten Brechts während des Berliner Aufstandes am 17. Juni 1953 behandelt.
Von 1964 bis zuletzt März 1970 reiste Grass jährlich in die USA, um aus seinen Arbeiten zu lesen. 1965 wurde Günter Grass der Georg-Büchner-Preis verliehen. Es folgten 1968 der Fontane- und der Theodor-Heuss-Preis. In den Jahren 1967 bis 1969 erschienen Grass’ dritter Lyrikband „Ausgefragt“ (1967), ein Band von Reden, Aufsätzen, offenen Briefen und Kommentaren, welcher „Über das Selbstverständliche“ (1968) betitelt wurde, das Buch „Über meinen Lehrer Döblin und andere Vorträge“ (1968) und schließlich sein dritter großer Roman „Örtlich betäubt“ (1969). Dieser, der vor allem in den USA zu einem Riesenerfolg wurde und ein Protest gegen den Vietnamkrieg ist, gehört zu den Büchern, in denen Grass sowohl soziale als auch politische Themen behandelt.
Dies ist typisch für seine Bücher ab dem Ende der 60er Jahre. Weitere Bücher dieser Art sind „Der Butt“ (1977), eine Interpretation der Beziehungen der Geschlechter während der Geschichte, „Die Rättin“ (1986), eine Vision über das Ende der Menschheit, die Grass’ Angst vor einem nuklearen oder einem Umweltdesaster widerspiegelt bzw. ausdrückt, und „Unkenrufe“ (1992), ein Buch, das die deutsch-polnischen Beziehungen behandelt.
Im Frühjahr 1970 schrieb Grass das Libretto zu einem neuen Ballett von Aribert Reimann. 1973 unternahm Grass eine Reise nach Israel. 1976 wurde Grass Ehrendoktor der Harvard University in den USA. Außerdem ist er Ehrendoktor der Kenyon University in Ohio. 1978 erschien, wie oben schon erwähnt, Grass’ umfangreicher Roman „Der Butt“. Es folgten 1979 „Das Treffen in Telgte“ und im Jahr darauf „Kopfgeburten“. 1982 wurde Günter Grass für seine Arbeit in Rom der Feltrinelli-Preis verliehen. 1986 veröffentlichte Grass dann den Roman „Die Rättin“.
Von 1986 bis 1987 lebte Günter Grass für einige Monate in den Vororten von Kalkutta in Indien. Bereits 1975 hatte er eine erste Reise in dieses Land unternommen. Aus Indien brachte Günter Grass 1987 sein Tagebuch „Zunge zeigen“ mit, in welchem er die abendländische Mitschuld am Elend der indischen Bevölkerung darstellt. Grass’ bisher letztes bedeutendes Werk war „Ein weites Feld“, das 1995 erschienen ist und von der Kritik mit gemischten Gefühlen aufgefasst wurde. Das Thema dieses Buches ist die Deutsche Wiedervereinigung, die anhand der Person des Treuhandmitarbeiters Wuttke dargestellt wird.
Am 19. April erhielt Günter Grass in Kopenhagen den mit etwa 130.000 Mark dotierten Sonning-Preis. Seine bisher letzte Ehrung wurde Herrn Grass mit der Vergabe des Thomas-Mann-Preises der Stadt Lübeck am 5. Mai 1996 zuteil. Günter Grass, der auch heute noch in Berlin lebt, ist einer der großen literarischen Vertreter der Nachkriegsliteratur.
* Diese Aussage bezieht sich auf den Beschluss der Kopenhagener Universität vom Dezember 1995 und ist nur zutreffend falls keine Änderung der Entscheidung, wie bei Grass z. B. 1959 in Bremen, vorgenommen worden ist.
Die Blechtrommel
Grass’ Roman „Die Blechtrommel“ handelt von dem seit Beginn seines vierten Lebensjahres bis zu seinem 22. Lebensjahr zwergwüchsigen Oskar Matzerath. Dieser 1924 in Danzig geborene Junge stürzt sich an seinem 3. Geburtstag in den Keller hinunter, um nicht weiterwachsen zu müssen. In diesem Roman wird die Lebensgeschichte des Jungen unter den Einflüssen des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges beschrieben. Es folgt die Nachkriegszeit, in der Oskar im Endeffekt in einer Irrenanstalt landet.
Der Roman „Die Blechtrommel“ ist in drei Bücher aufgebaut. Das erste Buch beschreibt die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, das zweite Buch die Zeit während des Zweiten Weltkrieges und das dritte Buch die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland. Jedes dieser Bücher ist dann noch einmal in kleinere, mit Überschriften benannte Kapitel untergliedert. Zu beachten ist beim Aufbau dieses Werkes weiterhin der chronologische Ablauf der Erzählhandlungen. Oskar Matzerath wurde 1924 geboren und hat 1927 willentlich sein Wachstum eingestellt. Im Nachkriegsdeutschland hat ihn eine Irrenanstalt aufgenommen, in welcher er im Verlauf zweier Jahre, von 1952 bis 1954, seine Autobiographie schreibt. Demgemäß unterscheidet man zwei Romanebenen: die Erzählzeit, welche die genannten beiden Jahre umspannt, und die Zeit, von der erzählt wird, nämlich die Jahre 1899 bis 1954. Davon zusätzlich ist noch die eigentliche Erzählebene zu unterscheiden.
Zur Erzählform des Buches sei noch zu bemerken, dass Oskar von sich sowohl in der ersten als auch in der dritten Person erzählt. Die Übergänge sind fließend und ein Wechsel findet manchmal innerhalb desselben Satzes statt. Bei der Person Oskar Matzerath handelt es sich um einen Ich-Erzähler mit auktorialen Zügen. Nachzuweisen ist dies unter anderem auf Seite 241*², wo Oskar berichtet: „Niemand hätte vom Strand aus sehen können, wie Greff das Fahrrad ablegte [...] Fragen Sie mich bitte nicht, woher ich das weiß, Oskar wusste damals so ziemlich alles [...]“
Das erste Buch der Blechtrommel beginnt mit einer Selbstvorstellung Oskar Matzeraths. Dieser Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt, die sich, wie später erwähnt wird, in Altena im Sauerland befindet, erzählt seine eigene Biographie von seiner Geburt 1924 in Danzig bis in die Zeit des westlichen Nachkriegsdeutschland. Oskar bzw. der Roman beginnt, nachdem er dem Leser noch kurz seine Situation und seinen Pfleger vorstellt, jedoch mit einer Abhandlung über seine Vorfahren. In den mit den Überschriften „Der weite Rock“ und „Unterm Floß“ erzählt er von seinen mütterlichen Großeltern und der Heirat seiner Eltern. Es folgt die Beschreibung von Oskars Geburt. Anschließend wird dargestellt, wie Oskar sich an seinem dritten Geburtstag die Kellertreppe herunterstürzt. Dies wird als Grund für die Einstellung seines Wachstums angesehen.
Oskar bekommt, wie bei seiner Geburt von der Mutter versprochen, an seinem 3. Geburtstag die Blechtrommel. Er lernt trommeln und zieht des Öfteren trommelnd durch die Stadt. Er ist nicht bereit, seine Blechtrommel auch nur für einen Moment wegzugeben. Auch ist Oskar in der Lage, mit seiner schrillen Stimme Glas zu zerschreien. Oskar sorgt durch sein Trommeln bei verschiedenen Veranstaltungen und Anlässen, so beispielsweise auch bei einer Kundgebung der Nationalsozialisten, für Verwirrung und richtet mit seiner Stimme auch allerlei Zerstörung an. Oskars Mutter stirbt und wird beerdigt.
Im Herbst 1937 lernt Oskar den Meister Bebra kennen, den er früher im Zirkus schon einmal gesehen hat, und Roswitha Raguna, die beide ebenfalls kleinwüchsig sind. Außerdem befreundet er sich in dieser Zeit mit dem Kellner Herbert Truczinski. Im Jahr 1938 wird der Laden, in welchem Oskar seine weiß-rot lackierte Blechtrommel gekauft hat und der einem Mann namens Sigismund Markus, einem Juden, gehört, von den Nationalsozialisten zerstört.
Das zweite Buch beginnt mit den ersten Kampfhandlungen in Danzig, kurz vor dem eigentlichen Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Im August 1939 versetzt der Hausmeister Kobyella die Polnische Post in Danzig in den Verteidigungszustand. Es folgen Kämpfe um das Gebäude der Polnischen Post. Jan Bronski, Oskars Onkel, den Oskar aber als seinen wahren Vater ansieht, und der Hausmeister Kobyella verteidigen die Post, die die Heimwehr stürmen will.
Das Gebäude der Polnischen Post fällt, der Hausmeister stirbt. Jan Bronski, wie gesagt Oskars mutmaßlicher Vater, wird wegen Freischärlerei erschossen. Am ersten September, also genau zum Zeitpunkt des Beginns des Zweiten Weltkrieges, gesteht sich Oskar ein, dass seine Trommel, nein sogar er selbst, der Trommler, erst seine Mutter und dann seinen „Onkel und Vater“ (S.288) ins Grab gebracht hat. Denn er, Oskar, hatte den Männern von der Heimwehr in einer Art „Judasschauspiel“ erzählt, dass ihn Jan Bronski mit in die Post geschleppt hätte, um ihn als Kugelfang zu benutzen. Er wurde dafür „getätschelt und gerettet“, sein Onkel aber grausam getreten und behandelt und im Endeffekt, zwar nicht aus diesem direkten Grund, sondern eben wegen Freischärlerei, erschossen.
Ende 1939 taucht Maria, die jüngste Schwester von Oskars Freund Herbert, dem Kellner, im Geschäft des Vaters auf. Denn Oskar war zu klein und außerdem auch nicht gewillt, hinter dem Ladentisch im Geschäft zu stehen. Diese Maria wird zu Oskars erster richtiger Liebe. Bei einem Badetag an der Ostsee kommt es zu ersten seltsam anmutenden amourösen Szenen. Anfang November 1940 besteht kein Zweifel mehr. Maria ist schwanger. Oskar, so meint er, wäre der Vater, doch entdeckt er ein Zusammensein von seinem angeblichen Vater mit ihr. Dieser heiratet Maria dann auch, doch Oskar bleibt auch weiterhin davon überzeugt, dass es sein Kind sei. Oskar versucht vergeblich, Maria zu überreden, das Kind abzutreiben. Vergebens, am 12. Juni 1941 wird sein Kurt, so hatte ihn Herr Matzerath, sein angeblicher Vater, genannt, geboren. Zu seinem dritten Geburtstag, so verspricht es Oskar, soll auch er von ihm eine Blechtrommel bekommen.
An Kurts zweitem Geburtstag weilt Oskar nicht in Danzig-Langfuhr, sondern in Metz. Denn er trifft vor einer Danziger Schule, einer derzeitigen Luftwaffenkaserne, seinen alten Freund Bebra. Gemeinsam mit ihm und Roswitha geht er an die Westfront, um dort Fronttheater zu spielen. So kommt er unter anderem auch nach Paris, wo er Arm in Arm mit Roswitha durch die Stadt spazieren geht. Auch hat er hier Auftritte vor verwöhnten deutschen Wehrmachtsangehörigen und er zersingt seine Gläser sogar nach einer kunsthistorisch-chronologischen Folge. Oskar hatte zwar seine Lieben daheim nicht vergessen, doch er schickte auch keine Nachricht. Er bot ihnen einfach die Möglichkeit, ein Jahr ohne ihn zu leben.
Im April 1944 ziehen sie mit ihrem Fronttheater an den Atlantikwall, um dort Aufführungen zu geben. Roswitha stirbt beim Angriff der alliierten Truppen, während sie versucht, einen Becher Kaffee aus der Feldküche zu holen. Bebra und Oskar kehren nach Berlin zurück, wo sie sich trennen, und Oskar trifft einen Tag vor Kurts Geburtstag in seiner immer noch unversehrten Heimatstadt Danzig ein. Die Begrüßung seines Vaters bei seiner Heimkehr ist so herzlich, dass sich Oskar von jenem Tage an „nicht nur [...] Oskar Bronski, sondern auch Oskar Matzerath nannte [...]“. Oskar schenkt seinem Sohn Kurt eine Trommel, welche dieser jedoch nicht annimmt und zugleich zu Schrott zerschlägt.
Oskar wird Anführer einer Jugendbande namens die Stäuber. Es folgen Brand und Zerstörung Danzigs durch die Russen. Oskar bringt Herrn Matzerath, den er inzwischen als seinen richtigen Vater ansieht, um. Er steckt ihm beim Eindringen der Russen sein Parteiabzeichen mit geöffneter Anstecknadel zu, welches dieser dann verschluckt und daran stirbt. Es folgt seine Beerdigung. Oskar gesteht sich ein, dass er es satt hatte, sein Leben lang einen Vater mit sich herumschleppen zu müssen. Oskar schmeißt seine Trommel in das offene Grab seines Vaters und beschließt zu wachsen. Als er dann von seinem Sohn Kurt mit einem Kieselstein am Hinterkopf getroffen wird, fällt er ins Grab und beginnt zu wachsen. Mit einem Alter von 21 Jahren beginnt er nun wieder an Größe zuzunehmen.
Oskar wird krank. Die herbeigerufene Ärztin rät Oskar und seinen Angehörigen, in Richtung Westen „weg[zu]kommen“ (S.489). So fahren sie dann auch mit einem Güterzug Richtung Westen. Hier findet ein Wechsel des Erzählstils statt. Da Oskar, wie es geschrieben steht, aufgrund seiner geschwollenen Finger schlecht schreiben kann, bittet er seinen Pfleger Bruno Münsterberg, dies zu tun. So erfolgt eine Umänderung des autobiographischen Stils in eine Erzählform der dritten Person. Auch wenn Oskar in seiner Biographie teilweise ebenfalls über sich selbst in der dritten Person schreibt, so stellt der Pfleger Oskars Situation objektiver dar und vermittelt dem Leser ein anschaulicheres Bild über ihn.
Oskar, Maria und Kurt fahren mit diesem Zug lange Zeit Richtung Westen. Denn des Öfteren wird der Zug von ehemaligen Partisanen oder polnischen Jugendbanden angehalten und ausgeraubt. Auch den Rucksack von Maria wollte eine solche Bande mitnehmen, als sie aber das Fotoalbum, welches Oskar noch schnell herausgezogen hatte, sahen, ließen sie den Rucksack fallen und nahmen das Gepäck anderer Reisender und verschwanden.
Auch, so meint Oskar, hat das ständige Rütteln und Schütteln während der Eisenbahnfahrt sein Wachstum gefördert. Er meint, er sei während der Fahrt um etwa zehn Zentimeter gewachsen, doch leider hat sich das Ausbilden eines Buckels nicht verhindern lassen. Oskar wird in Lüneburg in ein Krankenhaus eingeliefert, wird aber bald darauf nach Hannover überwiesen. Frau Maria sieht Oskar lange Zeit nicht, denn sie wohnt weit entfernt, da es in der Nähe der Klinik keinen Wohnraum gibt. Später findet sie eine Stelle als Putzfrau in der Klinik, muss aber jeden Tag drei Stunden zur Arbeit fahren. So stimmen die Ärzte einer Verlegung nach Düsseldorf zu, wo Maria eine Wohnberechtigung erhalten hat. Denn dort hat ihre Schwester eine Wohnung, in welcher sie ein Zimmer abgibt. In der Düsseldorfer Klinik liegt Oskar von August 1945 bis Mai 1946. Dann wird er noch einmal von seinem dortigen Pfleger Münsterberg gemessen und verlässt mit 1,23 m die Klinik. Somit kann er nun ein neues erwachsenes Leben beginnen.
Das dritte Buch beginnt damit, dass Maria sich mit Schwarzhandel den Lebensunterhalt verdient. Oskar tritt im Frühjahr 1947 als Praktikant in eine Steinmetzerei ein. Im Jahr 1948 macht er Maria einen Heiratsantrag, welchen diese jedoch ablehnt. Oskar gibt seine Stelle bei der Steinmetzerei auf und geht in die Kunst. Er hat seine Absicht aufgegeben, ein guter Biedermann zu werden. Oskar stellt sich als Modell, allerdings auch als Aktmodell, den Professoren und Schülern der Kunstakademie zur Verfügung. Dies tut er dann auch gemeinsam mit der ehemaligen Schneiderin Ulla. Ein daraus entstehendes Aktbild sieht Maria. Sie ist enttäuscht über ihn. Sie überredet ihn, die gemeinsame Wohngemeinschaft zu kündigen und ein Zimmer in der Nähe zu nehmen. Er zieht bei Familie Zeidler als Untermieter ein. Ein anderer Untermieter bei Zeidlers ist die Schwester Dorothea, die Oskar ganz genau inspiziert, insbesondere etwas eifersüchtig die Briefe, welche sie von einem gewissen Doktor Weber, Arzt im Marienhospital, empfängt. Gemeinsam mit einem weiteren Untermieter Zeidlers, namens Münzer, von Oskar jedoch Klepp genannt, und einem Gitarristen namens Scholle gründet Oskar eine Kapelle. Die drei treten im „Zwiebelkeller“ des Gastwirtes Schmuh auf. Oskar trommelt die Gäste dort zur Tür heraus. Schmuh stellt einen Stehgeiger an, holt die drei dann aber doch wieder zurück, weil sonst die besten Gäste fernzubleiben drohen. Herr Schmuh verunglückt tödlich und ein ehemaliger Gast, Dr. Dösch, welcher eine Konzertagentur leitet, bietet einen lukrativen Vertrag an. Vor dem Beginn des Vertrages will Oskar jedoch noch eine Reise in die Normandie machen, wo er im Zweiten Weltkrieg mit dem Fronttheater war.
Dann begibt sich Oskar zur Konzertagentur West, wo Dr. Dösch ihn mit offenen Armen empfängt. Dösch meldet Oskar beim Chef an. Zu seiner Überraschung findet er hinter dem großen Schreibtisch seinen noch lebenden Freund Meister Bebra in einem Rollstuhl. Meister Bebra stellt Oskar erst einmal ein wenig über seine Vergangenheit und seine begangenen direkten oder indirekten Morde zur Rede. Oskar unterschreibt hier einen Arbeitsvertrag für Konzerttourneen, welchen er aber erst, nachdem er ihn unterschrieben hat, zu lesen bekommt. Schlimmes hatte Oskar befürchtet, aber nichts dergleichen enthielt dieser Vertrag. Oskar wird durch seine Tourneen ein reicher Mann. Als er von einer Tournee zurückkommt, ist Meister Bebra tot. Um ihn trauernd leiht sich Oskar einen Rottweiler, mit dem er einsame Spaziergänge macht.
Eines Tages stöbert der Hund einen weiblichen, beringten Finger in einem Feld auf. An dem Ring ist ein Edelstein. Oskar steckt den Finger samt Ring ein. Dies hat ein Mann namens Gottfried von Vittlar aus seinem Schrebergarten beobachtet. Dieser Mann, den Oskar sogar als einen Freund betrachtet, zeigte ihn damals bei der Polizei an. Dieser hatte ihn jetzt gerade wieder einmal in der Heilanstalt besucht. Als Vittlar Oskar damals zu Hause besuchte, hatte Oskar den Finger in einem Weckglas aufbewahrt und dieses angebetet. Vittlar hatte die Worte genau notiert, denn die Angaben über die Besitzerin des Ringfingers glichen denen über die ermordete Dorothea. Oskar fordert Vittlar später auch auf, Anzeige zu erstatten, er selber flieht dann aber erst einmal.
Damit endet die zweite, die innere Romanebene, und Grass kehrt auf die äußere Romanebene, die Erzählzeitebene, zurück. Oskar schreibt, dass er, als er damals floh, 28 Jahre alt war und heute gerade seinen 30. Geburtstag begeht. Es erscheint gerade heute an seinem 30. Geburtstag sein Anwalt mit der Meldung, dass man eine neue Spur in dem Ringfingerprozess gefunden hat und dieser wieder neu aufgerollt wird. Eine gewisse Schwester Beate soll aus Eifersuchtsgründen Schwester Dorothea aufgrund des Dr. Werners getötet haben. Oskar wurde damals aufgrund des Fundes für schuldig befunden, jedoch nicht für voll genommen und in die Heilanstalt eingeliefert.
Der Roman „Die Blechtrommel“ besitzt einen großen zeithistorischen Gehalt, welcher „mithin schon äußerlich an der formalen und chronologischen Gliederung des Werkes sichtbar wird. Denn der Krieg als Geschichtsperiode bildet nach Aufbau und Thematik dieses Werkes genau die Romanmitte. Die „Blechtrommel“ ist zwar auch ein politisches und geschichtliches Buch, doch in erster Hinsicht ist und bleibt es die Wiedergabe von Oskar Matzeraths Lebenslauf, in welchem sich die Geschehnisse seiner Zeit widerspiegeln. Günter Grass enthält sich in seinem Werk auch einer direkten Beschreibung der Kriegsereignisse und der politischen Vorgänge. Er lässt die Geschehnisse Gestalt gewinnen, indem er sie in Bezug auf die Romanfiguren widerspiegelt. So ist Oskar beispielsweise mit Aufmärschen oder Versammlungen der Nationalsozialisten beziehungsweise Hitlerjugend mit seiner Trommel zugegen oder es ist in Bezug auf die Störtebeckerbande von BdM-Führerinnen die Rede. Günter Grass umgeht es in diesem Roman auch, eine ständige Anprangerung des Nationalsozialismus und des Krieges vorzunehmen. Er kritisiert zwar die Zeit der Nationalsozialisten, jedoch findet sich in diesem Werk keine Spur von Hass auf das Regime. Grass zeigt alle Situationen aus der Perspektive des zumindest in dieser Hinsicht ganz normalen Kleinbürgers Oskar Matzerath. Es mag sein, dass Günter Grass diesen Roman auch geschrieben hat, um dem Verdrängungsprozess der Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges mit seinen Mitteln entgegenzuwirken. Denn auch sein Romanheld Oskar Matzerath gibt zu, dass er versucht, bestimmte Geschehnisse, wie zum Beispiel den Mord an Jan Bronski, weitestgehend aus seinen Gedanken zu verdrängen beziehungsweise wie er selber bezeichnend sagt, „auszuradieren“.
Der erste Hinweis auf den zeitgeschichtlichen Hintergrund des Werkes findet sich in dem Kapitel „Falter und Glühbirne“, wo geschrieben steht: „Der Krieg [, hiermit ist der Erste Weltkrieg gemeint,] hatte sich verausgabt. Man bastelte, Anlass zu ferneren Kriegen gebend, Friedensverträge.“ „Das Gebiet ... [um Danzig] ... wurde zum Freien Staat erklärt und dem Völkerbund unterstellt“ (S.40/41). Das sich wieder zunehmend mit Spannung füllende Verhältnis zwischen Deutschen und Polen wird anhand einer Schlägerei zwischen dem Polen Stephan, dem Sohn des Cousins von Oskars Mutter, Jan Bronski, und einem deutschen Jungen dargestellt. Wie an dieser Stelle, so sind auch an vielen anderen Stellen des Werkes die Zeitereignisse eng mit der Romanhandlung verknüpft. Es wird beispielsweise erzählt, dass sich Vater Matzerath seit dem Tod der Mutter nur noch für seinen „Parteikram“ interessiert. Auch werden seine Sammlungen für das Winterhilfswerk, eine Organisation zur Stärkung der Kampfmoral der Soldaten während der Kriegsjahre, erwähnt, an welchen sich Oskar auch selber einmal beteiligt. Die Judenpogrome werden anhand der Ermordung des Spielwarenhändlers Sigismund Markus’, bei dem Oskar regelmäßig seine Trommeln zu kaufen pflegte, und der Zerstörung seines Ladens dargestellt.
Die ersten Kriegsereignisse kurz vor dem eigentlichen Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Danzig werden aus der Sicht Oskars, welcher mit seinem „Onkel“ und mutmaßlichen Vater in die Polnische Post gekommen ist, dargestellt. Diese wird von der Heimwehr angegriffen und eingenommen. Weitere Kriegsereignisse werden in Form von Sondermeldungen, welche Oskar im Radio hört, dargestellt. Die Siegesmeldungen, welche in Danzig aus den Lautsprechern klingen, werden durch Oskars Trommeln begleitet und fließen somit in die Romanhandlung ein. Die Ereignisse in Stalingrad und der Niedergang Rommels in Nordafrika werden in Verbindung mit Ereignissen in Oskars Familie dargestellt. So heißt es, in Bezug auf Stalingrad, dass Oskar sich „aber weniger um die sechste Armee...“, als, „vielmehr um Maria[s]...“ Grippe sorgte (S.376). Das Ende von Rommels Afrikakorps wird mit dem Ende von Kurtchens Keuchhusten verglichen.
Aktiv am Kriegsgeschehen nimmt Oskar während seiner Zeit in Bebras Fronttheater teil, wo er mit einer Propagandakompanie nach Frankreich geht. Oskar Matzerath erlebt den Westwall, den Atlantikwall und die Invasion der Alliierten. Das Leid und der Tod hierbei werden am Beispiel des Todes von Roswitha erwähnt. Es folgen Bombenangriffe und schließlich erlebt Oskar die Zerstörung seiner Heimatstadt Danzig. Er sieht den Brand und die Vernichtung der Stadt allerdings nur, weil er auf dem Dachboden seine Trommel, seinen Rasputin und Goethe und einen Falter von Roswitha gelagert hat, welche er unbedingt in Sicherheit bringen will. Auch anhand dieses Beispiels werden Leid und Zerstörung gezeigt.
Das Ende der Nationalsozialistischen Partei (Deutschlands) wird am Ersticken des Vaters Matzerath an seinem Parteiabzeichen dargestellt, welches Oskar ihm beim Eindringen der Russen mit geöffneter Anstecknadel zugesteckt hat. Gleichzeitig wird er auch noch von einem russischen bzw. sowjetischen Soldaten erschossen. Mit dieser Szene, „welche eine geniale Erfindung des Romanautors [Günter Grass] ist“ (S.52, Quelle 4), wird das Ende des Dritten Reiches auf sehr anschauliche Weise dargestellt. Etwas ausführlicher wird die Vertreibung der Deutschen aus Danzig und den anderen Ostgebieten am Beispiel der Matzeraths dargestellt. Es folgt dann die Darstellung der Schwierigkeiten, denen diese Leute gegenüberstanden, und wie sie versuchen mussten, in der neuen Heimat Fuß zu fassen.
Weitere Fakten, die allerdings nicht jedem Leser im ersten Moment auffallen dürften, und einen historischen Bezug besitzen, findet man in den einzelnen Textabschnitten wieder. So deutet beispielsweise Oskars permanentes Trommeln sicherlich auf die gesamte Zeitsituation beherrschende Aggressivität hin. Das Trommeln signalisiert das kriegerische Tun und die militärische Disziplinierung, die seinerzeit herrschten. Es stellt einen Kontakt zu den zerstörerischen Strebungen der nationalsozialistischen Zeit her. Ähnliches lässt sich von Oskars Fähigkeit, mit seiner Stimme Glas zu zerschreien, feststellen. Ab Ende 1932, aus Anlass des Zerschreiens der Scheiben im Foyer des Danziger Stadttheaters, wird Oskar, welcher „bislang nur aus zwingenden Gründen geschrien hatte“ (S.115) an diesem Punkt „zu einem Schreier ohne Grund und Zwang“ (S.115). Im historischen Bezug gesehen bedeutet dies wohl, dass mit der nahe bevorstehenden Machtergreifung der Nationalsozialisten die Aggressionen wieder zunehmen. Des Weiteren mag das Zerscherben von Glas auf die durch den Krieg hervorgerufene Beschädigung von militärischen und zivilen Objekten hindeuten. Auch stellt Grass eine Verbindung zwischen der schrillen und zerstörerischen Stimme seiner Hauptperson und den Kriegswaffen her, indem er sie mit dem „Nazi-Terminus 'Wunderwaffe’“ benennt. Weiterhin ist interessant festzustellen, dass sich Oskar genau am 1. September 1939 seine große Schuld eingesteht, seine Mutter und seinen „Onkel und Vater“ (S.288) ins Grab gebracht zu haben. Dabei sind Parallelen von der Individualperson Oskar zum gesamten deutschen Volk sichtbar, welches genau an diesem Tag erkannt haben dürfte, wohin es Hitler und seine Partei mit seiner Unterstützung gebracht hat. Wichtig zu bemerken sei auch, dass Oskar genau zum Zeitpunkt der deutschen Kapitulation und des Kriegsendes, nämlich im „Mai 1945“, sein Wachstum wieder aufnimmt und somit versucht, einem normalen Leben entgegenzuwachsen.
Eine Quelle sieht in Oskar Matzerath auch eine direkte Verbindung zu der Figur Adolf Hitlers. Denn auch Adolf Hitler stammte aus einem kleinbürgerlichen Milieu und lehnte sich genauso wie Oskar Matzerath mit vehementem Protest gegen die materielle Enge des Sozialmilieus und gegen die väterliche Autorität auf. Weiterhin erinnern an Hitler die öfter beschriebene Blauäugigkeit Oskars und sein „weltumfassendes Halbwissen“. Auch wurde Hitler vor allem in politischen Auseinandersetzungen während der letzten Jahre der Weimarer Republik des Öfteren als „Trommler“ tituliert und dargestellt.
In dem Werk „Die Blechtrommel“ und in der Person Oskar Matzerath sind aber auch viele Bezugspunkte zu Günter Grass’ eigener Biographie zu sehen. Es spiegeln sich sogar einige Elemente aus Grass’ Biographie in Oskar Matzeraths Lebenslauf wider. Denn Günter Grass lässt seinen Helden an vielen Schauplätzen und Orten, an denen er selber aufgewachsen ist, leben und handeln. So sind einige Lebensabschnitte dieser beiden Personen sicherlich von Günter Grass nicht nur rein zufällig gleich oder ähnlich gewählt worden. Zum einen dürfte Grass durch das Kennen der Schauplätze, an denen er die Handlung des Buches stattfinden lässt, tatsächlich geschehene Ereignisse leichter mit einfließen haben lassen können, und zum anderen kann er die Situation seines Helden selbst nachempfinden, da auch er sie als Kind beziehungsweise Jugendlicher so erlebt hat. Sowohl Günter Grass als auch sein Romanheld Oskar Matzerath wachsen im Danziger Stadtteil Langfuhr während der späten zwanziger Jahre auf und verbringen dort ihre Kindheit und frühe Jugend. Auch ist Grass’ Romanheld, genau wie er selbst, der Sohn eines kleinen Kolonialwarenhändlers, und es existieren auch in seiner Familie mehrere Nationalitäten. Grass selbst, so sagt er, verfügte als Kind, genau wie sein Romanheld Oskar, über eine sehr genaue Beobachtungsgabe. Eine Gemeinsamkeit existiert auch zwischen Oskars „Onkel“ Jan Bronski und Grass’ Onkel Franz. Denn auch dieser war Angestellter der Polnischen Post und wurde bei der Kapitulation der Verteidiger tatsächlich von der Heimwehr erschossen.
Günter Grass musste, wenn auch unter anderen Umständen, seine Heimatstadt Danzig verlassen und gelangte nach dem Krieg nach Westdeutschland. Die Flucht aus Danzig mit all ihren Strapazen und Schwierigkeiten dürfte Grass aber von seinen Verwandten so übermittelt bekommen haben. Grass lernte in Westdeutschland unter anderem die Romanschauplätze Hannover und Düsseldorf in der Nachkriegszeit kennen. Er machte, genau wie sein Romanheld Oskar, eine Steinmetzlehre und kam später, zwar nicht als Modell, sondern als Student, ebenfalls an die Kunstakademie in Düsseldorf. Außerdem war er nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft in Köln, genauso wie die Romanfigur Maria in Düsseldorf, an kleineren Schwarzmarktgeschäften beteiligt. Auch genaue Orts- und Situationsbeschreibungen, wie beispielsweise die Beschreibung des Stadtteils Danzig-Langfuhr, des Danziger Brands, welchen Grass ebenfalls so von seinen Angehörigen geschildert bekommen haben dürfte, und die Beschreibung der örtlichen Gegebenheiten in Düsseldorf sind Grass durch das persönliche Kennen und Erleben möglich gemacht worden.
Ebenfalls fließen tatsächlich in Günter Grass’ Leben vorhandene Orte in die Romanhandlung mit ein. So dient zum Beispiel das Düsseldorfer Jazzlokal Dixieland, in dem Günter Grass abends mit Freunden musizierte, als Vorbild für den „Zwiebelkeller“ in der Blechtrommel. „Die Blechtrommel“ entstand in den Jahren 1956 bis 1959 in einem kleinen Pavillon in einem Pariser Hinterhof, wo Günter Grass damals mit seiner Frau Anna lebte. Seinen Ursprung hatte der Blechtrommler in der Figur eines Säulenheiligen gehabt. Diesen hatte Günter Grass im Jahre 1952, während einer Reise durch Frankreich, auf der er ununterbrochen schrieb, kreiert. Einer anderen Quelle zufolge, wo Grass aus einem Interview zitiert wird, ist der Gedichtzyklus „Der Säulenheilige“ allerdings schon während der Zeit von Grass’ Autostop-Reisen in den Jahren 1950/51 entstanden. Das Gedicht „Der Säulenheilige“, welches nur noch in Bruchstücken erhalten ist und nie veröffentlicht wurde, birgt die Keimzelle des Romans „Die Blechtrommel“. Das Gedicht wurde von Grass verworfen, aber die Figur des Säulenheiligen und die entrückte Perspektive blieben interessant. Die Perspektive des Säulenheiligen wurde für die Figur des allwissenden Zwerges Oskar Matzerath im Grunde genommen noch ausgebaut. Die Einsamkeit des Säulenheiligen ist verbunden mit Oskars Angst und seiner Sehnsucht nach Rückkehr in den Mutterleib. Zwar hat der Autor die Säule und mit ihr den erhöhten Standpunkt seiner Hauptperson aufgegeben, er bleibt aber von der ihn umgebenden Gesellschaft deutlich abgehoben.
Im Spätsommer 1952 trat die Person des Oskar Matzeraths tatsächlich im Leben des Günter Grass in Erscheinung. Bei der Rückkehr von einer Reise aus Südfrankreich über die Schweiz sah er bei einer Kaffeetafel einen dreijährigen Jungen mit einer Blechtrommel. Günter Grass fiel an diesem Jungen die „selbstverlorene Vergessenheit [...] an sein Instrument“ auf und wie dieser gleichzeitig die „Erwachsenenwelt“, die nachmittäglich plaudernde Kaffeewelt, ignorierte. Für drei Jahre blieb diese „Findung“ vergessen, bis dieser Junge 1956 aus Grass’ Erinnerung wieder auftauchte und er mit seiner Arbeit an dem Roman, welchem er seiner Frau Anna widmete, begann.
„Die Blechtrommel“, wie auch nach ihr noch die „Hundejahre“ und vor kurzem gerade erst „Ein weites Feld“, wurde in der Literaturkritik sehr unterschiedlich aufgefasst. Es gab als Reaktion auf dieses Werk „Schreie der Freude“ und „Hymnen“ auf der einen Seite und Schreie des Entsetzens, der Empörung und der Entrüstung auf der anderen Seite. Die unterschiedlichen Ansichten über das Werk gingen mitten durch einen Literaturpreis, welchen man Günter Grass eigentlich für anerkennen wollte, hindurch. Eine unabhängige Jury erkannte Grass zum Jahresende 1959 den Bremer Literaturpreis zu, der Bremer Senat, welcher formal zustimmen musste, verweigerte dies und erkannte ihm somit den Preis wieder ab. „Die Blechtrommel“ wurde jedoch trotz allem zu einem großen Erfolg und zählt schon heute zu den klassischen Werken der deutschen Nachkriegsliteratur.
Quellen:
- Volker Neuhaus, Günter Grass - Die Blechtrommel - Interpretationen; 1. Auflage © 1982 R. Oldenbourg Verlag GmbH, München
- V. Neuhaus - Stuttgart, Metzler, 1979 / J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag (ISBN 3 - 476 - 10179 - 7)
- Günter Grass - Materialienbuch, herausgegeben von Rolf Geißler; Sammlung Luchterhand - Juni 1976, Luchterhand Verlag Darmstadt und Neuwied
- Königs Erläuterungen und Materialien, Band 159 - Günter Grass - Die Blechtrommel von Edgar Neis; C. Bange Verlag - Hollfeld
- Günter Grass „Die Blechtrommel“ - Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München (dtv); 4. Auflage Januar 1996 - © 1993 Steidl Verlag, Göttingen (nach dieser Ausgabe sind außer *² alle Seiten der Zitate angegeben)
- einige digitalisierte Zeitungsartikel und Berichte oder Lexikoneinträge (Internet), - z.B: EMP; Encyclopaedia Britannica; taz - Jörg Lau (TAZ - Bericht vom 26.08.1995 - Seite 13/14),taz - Matthias Deutschmann (TAZ - Bericht vom 31.08.1995 - Seite 4), taz - Karl Schlögel (TAZ - Bericht vom 04.09.1995 - Seite 10), Contrapres Media GmbH; Presse und Informationsamt der Hanse- stadt Lübeck, (LyNet GmbH); Maja Groothuis; Meulenhoff Amsterdam; Die Welt (19.08.1995) - Bericht von Reinhard Tschapke;
Für die Seitenangabe von *² wurde das Werk Günter Grass „Die Blechtrommel“, als Sonderausgabe 1984, Darmstadt und Neuwied verwendet.
Anmerkung: Eine Angabe von Seiten bei der Wiedergabe bestimmter Textstellen war mir aufgrund der Sekundärliteratur nicht vollständig möglich. Diese verwendete nämlich andere mir nicht vorliegende Ausgaben der Blechtrommel, wodurch mir ein Auffinden gewisser Textzitate nicht immer gelang. Desweiteren war mir auch eine genauere Quellenangabe nicht möglich, da es sich bei den Quellen meistens um Kopien handelte und somit eine Zuordnung der Seiten zu den einzelnen Werken nicht mehr erfolgen konnte.
Im folgenden hier noch ein paar kurze Worte zu der im Internet veröffentlichten Version meines Referates.
Bei dem Ihnen hier vorliegenden Text handelt es sich um ein Deutsch - Referat der 12. Klasse, welches ich im Winter 1996/1997 erstellt habe. Die der Untersuchung und Erläuterung des Werks vorangestellte Biographie dürfte im Wesentlichen vollständig sein und alle bedeutenden Lebensabschnitte und Leistungen des Autors beleuchten. Trotzdem habe ich bei meiner Quellenarbeit teilweise einander widersprechende Angaben gefunden. In diesen Fällen habe ich mich dann meistens für die in den meisten Quellen geläufige Version entschieden. Sollten Ihnen dennoch Fehler auffallen, so wäre ich Ihnen für eine kurze Nachricht dankbar.
Zu dem Werk „Die Blechtrommel“ sind in dem vorhergehenden Text nur einige wenige Punkte zur genaueren Untersuchung und Interpretation ausgewählt worden. Der Ihnen hier vorliegende Text erhebt also in keinerlei Weise Anspruch auf Vollständigkeit. Es lassen sich noch viele weitere Besonderheiten, wie beispielsweisedie von Grass verwendeten stilistischen Mittel, untersuchen.
Ich hoffe, dass Ihnen mein Referat vielleicht eine kleine Hilfe für Ihre Arbeit bzw. Ihren Vortrag oder Aufsatz sein kann.
Für Anregungen und Kritiken können Sie sich gerne unter folgender E-Mail - Adresse an mich wenden:
markus.daniel.schmidt@t-online.de
So, nun wünsche ich wünsche Ihnen noch viel Spaß und Vergnügen beim Durcharbeiten
meines Textes.
Hochachtungsvoll
Daniel Schmidt
Folgende Referate könnten Dich ebenfalls interessieren:
Die nachfolgenden Dokumente passen thematisch zu dem von Dir aufgerufenen Referat:
- Grass, Günter - Die Blechtrommel (Inhaltsangabe und Chronologie der Handlung)
- Grass, Günter - Mein Jahrhundert (Beschreibung der Kurzgeschichten 1970, 1978 und 1981)
- Grass, Günter - Im Krebsgang (Zusammenfassung)
- Literatur - Aufarbeitung 2. Weltkrieg
- Weisenborn, Günter - Die Aussage (Inhaltsangabe und Interpretation)
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt