Was man von galanten Kindern von Johann Christian Günther
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Was man von galanten Kindern, |
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Mit vergälltem Munde spricht, |
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Kan die Sehnsucht nicht verhindern, |
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Die der Werth ins Auge sticht, |
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Daß sie dir bey stiller Ruh |
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Ein geheimes Opfer thu. |
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Als ich dich in unsern Gaßen |
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Nur verstohlen angeblickt, |
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Fing ich alles an zu haßen, |
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Was sich hier mit Ehrgeiz schmückt; |
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Die Verwundrung nahm mich ein, |
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Dir ein stilles Lied zu weihn. |
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Mir gefiel dein freyes Wesen, |
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Welches Blick und Gang bewies, |
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Und ich wüntschte dem den Beesen, |
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Der es neulich Frechheit hies, |
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Nach der Thorheit unsrer Stadt, |
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Die viel falsche Meinung hat. |
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Tadler- und Verleumdungsmeßer |
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Biegen wie geschlifnes Bley, |
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Scheint dein Bild doch schön und beßer |
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Als das neidische Geschrey. |
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Wer dich sieht und das nicht glaubt, |
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Ist wohl des Geschmacks beraubt. |
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Wendung, Gang, Person und Lachen |
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Laßen mich zum Überfluß |
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Bey mir selbst die Rechnung machen, |
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Was wohl der genießen muß, |
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Den der Stern vergnügter Nacht |
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Deines Umgangs würdig macht. |
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Auf dergleichen Marmor gleiten, |
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Den man aus dem Busen gräbt, |
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Ist ein Fall von großen Leuten, |
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Der ins Paradies erhebt; |
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Gift aus feuervoller Hand |
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Wird ein süßer Tod genand. |
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O wie zärtlich mag sichs küßen, |
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Wenn man deine Zunge fühlt |
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Und ihr Scherz mit sanften Bißen |
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Um die heiße Lippen spielt; |
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So ein küzlich Aus und Ein |
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Mag des Himmels Vorschmack seyn. |
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Wär auch zehnmahl deine Liebe |
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Ein vor mich verbothner Baum, |
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Gäb ich doch dem starcken Triebe |
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Solcher süßen Sünden Raum, |
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Weil die Schuld, so es verlezt, |
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Aller Strafen Qual ersezt. |
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Lieben achtet kein Geseze, |
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Und die angenehme Spur |
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So entzündter Liebesschäze |
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Ist ein Antrieb der Natur, |
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Die uns nicht zuwieder spricht; |
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Das versteht der Pöbel nicht. |
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Drum so lache, kluge Schöne, |
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So vernünftig, als du thust, |
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Wenn du irgend das Gehöhne |
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Tummer Spötter hören must, |
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Weil dein ungebundner Geist |
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Hier und da mit Küßen speist. |
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Jugend, Lust und schöne Wangen |
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Stehn fast stündlich auf der Flucht, |
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Sind die einmahl weggegangen, |
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Werden sie umsonst gesucht; |
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Wer die Bahn der Klugheit tritt, |
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Nimmt sie fein bey Zeiten mit. |
Details zum Gedicht „Was man von galanten Kindern“
Johann Christian Günther
11
66
330
1695 - 1723
Barock
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Was man von galanten Kindern“ des Autors Johann Christian Günther. Der Autor Johann Christian Günther wurde 1695 in Striegau geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1711 bis 1723 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Günther handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Als Literatur des Barocks wird in der deutschen Geschichte der Literatur seit etwa 1800 die literarische Produktion in Europa im Zeitraum zwischen etwa 1600 und 1720 bezeichnet. Der Begriff „Barock“ stammt aus dem Portugiesischen und bedeutet so viel wie schiefrunde, seltsam geformte Perle. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden große Teile Deutschlands zerstört. Die Bevölkerung, damals durch ein starkes soziales Gefälle zwischen Provinz und Hof geprägt, litt folglich unter den immensen Auswirkungen des Krieges. Unzählige Menschen starben an den Folgen der Pest und des Krieges. Die Epoche des Barocks wurde davon stark beeinflusst. Die Epoche des Barocks in der deutschen Literaturgeschichte wurde von Gegensätzen geprägt. Dabei standen vorwiegend das Jenseits und das Diesseits oder der Schein und das Sein im Mittelpunkt der barocken Dichtung. Von Gegensätzen geprägt war auch das Leben der Bevölkerung. So lebte der überwiegende Teil der Bevölkerung in Armut, Adelige hingegen lebten einen luxuriösen Lebensstil. Die Dichter der Renaissance nutzten noch die lateinische Sprache, die Autoren der Literaturepoche des Barocks begannen, ihre Werke in deutscher Sprache zu veröffentlichen. Die bedeutenden Vertreter der Dichtung im Barock sind Paul Fleming, Martin Opitz, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Andreas Gryphius, Johann Christian Günther, Simon Dach, Friedrich von Logau und Angelus Silesius.
Das Gedicht besteht aus 66 Versen mit insgesamt 11 Strophen und umfasst dabei 330 Worte. Der Dichter Johann Christian Günther ist auch der Autor für Gedichte wie „Warum man mich in keiner Kirche sieht?“, „Kein Schulpferd ist so gut zum Springen abgericht“ und „Ich will lachen, ich will scherzen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Was man von galanten Kindern“ weitere 264 Gedichte vor.
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Zum Autor Johann Christian Günther sind auf abi-pur.de 264 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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