Weisenborn, Günther - Die Aussage (Inhaltsangabe und kurze Analyse)

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Günther Weisenborn, Interpretation, Analyse, Referat, Hausaufgabe, Weisenborn, Günther - Die Aussage (Inhaltsangabe und kurze Analyse)
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Referat

Interpretation: „Die Aussage“ (Günther Weisenborn)

In der Kurzgeschichte „Die Aussage“ von Günther Weisenborn von 1947 geht es um das Aufrechterhalten menschlicher Stärken – wie Hilfsbereitschaft – unter unmenschlichen Bedingungen wie hier in einem Gefängnis.

Der Autor Günther Weisenborn

Günther Weisenborn wurde am 10. Juli 1902 in Velbert geboren und verstarb am 23. März 1969 in Berlin. Weisenborn war ein deutscher Schriftsteller und Dramaturg. Nach Abschluss seines Studiums 1927 war er zunächst als Schauspieler an verschiedenen Theatern tätig und wurde 1928 Dramaturg an der Berliner Volksbühne, wo sein Antikriegsstück U-Boot S4 uraufgeführt wurde.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden seine Bücher verboten, er konnte jedoch (unter den Pseudonymen W. Bohr, Christian Munk und Eberhard Foerster) weiterhin schreiben. Nach kurzer Emigration in die USA kehrte er Ende 1937 nach Deutschland zurück und führte dort ein Doppelleben: Einerseits war er Teil des nationalsozialistischen Kulturbetriebs (seit 1941 Dramaturg am Schillertheater in Berlin), andererseits unterstützte er die Widerstandsorganisation Rote Kapelle. 1942 wurde er verhaftet und entgeht der Vollstreckung des Todesurteils nur durch den Umstand, dass seine Akte im Luftkrieg verbrannt ist. Im April 1945 wurde Günther Weisenborn von der Roten Armee aus dem Zuchthaus Luckau befreit. Nähere Details über den Zeitraum seines Gefängnisaufenthaltes sind auch der Dauerausstellung Topographie des Terrors in der Niederkirchnerstraße in Berlin-Kreuzberg zu entnehmen, weil Günther Weisenborn neben seinem Aufenthalt im Zuchthaus Luckau auch von 1942 bis 1943 im Sitz der dort ansässigen Leitung der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) inhaftiert war. Zum damaligen Zeitpunkt war die Niederkirchnerstraße auch als Prinz-Albrecht-Straße bekannt. Nach dem Krieg gründete er das Hebbel-Theater in Berlin und war von 1951 bis 1954 Chefdramaturg der Kammerspiele in Hamburg. Zudem übte er eine Tätigkeit als Bürgermeister des in der Nähe von Luckau gelegenen Ortes Langengrassau aus.

Inhaltsangabe & Analyse

Das gesamte Geschehen der Kurzgeschichte „Die Aussage“ spielt sich in einem Gestapogefängnis zur Zeit des dritten Reichs ab. Zwei Häftlinge, die in separaten Todeszellen gefangengehalten werden, warten auf ihren sicheren Tod. Der Erzähler der Geschichte versucht mit seinem Zellennachbarn per Klopfzeichen Kontakt aufzunehmen. Anfangs wird die Verständigung erschwert, weil beide Häftlinge zunächst verschiedene Klopfzeichen benutzen und weil sie unter der Beobachtung der Gestapo stehen. Auch scheitert sein Versuch, weil sein Zellnachbar seine Zeichen nicht entschlüsseln kann. Später jedoch versteht er ihn und der Erzähler der Geschichte bittet ihn, seine Aussage zurückzunehmen, da ihn dies vor dem Tod retten kann. Er verspricht seinem Nachbarn dies zu tun und teilt ihm noch am selben Abend mit, dass er sie zurückgenommen hat. Als Dank dafür schenkt ihm der Erzähler eine Bleistiftmine, die für seinen Zellennachbarn von großer Bedeutung ist. Diese will er ihm am nächsten Morgen bei einem Spaziergang geben. Er hofft gerettet zu sein.

Das Verstehen des Textes ist umso besser möglich, wenn man sich selbst schon einmal in einer schwierigen Lage befunden hat, aus der man sich ohne Hilfe von anderen gar nicht mehr herauswinden konnte. Dadurch dass die Geschichte in der Ich-Erzählperspektive geschrieben ist, fällt es dem Leser einfacher, sich selbst in das Geschehen hineinzuversetzen bzw. mitten im Geschehen zu sein und dies macht die Geschichte richtig spannend.

Keiner, weder Erzähler noch Leser der Geschichte, ist allwissend. Beide verfügen über das gleiche Wissen. Der Leser erlebt das Geschehen also zur gleichen Zeit wie der Erzähler, dadurch ist der Text auch spannender. Die Personen der Kurzgeschichte sind beide anonym. Es werden keine Namen genannt. Das Ausschlaggebende an ihnen ist nämlich nicht wer, sondern wann und unter welchen Umständen. Durch die ständige Bedrohung der Gestapo scheint es den beiden unmöglich irgendwie dem Tod zu entkommen. Doch Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft sind stärker als Bedrohung und Unterdrückung.

Der Erzähler benutzt Wiederholungen, das sieht man zum Beispiel anhand der Z. 10. Auch benutzt er Metaphern. Eine davon ist in den Zeilen 40 und 41 zu finden. Das Geschehen ist im Text auch in unterschiedlicher Weise dargeboten. Am Anfang Z. 1-54 beschränkt sich der Erzähler auf einen einfachen Erzählbericht. Danach kommt ein Teil, in dem die beiden Gefangenen miteinander kommunizieren. Dies ist zwar keine wirkliche wörtliche Rede, trotzdem aber gut damit vergleichbar, da es sich um eine in dem Moment erlebte Kommunikation handelt. Ebenfalls benutzt er die indirekte Rede in Z. 49-50. Auch das szenische kommt in dieser Geschichte vor, und zwar in Z. 55-68. Dadurch dass der eine Gefangene die Aussage zurücknehmen wird, zeigt sich, dass die Menschlichkeit überwiegt. Auch wenn es nur ein kleiner Gefallen ist, hat es für beide Häftlinge eine große Wirkung.

Das unvermittelte Ende des Textes soll den Leser in Spannung versetzen. Die Frage, ob der Erzähler nun letzten Endes gerettet werden konnte oder eben nicht, bleibt dem Leser selbst überlassen. Diese Kurzgeschichte ist sehr anschaulich und detailliert geschrieben. Der Leser bekommt somit eine gute Vorstellung der Situation im dritten Reich. Auch fällt es dem Leser leicht sich durch die Ich-Erzählperspektive mit den Personen zu identifizieren.

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