Der Kranich von Theodor Fontane

Rauh ging der Wind, der Regen troff,
Schon war ich naß und kalt;
Ich macht’ auf einem Bauernhof
Im Schutz des Zaunes halt.
 
Mit abgestutzten Flügeln schritt
Ein Kranich drin umher.
Nur seine Sehnsucht trug ihn mit
Den Brüdern über’s Meer;
 
Mit seinen Brüdern, deren Zug
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Jetzt hoch in Lüften stockt,
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Und deren Schrei auch ihn zum Flug
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Gen Süden ruft und lockt.
 
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Und sieh, er hat sich aufgerafft,
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Es gilt ja Lenz und Glück;
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Umsonst, der Schwinge fehlt die Kraft,
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Und ach, er sinkt zurück.
 
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Nur Hahn und Huhn zum Schabernack
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Umkrähn ihn jetzt voll Freud: –
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Es jubelt stets das Hühnerpack
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Bei eines Kranichs Leid.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Der Kranich“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
107
Entstehungsjahr
1851
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Kranich“ wurde von Theodor Fontane geschrieben, einem deutschen Schriftsteller und Poeten, der von 1819 bis 1898 lebte. Fontane gilt als bedeutender Vertreter des Realismus in Deutschland und dieses Gedicht kann in dieses Schema eingeordnet werden.

Auf den ersten Blick erweckt das Gedicht eine melancholische und düstere Stimmung, da das Hauptthema die erfolglose Sehnsucht und das Leid des Kranichs zu sein scheinen. Die ausweglose Situation des Kranichs scheint mit dem rauen Wetter und der harten Umgebung des Bauernhofs korrespondieren.

In einfachen Worten geht es um eine melancholische Geschichte eines Kranichs, der auf einem Bauernhof unter dem Schutz des Zauns lebt. Seine Flügel sind abgestutzt, weshalb er nicht mit seinen Brüdern über das Meer fliegen kann. Trotz der Sehnsucht, die ihn antreibt, fehlt ihm die Kraft zum Fliegen. Als dieser versucht, sich aufzuraffen und zu fliegen, sinkt er zurück, was zu Hohn und Spott durch Hahn und Huhn führt.

Sprachlich zeichnet das lyrische Ich ein klares Bild der harschen Umgebung des Kranichs und seiner verzweifelten Situation. Die Allegorie des Kranichs, dessen Flügel nicht stark genug sind, um dem Ruf seiner Brüder in den Süden zu folgen, kann als Ausdruck von Ohnmacht und Unfreiheit interpretiert werden.

In Sachen Form besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit jeweils vier Versen, also einem Vierheber. Der Reim ist durchgehend gekreuzt. Diese traditionelle Form unterstützt den melancholischen Inhalt des Gedichts und betont den traurigen Kontrast zwischen der Freiheit, die die anderen Kraniche genießen, und der Situation des abgestutzten Kranichs.

Zusammenfassend ist „Der Kranich“ ein gefühlvolles und melancholisches Gedicht, das die harte Realität des Lebens symbolisiert und eine klare Kritik an mangelnder Mitgefühl und Spott in der Gesellschaft liefert. Es stellt den Inbegriff von Fontanes realistischem Schreibstil dar.

Weitere Informationen

Theodor Fontane ist der Autor des Gedichtes „Der Kranich“. Geboren wurde Fontane im Jahr 1819 in Neuruppin. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1851. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Realismus zuordnen. Bei Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 107 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Theodor Fontane sind „An Lischen“, „An Marie“ und „An meinem Fünfundsiebzigsten“. Zum Autor des Gedichtes „Der Kranich“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 214 Gedichte vor.

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