So einer war auch er von Arno Holz
1 |
Liegt ein Dörflein mitten im Walde, |
2 |
Überdeckt vom Sonnenschein, |
3 |
Und vor dem letzten Haus an der Halde |
4 |
Sitzt ein steinalt Mütterlein. |
5 |
Sie läßt den Faden gleiten |
6 |
Und Spinnrad Spinnrad sein, |
7 |
Und denkt an die alten Zeiten |
8 |
Und nickt und schlummert ein. |
|
|
9 |
Heimlich schleicht sich die Mittagsstille |
10 |
Durch das flimmernde grüne Revier. |
11 |
Alles schläft; selbst Drossel und Grille |
12 |
Und vorm Pfluge der müde Stier. |
13 |
Da plötzlich kommt es gezogen |
14 |
Blitzend den Wald entlang, |
15 |
Und vor ihm hergeflogen |
16 |
Trommel- und Pfeifenklang. |
|
|
17 |
Und in das Lied vom alten Blücher |
18 |
Jauchzen die Dörfler: Sie sind da! |
19 |
Und die Mädels schwenken die Tücher, |
20 |
Und die Jungens rufen: Hurra! |
21 |
Gott schütze die goldenen Saaten, |
22 |
Dazu die weite Welt; |
23 |
Des Kaisers junge Soldaten |
24 |
Ziehn wieder ins grüne Feld! |
|
|
25 |
Sieh, schon schwenken sie um die Halde, |
26 |
Wo das letzte der Häuschen lacht. |
27 |
Schon verschwinden die ersten im Walde, |
28 |
Und das Mütterchen ist erwacht. |
29 |
Versunken in tiefes Sinnen, |
30 |
Wird ihr das Herz so schwer, |
31 |
Und ihre Tränen rinnen: |
32 |
?So einer war auch er!" |
Details zum Gedicht „So einer war auch er“
Arno Holz
4
32
164
1863 - 1929
Naturalismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „So einer war auch er“ stammt von dem Dichter Arno Holz, der vom 26. April 1863 bis zum 26. Oktober 1929 lebte. Damit ist es in die Epoche des Naturalismus einzuordnen.
Vom ersten Eindruck her ist das Gedicht sehr visuell und detailliert, wodurch eine lebendige und klare Atmosphäre entsteht. Man ist als Leser direkt in der Szene, kann sich das Dörfchen im Wald und die alte Mutter gut vorstellen.
Das lyrische Ich erzählt vom friedlichen Leben in einem Wald-Dorf, das durch das Eintreffen von Soldaten unterbrochen wird. Die Dorfbewohner reagieren erfreut und jubeln, während eine alte Mutter, die offenbar einen Sohn verloren hat, mit Trauer und Wehmut reagiert. Das lyrische Ich scheint diese militärischen Züge und die damit verbundene Glorifizierung kritisch zu sehen, es stellt das individuelle Leid und die Folgen des Krieges in den Vordergrund.
Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit jeweils acht Versen. Die Verse sind in einem einfachen, verständlichen Sprachstil verfasst und haben keinen erkennbaren Reimschema. Die Sprache ist aber voller Bilder und Metaphern, die das Gedicht lebendig wirken lassen und es dem Leser erlauben, die Landschaft und die Ereignisse lebhaft zu visualisieren.
In Bezug auf die Form ist das Gedicht sehr rhythmisch und melodisch, was seinem erzählenden Charakter gut entspricht. Trotz des dramatischen Inhalts hat es einen sanften Klang, der geschickt die Atmosphäre und die Stimmung im Dorf wiedergibt. Der wiederholte Einsatz von Ausrufen („Hurra!“) verstärkt die Atmosphäre und bringt Dynamik in das Gedicht.
Insgesamt bietet das Gedicht „So einer war auch er“ von Arno Holz einen kritischen Blick auf den Krieg und seine Folgen. Es zeigt das Kontrastbild zwischen der Freude der Dorfbewohner und der Trauer der Mutter und übt damit Kritik am militärischen Hurra-Patriotismus. Das Gedicht regt zum Nachdenken an und hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck.
Weitere Informationen
Das Gedicht „So einer war auch er“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Arno Holz. Im Jahr 1863 wurde Holz in Rastenburg, Ostpreußen geboren. Im Zeitraum zwischen 1879 und 1929 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Naturalismus zugeordnet werden. Holz ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 164 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Arno Holz ist auch der Autor für Gedichte wie „Rote Rosen“, „Vor meinem Fenster“ und „Ninon“. Zum Autor des Gedichtes „So einer war auch er“ haben wir auf abi-pur.de weitere 17 Gedichte veröffentlicht.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Arno Holz
Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Arno Holz und seinem Gedicht „So einer war auch er“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.
- Holz, Arno: Die Familie Selicke
- Holz, Arno - Rote Dächer (Gedichtanalyse)
- Bäume - das Holz des Baumes
- Echte Hausschwamm (Serpula lacrymans) - ein holzzerstörender Pilz
- Wall, Jeff - Leben und Werke
Weitere Gedichte des Autors Arno Holz (Infos zum Autor)
- Trinklied
- Selbstportrait
- An die oberen Zehntausend
- Erste Lerche
- Phantasus
- Aus weißen Wolken
- In einem Garten
- Rote Rosen
- Vor meinem Fenster
- Ninon
Zum Autor Arno Holz sind auf abi-pur.de 17 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt