Unter Platens Büste von Franz von Dingelstedt

Leicht fehlt ein Wandrer seines Wegs, noch eher
Ein Dichter seiner Zeit und seiner Stätte;
Was wäre Der, wenn er gesungen hätte
Zu Florenz, an dem Hof der Mediceer!
 
So hieß er nun ein kalter Formendreher,
Der Marmormensch mit seiner edlen Glätte,
Und schwand im Dunstkreis unsrer kleinen Städte,
Ein trunkener auf zehn betrunkne Seher.
 
Die einz'ge Heimat, die er je besessen,
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Ist jenes frühe Grab, das weit entfernte,
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In den geliebten Lorbeern und Cypressen.
 
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Und kaum erblühet ihm als späte Ernte
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Im trägen Deutschland, rasch nur im Vergessen,
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Der Jugend Dank, die dichten von ihm lernte!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Unter Platens Büste“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
97
Entstehungsjahr
1814 - 1881
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht stammt von Franz von Dingelstedt, einem bedeutenden Dichter und Theaterintendanten der deutschen Spätromantik und des Bürgertums. Er lebte von 1814 bis 1881, wobei das Gedicht vermutlich im späteren Teil seines Lebens entstanden ist, da es sich um ein rückblickendes, analysierendes Werk handelt und von Dingelstedt selbst als ein Lyriker des „Biedermeier“ gilt.

Der erste Eindruck des Gedichts weist auf ein melancholisches, rückblickendes und klärendes Werk hin. Dingelstedt erscheint als Interpret und Analytiker eines anderen Dichters – namens Platen – dessen Werke und Lebensumstände er in Analyse und Gedanken versenkt.

Der Inhalt des Gedichts kreist um den Dichter Platen, der thematisch als ein Außenseiter dargestellt wird, sowohl in Hinblick auf seine Umgebung als auch in Hinblick auf seine künstlerische Praxis. Im Bild des Wanderers, der sich verläuft, und des Dichters, der seiner Zeit und seinem Ort nicht entspricht, erzeugt Dingelstedt die Vorstellung eines Außenseiters, der aufgrund seiner fehlenden Integration und Anerkennung in der heimischen Künstlerszene, mangelnde Erfolge erfährt (Strophen 1 und 2). Dasselbe Schicksal besiegelte Platens Tod, dessen Grab – in der Metapher von Lorbeeren und Cypressen umgeben – symbolisiert, dass er in der Ferne, wahrscheinlich ohne Anerkennung begraben wurde (Strophe 3). Trotz seines Todes jedoch, wurde Platen in der deutschen Dichtung posthum geehrt und ist somit, trotz seines Todes und Vergessens, ein wichtiger Einfluss auf nachfolgende Dichtergenerationen (Strophe 4).

Die Form des Gedichts ist geprägt durch vier Strophen in unterschiedlicher Länge. Die ersten beiden Strophen bestehen aus je vier Versen, während die letzten beiden Strophen mit jeweils drei Versen abschließen. Dieser Aufbau entspricht der melancholischen und analysierenden Stimmung des Gedichts und unterstreicht den geistigen Prozess des lyrischen Ichs, das sich durch den Tod und das Wirken Platens reflektiert.

Die Sprache des Gedichts ist anspruchsvoll und introspektiv. Dingelstedts Wortwahl und syntaktischer Stil ist deutlich geprägt von der Sprache des 19. Jahrhunderts, wobei er die traditionellen Mittel der Metapher und des Vergleichs nutzt, um seine Analyse von Platens Schicksal zu verdeutlichen.

Insgesamt ist „Unter Platens Büste“ ein tiefgründiges, kritisch-reflektierendes Gedicht, das den Einsamkeit und das tragische Schicksal eines Künstlers thematisiert. Es verdeutlicht die Schwierigkeiten eines Dichters, der seiner Zeit voraus war und posthum die verdiente Anerkennung erhielt. Und schließt mit der Hoffnung, dass trotz aller Widrigkeiten die Inspiration und der Einfluss eines Dichters auf die nachfolgende Generation weiterlebt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Unter Platens Büste“ ist Franz von Dingelstedt. Geboren wurde Dingelstedt im Jahr 1814 in Halsdorf (Hessen). Zwischen den Jahren 1830 und 1881 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 97 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Franz von Dingelstedt ist auch der Autor für Gedichte wie „Herbstlied“, „Neues Leben“ und „Auf einem Kirchhof in der Fremde“. Zum Autor des Gedichtes „Unter Platens Büste“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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