Büchner, Georg - Woyzeck (Szene auf dem Jahrmarkt - Analyse)

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Georg Büchner, Interpretation, Analyse, Referat, Hausaufgabe, Büchner, Georg - Woyzeck (Szene auf dem Jahrmarkt - Analyse)
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Referat

Georg Büchners „Woyzeck“ (Szene auf dem Jahrmarkt) - Analyse / Interpretation

Für sein Drama „Woyzeck“ ließ sich Georg Büchner von verschiedenen Verbrechen aus dem 19. Jahrhundert inspirieren. So sind zum Beispiel viele Paralellen zu einem Mord, begangen von Johann Christian Woyzeck, zu erkennen, indem der Soldat seine Geliebte aus Eifersucht umgebracht hat, weil sie mit mehreren Männern Liebschaften hatte. Auch Teile anderer Mordfälle, von denen Büchner teils in seiner Jugend mitbekam teils in seinem Medizin-studium, finden sich dem Drama wieder.

Im Folgenden wird ein Ausschnitt aus Georg Büchners „Woyzeck“ analysiert und anschließend untersucht, inwiefern in dieser Szene wesentliche Themen und Motive des gesamten Dramas enthalten sind.

In dem Ausschnitt sind Woyzeck und Marie auf einem Jahrmarkt, auf dem ein Ausrufer ein Pferd lautstark anpreist, da es angeblicht die Zukunft voraussagen kann. Im weiteren Ver-lauf treten der Trambourmajor und der Unteroffizier hinzu.

Zu Anfang des ersten Sinnabschnittes (Z. 1 - 26) singt ein alter Mann über den Weltuntergaang und ein Kind tanzt dazu. Darauf reagiert Woyzeck verwirrt und überrascht. Als er Marie vorschlägt sie zu tragen, wird er durch einen Ausrufer unterbrochen. Dieser wirbt mit einem Pferd, das die Sterne lesen kann, und Kanarienvögeln. Das Pferd und die Vögel sind, laut Aussage des Ausrufers, in ganz Europa sehr bekannt und beliebt. Er preist an, dass die Tiere die Zukunft voraussagen können und erklärt, dass er dieses Talent den Tieren allein durch Erziehung angeeinget hat. Er kündigt an, dass die Vorstellung bald anfängt. Der Ausrufer preist weiter seine Tiere an, eines davon verkleidet mit Hose, Rock und Säbel, außerdem betont er, wie sich die Gesellschaft weiterentwickelt. Dabei weißt er auf einen Affen hin, der als Soldat verkleidet ist und Soldaten gehören seiner Meinung nach dem untersten Stand an. Er betont wieder, dass die Show bald anfängt. Woyzeck fragt Marie daraufhin, ob sie sich es anschauen will. Marie bejaht die Frage.

Im zweiten Sinnabschnitt (Z. 27 - 37) entdeckt der Unterofficier Marie in der Menge. Er und der Trambourmajor unterhalten sich im weiteren Verlauf über das Aussehen von Marie, wobei vor allem der Trambourmajor von ihr angetan ist. Während sie sich unterhalten verwenden beide Vergleiche, wie zum Beispiel „Augen, schwarz Als ob man in einen Ziehbrunnen oder zu einem Schornstein hinunterguckt.“(Z. 32 – 34) und „das schwarze Haar müsst‘ sie abwärts ziehn, wie ein Gewicht“(Z. 31 – 32). Sie verdeutlichen das Interesse der beiden Männer und die Attraktivität Maries.

Im letzten Sinnabschnitt (Z. 39 – 60) fordert der Marktschreier das Pferd dazu auf, seine Talente zu zeigen und damit die Menschen zu beschämen. Er erzählt dem Publikum, dass es Mitglied von allen gelehrten Gesellschaften ist und als Professor an mehreren Universitäten das Reiten und Schlage unterrichtet, dabei kritisiert er die herrschende Bildung und erklärt sie als nutzlos. Dies wird vorallem deutlich, als er Professoren mit dem Pferd vergleicht (vgl. Z.41 f.). Der Marktschreier weist das Publikum daraufhin, dass das Pferd noch unverdorbener Natur ist, der Mensch aber nur aus „Staub, Sand [und] Dreck“(Z.51). Diese Metapher soll aufzeigen, dass der Mensch nichts wert ist und sozusagen das Endstadium erreicht hat. Er erklärt, dass ein tierischer Mensch zwar rechnen kann, aber nicht mithilfe seiner Finger zählen kann und sich weder ausdrücken noch erklären kann. Daraufhin fordert er das Pferd dazu auf, die Uhrzeit zu lesen und fragt das Publikum nach einer Uhr, welche ihm der Unterofficier überreicht. Da Marie dies aus der Nähe sehen möchte, lässt sie sich von dem Unterofficier nach vorne in die erste Reihe helfen.

Sowohl im ersten, als auch im dritten Sinnabschnitt sind Regieanweisungen: „Er trompetet“(Z. 18), „Der Gaul schüttelt den Kopf“(Z. 45), „Das Pferd führt sich ungebührlich auf.“(Z.48), „Zieht großartig und angemessen eine Uhr aus der Tasche.“(Z.57) und „Sie klettert auf den ersten Platz. Unterofficier hilft ihr.“(Z.59-60). Sie verdeutlichen das Geschehen und erzeugen eine gewisse Bildhaftigkeit. So zeigen zum Beispiel die Regieanweisungen in Zeile 45 und Zeile 48 die Reaktion des Pferdes auf die Aussagen von dem Marktschreier.

Sowohl der Ausrufer, als auch der Marktschreier sagen sehr viel. Der Ausrufer wirbt dabei, unter Verwendung vieler Adjektive wie zum Beispiel „feinen“(z. 8), „vernünftig“(Z. 12) und „alles“(Z.10), für die Vorstellung, um möglichst viele Kunden anlocken. Dabei äußert er Kritik an der Gesellschaft, da er Soldaten als den untersten Stand der Menschen betitelt. Diese Kritik führt der Marktschreier. Allerdings stellt er sich selbst über das Publikum, was vorallem durch die Verwendung vieler Fremdwörter deutlich wird (vgl. 45-54). Der Unterofficier und der Trambourmajor haben jeweils einen geringen Redeanteil und unterhalten sich nur über das Aussehen von Marie. Diese und Woyzeck haben einen sehr geringen Redeanteil und sagen nur vereinzelt Sätze, da sie erst dem Ausrufer und dann dem Marktschreier zuhören.

Der Ausschnitt ist in den vorderen Teil des Dramas einzuordnen, da noch keine Hinweise auf Woyzecks Eifersucht und seinen späteren Mordplänen gemacht werden. Aber es werden Andeutungen auf eine mögliche Affäre von Marie und dem Trambourmajor gemacht, da der Trambourmajor Interesse an Marie äußert, welches, wie in der vorherigen Szene beschrieben, auf Gegenseitigkeit beruht.

In dem Ausschnitt wird das Interesse des Trambourmajors an Marie deutlich, welches sie im gegenüber auch hegt. Dies deutet ein mögliche Untereue Maries an,ebenso dass sich Marie von einem fremden Mann vor den Augen Woyzecks in die vordere Reihe helfen lässt. Außerdem betont der Ausrufer wie bereits erwähnt, dass Soldaten, zu denen auch Woyzeck gehört, der unterste Stand sind. Das dies stimmt deutet die Tatsache, dass Woyzeck ein uneheliches Kind mit Marie hat und aber sich keine Hochzeit leisten kann, an. Zudem erzählt der Marktschreier von der unverdorbenen Natur, zu der die Menschen nicht gehören. Woyzeck aber wiederspricht dem „Durchschnittmenschen“, da er sich nicht sagen lässt, wie er zu laufen hat, was im späteren Verlauf des Dramas kritisiert wird.

Georg Büchner schrieb von Oktober 1836 bis zu seinem Tod am 19. Februar 1837 an „Woyzeck“. Da das Drama nur als Fragment überliefert wurde und auch keine Angaben über die Reihenfolge der Szenen hinterlassen wurde, existieren heute „verschiedene“ Versionen von „Woyzeck“.

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