Blaue Hortensie von Rainer Maria Rilke
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So wie das letzte Grün in Farbentiegeln |
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sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh, |
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hinter den Blütendolden, die ein Blau |
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nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln. |
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Sie spiegeln es verweint und ungenau, |
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als wollten sie es wiederum verlieren, |
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und wie in alten blauen Briefpapieren |
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ist Gelb in ihnen, Violett und Grau; |
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Verwaschnes wie an einer Kinderschürze, |
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Nichtmehrgetragnes, dem nichts mehr geschieht: |
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wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze. |
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Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen |
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in einer von den Dolden, und man sieht |
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ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen. |
Details zum Gedicht „Blaue Hortensie“
Rainer Maria Rilke
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1875 - 1926
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Blaue Hortensie“ stammt von dem deutschsprachigen Dichter Rainer Maria Rilke, der von 1875 bis 1926 lebte und zu den bedeutendsten Lyrikern der literarischen Moderne zählt. Das Gedicht ist also in der Zeit um die Jahrhundertwende und damit in einer Phase großer politischer und gesellschaftlicher Veränderungen entstanden, die auch die Literatur stark beeinflussten.
Mein erster Eindruck von dem Gedicht ist, dass es sich um ein detailliertes, gefühlvolles und wohl durchdachtes Naturgedicht handelt. Die Sprache ist poetisch, voller Metaphern und Feinheiten. Die Farben spielen hierbei eine zentrale Rolle, wodurch die Emotionen und die Atmosphäre eindringlich vermittelt werden.
Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich eine blaue Hortensie. Es fokussiert sich nicht nur auf die Schönheit der Blüten, sondern betrachtet auch die Blätter, die trocken und rau sind und das Blau nur von ferne spiegeln können. Die Blätter spiegeln das Blau verweint und ungenau und erinnern an altes Briefpapier. Die Farbkombination von Gelb, Violett und Grau lässt eine melancholische Stimmung aufkommen, die noch verstärkt wird durch den Vergleich mit einer verwaschenen Kinderschürze und der Kürze eines kleinen Lebens. Dann aber wendet sich das Gedicht in der letzten Strophe, wo das Blau sich in einer von den Dolden plötzlich zu erneuern scheint, und das lyrische Ich freut sich über dieses rührende Blau, das sich vor Grünem erfreut. Hierin könnte man die Auffassung sehen, dass trotz aller Vergänglichkeit und trotz aller Melancholie das Leben immer wieder Neues hervorbringt und Schönheit in sich birgt.
Die Form des Gedichts ist gekennzeichnet durch eine strenge metrische Struktur mit regelmäßigen Versen. Dies wirkt kontrastierend zu der emotionalen, bewegten Sprache, die von starken und lebendigen Bildern geprägt ist. Die Sprache ist reich an Metaphern und sehr bildhaft, um die Emotionen und Stimmungen zu transportieren. So werden etwa die Blätter als trocken, stumpf und rauh beschrieben, was die Melancholie unterstreicht, während das Erwachen des Blau und dessen Freude eindringlich und lebendig geschildert wird. Auf diese Weise entsteht ein Bild voller Details, Farben und Emotionen, das die Natur sinnlich und emotional erfahrbar macht. Es ist daher ein typisches Beispiel für die lyrische Sprache und bildhafte Ausdruckskraft Rilkes.
Weitere Informationen
Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Blaue Hortensie“. 1875 wurde Rilke in Prag geboren. In der Zeit von 1891 bis 1926 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 93 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Die Gedichte „Am Kirchhof zu Königsaal“, „Am Rande der Nacht“ und „An Julius Zeyer“ sind weitere Werke des Autors Rainer Maria Rilke. Zum Autor des Gedichtes „Blaue Hortensie“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 338 Gedichte vor.
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