Adam von Rainer Maria Rilke
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Staunend steht er an der Kathedrale |
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steilem Aufstieg, nah der Fensterrose, |
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wie erschreckt von der Apotheose, |
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welche wuchs und ihn mit einem Male |
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niederstellte über die und die. |
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Und er ragt und freut sich seiner Dauer |
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schlicht entschlossen; als der Ackerbauer, |
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der begann und der nicht wußte, wie |
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aus dem fertig-vollen Garten Eden |
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einen Ausweg in die neue Erde |
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finden. Gott war schwer zu überreden; |
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und er drohte ihm, statt zu gewähren, |
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immer wieder, daß er sterben werde. |
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Doch der Mensch bestand: sie wird gebären. |
Details zum Gedicht „Adam“
Rainer Maria Rilke
4
14
85
1918
Moderne
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts ist Rainer Maria Rilke, einer der bedeutendsten Dichter der literarischen Moderne im deutschsprachigen Raum. Das Gedicht „Adam“ kann zeitlich in die frühe Moderne, also das beginnende 20. Jahrhundert, eingeordnet werden.
Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck eines monumentalen Gedichts, das sich mit gewichtigen Themen wie Religion, Menschwerdung und Schöpfungsgeschichte auseinandersetzt. Das lyrische Ich scheint in Auseinandersetzung mit der überwältigenden Physis eines Bauwerks, symbolisiert durch die Kathedrale, und der zugrunde liegenden spirituellen Macht zu stehen.
Der Inhalt des Gedichts stellt eine Art Wachwerden oder Entdeckung des Menschen dar, repräsentiert durch die Figur Adams. Nach dem Erblicken der Kathedrale, einem Symbol für religiöse Macht und Erhabenheit, nimmt das lyrische Ich eine ähnliche Position ein - benannt als niederstellte „über die und die“. In den folgenden Versen wird ein Akt der Schöpfung geschildert, bei dem das lyrische Ich sich als beständig und entschlossen freut. Der Bezug auf Eden, den biblischen Garten, knüpft an die Schöpfungsgeschichte an.
Formal besteht das Gedicht aus insgesamt 14 Versen, die in vier Strophen unterteilt sind. Es gibt keine sich durchgängig wiederholende Reimstruktur, was die Aufmerksamkeit des Lesers auf den Inhalt lenkt. Es sind eher musikalitätsfördernde Assonanzen in den Versen zu finden, welche die Alliterationen unterstützen. Prägnant an dem Gedicht sind vor allem die eingesetzten Metaphern, die symbolischen Bilder und die klassische Mythologie innerhalb der Thematik.
Die Art und Weise, wie Rilke die Sprache verwendet, ist sehr charakteristisch für seine Dichtung und betont die metaphorische und symbolische Bedeutung. Die komplexe Syntax und Wortwahl erzeugen eine stimmungsvolle Atmosphäre, welche den Leser in die Schöpfungsgeschichte und die Beziehung zwischen Mensch und Gott vertiefen.
Insgesamt kann das Gedicht als eine Interpretation der biblischen Schöpfungsgeschichte verstanden werden. Darüber hinaus geht es um eine Auseinandersetzung des lyrischen Ichs mit seiner eigenen Existenz, seiner Stellung in der Welt und seiner Beziehung zu Gott. Der Mensch wird als aktiver Schöpfer dargestellt, der, obwohl von Gott gewarnt und bedroht, dennoch auf seinem Recht besteht, Leben zu erzeugen.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Adam“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rainer Maria Rilke. 1875 wurde Rilke in Prag geboren. 1918 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 85 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Rainer Maria Rilke sind „Abend“, „Abend in Skaane“ und „Absaloms Abfall“. Zum Autor des Gedichtes „Adam“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 338 Gedichte vor.
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