Barrikadenklänge von Louise Franziska Aston
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Warum mein Herz nicht freudig schlägt |
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Zu all' dem Jubel, diesen Festen? |
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Mir ist's wie Ahnung stumm bewegt, |
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Ich traure mit des Volkes Besten. |
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Denn wer um Freiheit muthig rang, |
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Noch kann er sich zum Fest nicht laden; |
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Ein Kämpfer steht er, ernst und bang |
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An den Gedanken-Barrikaden. |
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Und trägt ihn noch, den schwarzen Flor, |
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Den er der alten Schmach getragen, |
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Und sieht in einem Meteor |
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Noch keine Sonne wieder tagen. |
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Wer in das Blut, das für ihn rann, |
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Sein Tuch, das thränenfeuchte, tauchte, |
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Auf diese rothe Fahne dann |
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Der Freiheit heiße Schwüre hauchte: |
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Der harret aus. Noch ist es nicht |
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Gelöst, das alte Mißverständniß, |
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Das Jahrelang dem neuen Licht |
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Verschlossen blieb - der Welterkenntniß. |
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Der reicht mit kindischem Vertrau'n |
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Die Siegerhand nicht hin versöhnend, |
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So lange noch herniederschau'n |
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Die alten Götzenbilder höhnend. |
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So lange noch ein Pferchsystem |
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Geschmiedet wird den Nationen, |
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Der Völker heiligstes Problem: |
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Der Herrschsucht Mühsal zu belohnen. |
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So lange Macht das Losungswort |
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In dem politischen Capitel, |
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So lange nicht die Hand verdorrt, |
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Die frech auslangt nach Kron' und Titel. |
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Kein deutsches Reich, nicht Schwarz, Roth, Gold! |
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O werft das Spielzeug aus den Händen. |
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Blickt in die Zukunft! drohend grollt |
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Der Himmel und wird Blitze senden. |
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Ein neues Reich, loh angefacht |
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Von segenbringenden Gewittern |
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Wird, eh' der neue Tag erwacht, |
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Die alte deutsche Nacht durchzittern. |
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Schon fühl' ich sein begeisternd Weh'n |
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Wie eines Gottes große Mahnung, |
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Den Sturm gewaltiger Ideen |
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In heiliger Sybillen-Ahnung. |
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Ich fühle: Ja, ein neu Panier |
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Wird Deutschlands Volk einst siegreich schwingen: |
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Der Menschheit Einendes Panier |
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Wird Allen die Erlösung bringen. |
Details zum Gedicht „Barrikadenklänge“
Louise Franziska Aston
12
48
257
1814 - 1871
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Barrikadenklänge“ wurde von Louise Franziska Aston geschrieben, einer deutschen Frauenrechtlerin und Schriftstellerin, die vom 26. November 1814 bis zum 21. Dezember 1871 lebte. Dadurch lässt sich das Gedicht zeitlich in die Mitte des 19. Jahrhunderts, eine Ära der sozialen Unruhen und Revolutionen in Europa, einordnen.
Auf den ersten Blick übermittelt das Gedicht eine Stimmung der Unzufriedenheit und Sehnsucht nach Veränderung. Es spiegelt den nicht vorhandenen Frieden wider und stellt die Unzufriedenheit des lyrischen Ichs in den Fokus, welches sich nicht an der allgemeinen Fröhlichkeit beteiligen kann und mit jenen trauert, die das Beste für das Volk wollen.
Inhaltlich geht es in den ersten Strophen um das lyrische Ich, das sich nicht an den Freudenfesten beteiligen kann, da es statt dessen mit denen trauert, die für die Freiheit gekämpft haben und immer noch kämpfen. Diese Menschen tragen immer noch den Schmerz alter Schande und sehen noch keine bessere Zukunft am Horizont. Sie haben ihr mit Tränen getränktes Tuch in das für sie vergossene Blut getaucht und auf diese rote Fahne der Freiheit ihre Schwüre gehaucht.
Das lyrische Ich wartet weiterhin auf eine Befreiung von den alten Missverständnissen und plädiert dafür, nicht nach Sieg und Macht zu streben, solange noch eine Beherrschung der Menschen vorherrscht. Es spricht sich gegen eine Welt aus, in der Macht das führende Prinzip ist und die Begriffe „Krone“ und „Titel“ begehrt sind. Es betont die Notwendigkeit eines neuen deutschen Reichs und warnt vor kommenden Stürmen und gewaltigen Ideen.
Auf der formalen Ebene besteht das Gedicht aus zwölf Vierzeilern, die eine einheitliche Struktur verfolgen. Die Sprache ist feierlich und ernst, hebt den revolutionären Ton des Gedichts hervor und drückt den erhofften Wunsch nach Veränderung und Befreiung aus. Das lyrische Ich nutzt Metaphern – wie „Gedanken-Barrikaden“, „schwarzer Flor“, „alte Gottbilder“ – um ihre Unzufriedenheit und Sehnsucht nach Veränderung darzustellen.
Mit „Barrikadenklänge“ liefert Louise Aston also ein eindringliches Gedicht aus der Zeit des 19. Jahrhunderts, das nationale und revolutionäre Geisteshaltungen in Deutschland hervorhebt und zugleich eine Sehnsucht nach grundlegenden sozialen Veränderungen und ersehnten Freiheiten zum Ausdruck bringt.
Weitere Informationen
Louise Franziska Aston ist die Autorin des Gedichtes „Barrikadenklänge“. Im Jahr 1814 wurde Aston in Gröningen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1830 und 1871. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 257 Wörter. Es baut sich aus 12 Strophen auf und besteht aus 48 Versen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Louise Franziska Aston sind „Ein heilges Fest“, „Hinaus!“ und „Den Frauen“. Zur Autorin des Gedichtes „Barrikadenklänge“ haben wir auf abi-pur.de weitere 23 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Louise Franziska Aston sind auf abi-pur.de 23 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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