Die wilde Rose von Louise Franziska Aston

1	Da droben auf einsamer Höhe
2	Die wilde Rose blüht,
3	Und wer sie von Ferne gesehen,
4	In heißer Sehnsucht erglüht.
5	Zu ihr über Felsen und Klüfte
6	Ein kühner Jäger klimmt.
7	Schon ist er in nächster Nähe
8	Das Auge in Thränen ihm schwimmt.
9	Er will sie erfassen und pflücken.
10	Da strauchelt jäh sein Fuß;
11	Des Abgrunds finstere Tiefe
12	Empfängt ihn mit kaltem Kuß.
13	Da droben auf einsamer Höhe
14	Die wilde Rose blüht,
15	Und wer sie von Ferne gesehen.
16	In heißer Sehnsucht erglüht.

Details zum Gedicht „Die wilde Rose“

Gedicht-Analyse

Das vorgestellte Gedicht „Die wilde Rose“ wurde von der Dichterin Louise Franziska Aston verfasst, die im 19. Jahrhundert lebte. Sie zählt zu den ersten deutschen Frauenrechtlerinnen und war als Radikale Demokratin eine wichtige Stimme während der Revolution von 1848/1849. Ihre Werke wurden mehrfach zensiert oder verboten, daher kann darin oft eine soziale oder politische Botschaft gefunden werden.

Beim ersten Lesen entstehen Bilder von Abenteuer, gefährlicher Leidenschaft, und letztendlich Scheitern, die durch kräftige, kontrastreiche Bilder unterstützt werden. Das Bild der wilden Rose, die auf der einsamen Höhe blüht, zaubert Bilder von unbändiger Schönheit und Freiheit.

Inhaltlich beobachten wir die Sehnsucht eines Jägers nach der wilden Rose, die auf einer Felsenklippe blüht. Der Jäger, angelockt durch die Schönheit der Rose, nimmt eine gefährliche Reise auf sich, meistert Felsen und Klüfte, um sie zu erreichen. Als er sie fast erreicht und erfasst hat, stürzt er in den Abgrund. Er stirbt, da seine Sehnsucht so groß ist, dass sie ihn blind für die Gefahren macht.

Die „wilde Rose“ kann als Metapher für alles Unerreichbare, Schöne und Begehrenswerte interpretiert werden, das trotz all seiner Unzugänglichkeit und Gefährlichkeit eine unwiderstehliche Anziehungskraft besitzt. Dies kann auf persönliche Sehnsüchte, auf die soziale oder politische Situation von Aston's Zeit (die Unmöglichkeit für Frauen, bestimmte Rechte und Freiheiten zu erlangen) oder auf jedes Ideal angewendet werden, das so hoch angesetzt ist, dass Menschen bereit sind, alles dafür zu riskieren.

Das Gedicht ist in vier Vierzeiler-Strophen unterteilt, was eine klare und einfache Struktur schafft. Die Sprache ist eindrucksvoll und bewegend, da sie starke Bilder und Kontraste verwendet, um die Handlung und die Gefühle des lyrischen Ichs zu verdeutlichen. In den beiden ersten und den beiden letzten Versen wiederholt sich das Reimschema (jeweils AABB), was der Ausdrucksstärke des Gedichts zuträglich ist und das Gefühl der Sehnsucht und des Scheiterns unterstreicht. Es findet zudem eine Wiederholung der ersten Strophe in der letzten Strophe statt, was den Leser eindrucksvoll an den Anfang der Geschichte zurückführt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die wilde Rose“ der Autorin Louise Franziska Aston. Aston wurde im Jahr 1814 in Gröningen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1830 und 1871. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 80 Worte. Die Dichterin Louise Franziska Aston ist auch die Autorin für Gedichte wie „An George Sand“, „Dithyrambe“ und „Ein heilges Fest“. Zur Autorin des Gedichtes „Die wilde Rose“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 23 Gedichte vor.

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• Lied einer schlesischen Weberin
• In Potsdam
• Berlin am Abende des 12. November 1848
• Barrikadenklänge
• An Ihn
• Lebensmotto
• An George Sand
• Dithyrambe
• Ein heilges Fest

Zum Autor Louise Franziska Aston sind auf abi-pur.de 23 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.