In der Frühe von Heinrich Heine

Auf dem Faubourg Saint-Marceau
Lag der Nebel heute morgen,
Spätherbstnebel, dicht und schwer,
Einer weißen Nacht vergleichbar.
 
Wandelnd durch die weiße Nacht,
Schaut ich mir vorübergleiten
Eine weibliche Gestalt,
Die dem Mondenlicht vergleichbar.
 
Ja, sie war wie Mondenlicht
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Leichthinschwebend, zart und zierlich;
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Solchen schlanken Gliederbau
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Sah ich hier in Frankreich niemals.
 
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War es Luna selbst vielleicht,
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Die sich heut bei einem schönen,
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Zärtlichen Endymion
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Des Quartier Latin verspätet?
 
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Auf dem Heimweg dacht ich nach:
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Warum floh sie meinen Anblick?
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Hielt die Göttin mich vielleicht
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Für den Sonnenlenker Phöbus?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „In der Frühe“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
88
Entstehungsjahr
1797 - 1856
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht „In der Frühe“ stammt von Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts. Heine wurde im Jahr 1797 geboren und starb 1856, was das Gedicht in die Epoche des Vormärz einordnet, einer Zeit des politischen und sozialen Aufruhrs.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht geheimnisvoll und romantisch. Es beschreibt eine Szene am frühen Morgen in einem Pariser Stadtteil, in der das lyrische Ich eine weibliche Gestalt wahrnimmt, die es mit dem Mondenlicht vergleicht.

In einfachen Worten beschreibt das Gedicht das Erleben des lyrischen Ichs im Spätherbstmorgen in Paris, wo es in der dichten Nebelatmosphäre zunächst eine weibliche Gestalt beobachtet und mit dem Mondenlicht vergleicht. Diese Erscheinung ist so erhaben und schön, dass das lyrische Ich sie mit der Mondgöttin Luna selbst vergleicht, die in der mythologischen Geschichte eine Beziehung mit dem schönen Endymion hatte. Im Nachhinein fragt sich das lyrische Ich, warum die vermeintliche Luna vor ihm flüchtete und ob sie ihn für Phöbus – den Lenker der Sonne und in der Mythologie eine Figur, die oft als Gegenspieler von Luna auftritt – gehalten haben könnte.

Bezüglich der Form und Sprache des Gedichts, besteht es aus fünf gleichaufgebauten Strophen, die jeweils vier Verse enthalten, was eine klassische Gedichtsstruktur darstellt. Die Sprache ist hochlyrisch und metaphorisch, und es wird auffiguren und Motive aus der griechischen Mythologie zurückgegriffen, um die eindrucksvolle Begegnung zu verdeutlichen. Auch der Einsatz von Vergleichen und das Spiel mit Licht und Dunkelheit sind markant, wodurch die Stimmung des Gedichts atmosphärisch dicht und mystisch wirkt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „In der Frühe“ ist Heinrich Heine. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. In der Zeit von 1813 bis 1856 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 88 Worte. Der Dichter Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“, „Almansor“ und „Als ich, auf der Reise, zufällig“. Zum Autor des Gedichtes „In der Frühe“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.

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