Heine, Heinrich - Deutschland. Ein Wintermärchen (historischer Hintergrund & Analyse)

Schlagwörter:
Heinrich Heine, Gedichtanalyse, Interpretation, Kyffhäuser-Sage, Referat, Hausaufgabe, Heine, Heinrich - Deutschland. Ein Wintermärchen (historischer Hintergrund & Analyse)
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Referat

Heinrich Heine: „Deutschland. Ein Wintermärchen“

Hintergrund zum Gedicht

Welche alten Überlieferungen zogen Heine in ihren Bann?

  • Volkslieder, Märchen aus uralten Zeiten und Sagen beeindruckten Heine
  • Zauber der Volkspoesie, welche auch mächtig auf die Romantiker gewirkt hatte, zog auch Heine in seinen Bann
  • Sage von Vieneta (Seegespenst)
  • Kyffhäusersage
  • Figur des deutschen Michels mit der Schlafmütze wurde erfunden

Welches wichtige historische Ereignis ist mit dem 27. Juli 1830 verbunden?

  • Gallische Hahn krähte ein zweites Mal: Dynastie der Bourbonen, welche Jahrhunderte lang halb Europa beherrscht hatte und nach Napoleon in Frankreich wieder an die Macht gekommen war wurde nun ein für alle mal gestützt
  • Heine erhielt die Nachricht auf der Insel Nordanei
  • Heines Hoffnung auf eine zweite französische Republik und eine Revolution in Deutschland erfüllten sich nicht
  • Frankreich wurde bürgerliche Monarchie
  • Deutschland: monarchistische Preußen setzte sich als mächtigster von 36 deutschen Staaten und die Spitze der Bewegung der nationalen Einigung

Für welche Ideen begeisterte sich Heine in dieser Zeit?

  • Heine begeisterte sich in dieser Zeit für die sozialistischen Ideen der „Seucimunisten“
  • Neun Monate später beschloss er nach Paris zu gehen, um ihre Lehre an der Quelle zu studieren
    → will sich voll und ganz seiner neuen Religion hingeben (vielleicht als Priester die letzten Weihen empfangen)
  • Aus dem Pariser Aufenthalt wurde ein Exil → halb freiwillig und halb erzwungen
  • Eine Zeit lang versuchte die Preußische Kronprinzenpartei seine Auslieferung zu bewirken

Mit welchen Mitteln bekämpften die deutschen Bundesbehörden oppositionelle Dichter?

  • Die deutschen Bundesbehörden sicherten die Tyrannei der deutschen Einzeldespotien
  • Jeder freie Gedanke wurden verfolgt → junge Deutschland, eine ganze Dichtergeneration, wurde ins Exil gejagt oder ins Gefängnis gesteckt
  • Büchner deckte in seiner illegalen Flugschrift „Der hessische Landbote“ unter der Losung „Friede den Hütten, Krise den Palästen“ die schrecklichen hessischen Verhältnisse auf → Bücher konnte fliehen

Zu welchem Anlass schrieb Heine „Deutschland. Ein Wintermärchen“?

  • Nach 13 Jahren Exil machte er sich im Herbst 1843 auf, seine alte Mutter in Hamburg zu besuchen → literarische Frucht dieser Reise heißt: „Deutschland. Ein Wintermärchen“
  • Eindrücke Deutschlands erschütterten ihn → inspirierten ihn

Wie kann Heines Verhältnis zum Mittelalter beschrieben werden?

  • Kritisches Bild des oft verklärten Mittelalters
  • „Deutsche Mittelalter liegt nicht vermodert im Grabe, wird vielmehr von einem bösen Gespenst belebt und tritt bei helllichten Tage in unsere Mitte und saugt uns das rote Leben aus unserer Brust“ - Heinrich Heine
  • Blick in die Zukunft (will „neues“ Lied schreiben)

Welcher mittelalterliche Brauch wurde 1817 beim Wartburgfest praktiziert?

  • Verbrennung „reaktionärer Schriften“ (Bücherverbrennung) → eine Gruppe von Burschenschaftern verbannte symbolisch einige Bücher von Autoren, welche sie als Gegner ansahen
  • Heine: „Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch Menschen“

Was steht im Zentrum des „Wintermärchens“?

  • Deutsche Kaisersage: Der alte Kaiser Friedrich I. Barbarossa ist durch einen geheimnisvollen Zauber in ein unterirdisches Schloss im Kyffhäuser versetzt worden, in welchem er schlafend auf einem Stuhl von Elfenbein an einem großen, runden Tisch aus Marmorstein, den Kopf in die Hände gestützt sitzt. Alle hundert Jahre erwacht der Kaiser aus seinem tiefen Schlaf, bewegt sein Haupt und blinzelt mit den Augen. So winkt er dem treuen Zwerg Alberich zu, bittet ihn hinaufzugehen und nachzuschauen, ob die Raben noch um den Berg fliegen und krächzen. Ist dies der Fall, wird der Kaiser traurig und murmelt in seinen Bart, dass er noch hundert Jahre würde warten müssen, um zur Welt zurückzukehren, um Frieden und Einheit zu stiften. So schließt er seufzend die Augen und schläft abermals hundert Jahre. Erst wenn der Bart ganz um den runden Marmortisch gewachsen ist, wird das Warten ein Ende haben, wird sich ein stolzer Adler in die Lüfte emporschwingen und die Raben vertreiben. Dann erwacht der Kaiser mit seinen gleichfalls verzauberten Getreuen, steigt zur Welt in seine Pfalz hinauf und wird allenthalben Ordnung schaffen.
  • Zentrales Element des „Wintermärchens“ ist ebenfalls die Beschreibung der gegenwärtigen deutschen Missstände → Heine rechnet mit zeitgenössischen Vorurteilen und politisch-historischen Illusionen gnadenlos ab
  • Zudem zeichnet der gebürtige Düsseldorfer im „Wintermärchen“ visionär mehrere Bilder einer besseren Zukunft, von welcher sich Heine mehr Lebensqualität für breitere Bevölkerungsschichten und somit ein besseres Deutschland erhofft
  • Das Wort „Märchen“ steht hierbei repräsentativ für einen wünschenswerten Zustand in der Zukunft, welcher lediglich durch eine Veränderung erreicht werden könne
  • Eine im „Wintermärchen“ oft wiederkehrende Thematik ist die im Deutschland der Achtzehnhundertvierziger Jahre praktizierte Zensur, welche die Aufgabe habe, eine Art „geistige“, „ideelle“ und „innere Einheit“ herzustellen (Mit den Karlsbader Beschlüssen 1819 wurden die Burschenschaften verboten, die Zeitungen kontrolliert und es wurde eine rigorose Zensur eingeführt. Das Hambacher Fest im Mai 1832, dessen Teilnehmer erneut Freiheit, Bürgerrechte und nationale Einheit forderten, führte zu einer weiteren Verschärfung der Zensur. Die Unterdrückung vonseiten des Staates und das Gefühl der Machtlosigkeit bewog viele Anhänger der Demokratie zu einem Rückzug ins Privatleben und einer Hinwendung zur Vergangenheit)
  • Heine übt Kritik nicht nur an der Regierung, sondern auch an der Kirche, welche nach seiner Ansicht ebenfalls für die Unfreiheit der Menschen verantwortlich sei
  • Neben der in Deutschland weitverbreiteten Zensur stehen im „Wintermärchen“ auch die deutschen Menschen im Fokus der Kritik → dulden Beschränkungen der Meinungsfreiheit ohne sich dagegen aufzulehnen
  • Hierbei zeichnet Heine ein Bild eines träumenden Deutschlands, welches von Legenden und Sagen lebt und dessen Menschen sich von den Regenten kritiklos leiten und lenken lassen

Welche Sehnsucht spiegelt sich in der Kyffhäuser-Sage wider?

  • Verkörperung der Sehnsucht nach einer Zentralgewalt, welcher die deutsche Zerrissenheit beenden sollte
  • Grundgedanke aller Sagen ist der Gerechtigkeitssinn der einfachen Menschen
  • In einem starken deutschen Kaiser sahen die Bauern auch die Lösung ihrer sozialen Probleme
  • Das Wunschdenken war oft die einzige Möglichkeit, sich über widerfahrenes Unrecht zu trösten
    • Sehnsucht nach einem geordneten, friedlichen Leben und einer gerechten Obrigkeit
    • Vertreibung der Unterdrücker Deutschlands
    • Hoffnung auf den „Erlöser“ Deutschlands aus dem Unheil
    • Vertröstung damaliger Umstände (Hoffnung, dass man bald gerettet werde)

Was ist die eigentliche Idee der Kyffhäuser-Sage?

  • Idee von einem Reich der Gerechtigkeit, welches der Kaiser gründen soll, wenn er aus dem Schlafe erwacht

Wann wurde „Deutschland. Ein Wintermärchen“ veröffentlicht?

  • „Deutschland. Ein Wintermärchen“ wurde im Jahr 1844 erstmals veröffentlicht

Analyse des Gedichts „Deutschland. Ein Wintermärchen“ von Heinrich Heine:

Heinrich Heines Gedicht „Deutschland. Ein Wintermärchen“ ist eine kritische Auseinandersetzung mit den politischen und gesellschaftlichen Zuständen im Deutschland der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Gedicht basiert auf Heines Beobachtungen während seiner Reise durch Deutschland im Winter 1843.

Heine war von alten Überlieferungen wie Volksliedern, Märchen und Sagen fasziniert, die auch einen starken Einfluss auf die Romantiker hatten. In seinem Gedicht bezieht er sich auf verschiedene deutsche Sagen wie die Geschichte von Vieneta, dem Seegespenst, und der Kyffhäusersage, die die Sehnsucht nach einem gerechten deutschen Kaiser und einer geeinten Nation verkörpert. Heine erfindet auch die Figur des deutschen Michels mit der Schlafmütze, die als Symbol für das deutsche Volk und seine Trägheit steht.

Das Gedicht wurde durch das historische Ereignis vom 27. Juli 1830 inspiriert. An diesem Tag wurde die Bourbonen-Dynastie in Frankreich wieder an die Macht gebracht, was Heine enttäuschte, da er auf eine zweite französische Republik und eine Revolution in Deutschland gehofft hatte. Stattdessen wurde Deutschland von preußischen Monarchisten dominiert, die die Bewegung zur nationalen Einigung anführten. Heine war in dieser Zeit von den sozialistischen Ideen der "Seucimunisten" begeistert und plante, nach Paris zu gehen, um ihre Lehren zu studieren. Sein Parisaufenthalt wurde jedoch zum Exil, da die preußischen Behörden seine Auslieferung beantragten.

Die deutschen Bundesbehörden bekämpften oppositionelle Dichter und Intellektuelle mit Zensur und Repression. Die Karlsbader Beschlüsse von 1819 verboten Burschenschaften, kontrollierten Zeitungen und führten zu einer rigorosen Zensur. Heine kritisiert diese Tyrannei und erwähnt, dass viele Dichter ins Exil gejagt oder ins Gefängnis gesteckt wurden.

Heine schrieb das Gedicht "Deutschland. Ein Wintermärchen" nach 13 Jahren im Exil, als er seine Mutter in Hamburg besuchte. In dem Gedicht spiegeln sich seine Eindrücke von Deutschland wider und er rechnet gnadenlos mit zeitgenössischen Vorurteilen und politisch-historischen Illusionen ab. Er kritisiert nicht nur die Regierung, sondern auch die Kirche, die er für die Unfreiheit der Menschen verantwortlich macht. Die Zensur und die Untätigkeit der deutschen Bevölkerung bei der Verteidigung der Meinungsfreiheit sind ebenfalls zentrale Themen.

Das Gedicht enthält auch visionäre Bilder einer besseren Zukunft, in der Heine sich eine höhere Lebensqualität und ein besseres Deutschland für alle Bevölkerungsschichten erhofft. Das Wort "Märchen" steht symbolisch für einen wünschenswerten Zustand, der durch Veränderungen erreicht werden kann.

Ein zentrales Motiv im Gedicht ist die Kyffhäuser-Sage, die die Sehnsucht nach einer Zentralgewalt und einer gerechten Obrigkeit verkörpert. Die Bauern erhofften sich von einem starken deutschen Kaiser Lösungen für ihre sozialen Probleme. Heine kritisiert jedoch das träumende Deutschland, das sich von Legenden und Sagen leiten lässt, anstatt selbst aktiv zu werden.

"Deutschland. Ein Wintermärchen" wurde 1844 erstmals veröffentlicht und ist ein bedeutendes Werk Heines, das die politischen und gesellschaftlichen Zustände seiner Zeit kritisch reflektiert und gleichzeitig eine Vision für eine bessere Zukunft entwirft.

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