König Harald Harfagar von Heinrich Heine
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Der König Harald Harfagar |
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Sitzt unten in Meeresgründen |
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Bei seiner schönen Wasserfee; |
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Die Jahre kommen und schwinden. |
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Von Nixenzauber gebannt und gefeit, |
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Er kann nicht leben, nicht sterben; |
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Zweihundert Jahre dauert schon |
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Sein seliges Verderben. |
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Des Königs Haupt liegt auf dem Schoß |
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Der holden Frau, und mit Schmachten |
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Schaut er nach ihren Augen empor; |
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Kann nicht genug sie betrachten. |
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Sein goldnes Haar ward silbergrau, |
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Es treten die Backenknochen |
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Gespenstisch hervor aus dem gelben Gesicht, |
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Der Leib ist welk und gebrochen. |
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Manchmal aus seinem Liebestraum |
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Wird er plötzlich aufgeschüttert, |
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Denn droben stürmt so wild die Flut, |
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Und das gläserne Schloß erzittert. |
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Manchmal ist ihm, als hört' er im Wind |
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Normannenruf erschallen; |
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Er hebt die Arme mit freudiger Hast, |
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Läßt traurig sie wieder fallen. |
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Manchmal ist ihm, als hört' er gar, |
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Wie die Schiffer singen hier oben |
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Und den König Harald Harfagar |
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Im Heldenliede loben. |
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Der König stöhnt und schluchzt und weint |
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Alsdann aus Herzensgrunde. |
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Schnell beugt sich hinab die Wasserfee |
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Und küßt ihn mit lachendem Munde. |
Details zum Gedicht „König Harald Harfagar“
Heinrich Heine
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165
1797 - 1856
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „König Harald Harfagar“ wurde von Heinrich Heine verfasst, einem der bedeutendsten deutschen Dichter und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Das Gedicht erschien im Rahmen von Heines Nordseebildern in der Sammlung „Neue Gedichte“ (1844).
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht märchenhaft, als ob es sich um eine alte nordische Sage handelt. Es lässt den Leser gleichzeitig auf die Faszination und die Tragik des konfliktbeladenen Königs Harald Harfagar ein.
Inhaltlich erzählt das Gedicht von dem mythischen König Harald Harfagar, der unter dem Meer bei einer schönen Nixe wohnt. Dieser ist von ihrem Zauber gefangen und hat weder die Möglichkeit zu leben noch zu sterben. Obwohl die Jahre vergehen, kann er nicht genug von ihrer Schönheit bekommen. Aber er spürt die Vergänglichkeit seines eigenen Körpers. Manchmal wird Harald von Traum und Ruhe aufgeschreckt - durch den Sturm an der Wasseroberfläche oder das Singen von Seeleuten und ihrer Heldenlieder. In diesen Momenten scheint er sich nach seinem früheren Leben als König zu sehnen. Aber dann küsst ihn die Nixe und er versinkt erneut in seine träumerische Existenz.
Das lyrische Ich zeichnet hier ein düsteres Bild der Gefangenschaft in der Unsterblichkeit und der Melancholie im Kontrast zur scheinbaren Glückseligkeit. Obwohl Harald mit einer zauberhaften Wasserfee zusammen ist, wird sein Verlangen dennoch von Traurigkeit und Verlust geprägt.
Von der Form her besteht das Gedicht aus acht Strophen, die jeweils vier Verse haben. Heine verwendet einen einheitlichen Reimschema - Kreuzreim, was zur Dramatik der Erzählung beiträgt. Die Sprache des Gedichts ist bildlich, aber dennoch direkt, mit sorgfältig gewählten Worten, die zur großen Wirkung des Gedichts beitragen.
Schließlich lässt das Gedicht Raum für verschiedene psychologische und philosophische Deutungen. Es stellt die Frage nach der Bedeutung des Lebens und zeigt die düstere Seite des Ewigen Lebens auf. König Haralds Gefangenschaft ist auch eine Metapher für das menschliche Dilemma zwischen Verlangen und Freiheit, Glückseligkeit und Melancholie, Leben und Tod.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „König Harald Harfagar“ des Autors Heinrich Heine. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1813 bis 1856 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 165 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Heine sind „Als ich, auf der Reise, zufällig“, „Alte Rose“ und „Altes Lied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „König Harald Harfagar“ weitere 535 Gedichte vor.
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