Adam der Erste von Heinrich Heine

Du schicktest mit dem Flammenschwert
Den himmlischen Gendarmen,
Und jagtest mich aus dem Paradies,
Ganz ohne Recht und Erbarmen!
 
Ich ziehe fort mit meiner Frau
Nach andren Erdenländern;
Doch daß ich genossen des Wissens Frucht,
Das kannst du nicht mehr ändern.
 
Du kannst nicht ändern, daß ich weiß,
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Wie sehr du klein und nichtig,
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Und machst du dich auch noch so sehr
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Durch Tod und Donnern wichtig.
 
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O Gott! wie erbärmlich ist doch dies
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Consilium abeundi!
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Das nenne ich einen Magnifikus
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Der Welt, ein lumen mundi!
 
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Vermissen werde ich nimmermehr
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Die paradiesischen Räume;
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Das war kein wahres Paradies
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Es gab dort verbotene Bäume.
 
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Ich will mein volles Freiheitsrecht!
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Find ich die g'ringste Beschränknis,
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Verwandelt sich mir das Paradies
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In Hölle und Gefängnis.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Adam der Erste“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
122
Entstehungsjahr
1797 - 1856
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Heinrich Heine, ein deutscher Dichter des 19. Jahrhunderts, ist der Autor des Gedichts „Adam der Erste“. Der Text lässt sich zeitlich in die Epoche des literarischen Realismus einordnen.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht trotzig und rebellisch, mit starken Ausdrücken von Widerstand gegen Autorität und Unterdrückung, und einer scharfen Kritik an dem, was das lyrische Ich als ungerechte Behandlung empfindet.

Inhaltlich sieht sich das lyrische Ich als metaphorische Figur des biblischen Adams, der aus dem Paradies vertrieben wurde. Es drückt seinen Protest gegen diese Verbannung aus, behauptet, es sei ungerecht und ohne Erbarmen geschehen. Trotzdem scheint das lyrische Ich seine Verbannung akzeptiert zu haben und ist entschlossen, mit seiner Frau in andere Länder zu ziehen. Wichtig ist, dass das lyrische Ich seine gewonnene Erkenntnis als etwas Unumstößliches sieht, das die Autorität, in diesem Fall repräsentiert durch Gott, nicht ändern kann. Es unterstreicht die Unbedeutendheit Gotts und betont gleichzeitig seine eigene Freiheit und Unabhängigkeit. Das Paradies wird als illusionär dargestellt, da es verbotene Bäume gab. Das lyrische Ich beansprucht sein „volles Freiheitsrecht“ und betrachtet jegliche Beschränkung als Eingriff in seine Freiheit und als Transformation des Paradieses in ein Gefängnis oder die Hölle.

Formal besteht das Gedicht aus sechs Strophen, die jeweils vier Verse umfassen. Die Sprache ist eher schlicht, mit Ausnahme einiger wenigen lateinischen Phrasen („Consilium abeundi“, „lumen mundi“), die vermutlich zur Betonung des Bildungsgrads und der intellektuellen Ebene des lyrischen Ichs verwendet werden. Die Sprache ist eher sarkastisch und trotzig, was die rebellische Haltung des lyrischen Ichs gegenüber der Autorität hervorhebt. Ironischerweise verwendet das lyrische Ich religiöse Anspielungen, um seine Kritik an der Kontrolle und Autorität auszudrücken, was diese Kritik noch verstärkt. Insgesamt sehen wir in dem Gedicht eine Kombination aus Rebellion, Ablehnung von Autorität und einem starken Wunsch nach individueller Freiheit und Unabhängigkeit.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Adam der Erste“ des Autors Heinrich Heine. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Im Zeitraum zwischen 1813 und 1856 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 122 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“, „Ahnung“ und „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“. Zum Autor des Gedichtes „Adam der Erste“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.

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