An einen politischen Dichter von Heinrich Heine
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Du singst, wie einst Tyrtäus sang, |
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Von Heldenmut beseelet, |
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Doch hast du schlecht dein Publikum |
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Und deine Zeit gewählet. |
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Beifällig horchen sie dir zwar, |
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Und loben, schier begeistert: |
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Wie edel dein Gedankenflug, |
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Wie du die Form bemeistert. |
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Sie pflegen auch beim Glase Wein |
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Ein Vivat dir zu bringen |
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Und manchen Schlachtgesang von dir |
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Lautbrüllend nachzusingen. |
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Der Knecht singt gern ein Freiheitslied |
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Des Abends in der Schenke: |
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Das fördert die Verdauungskraft, |
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Und würzet die Getränke. |
Details zum Gedicht „An einen politischen Dichter“
Heinrich Heine
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74
1797 - 1856
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Heinrich Heine ist der Autor des Gedichts „An einen politischen Dichter“. Heine lebte von 1797 bis 1856, daher kann das Gedicht in die Zeit des 19. Jahrhunderts, genauer, in die Epoche des Biedermeier und des Vormärz eingegliedert werden.
Beim ersten Lesen des Gedichts fällt die kritische Haltung des lyrischen Ichs auf. Es scheint, der politische Dichter, der besungen wird, wird zwar gehört und seine Gedanken als edel angesehen, aber sein Lied bleibt nur ein Lied und wird nicht wirklich ernst genommen.
Heine kritisiert in seinem Gedicht die aufgeblasene und oberflächliche Wirkung politisch motivierter Literatur. Der Dichter singt, angetrieben vom Heldenmut, doch Heine beklagt, dass dieser seine Zeit und sein Publikum schlecht gewählt hat. Man hört ihm zu, lobt seine gedankliche Flugbahn und seinen Umgang mit der Form, aber seine Worte scheinen nur dazu zu dienen, das Publikum zu unterhalten. Man singt seine Lieder bei einem Glas Wein nach, genauso wie Knechte am Abend Freiheitslieder singen, die nur dazu dienen, die Getränke zu würzen und die Verdauung zu fördern, nicht aber der Freiheit näher zu kommen.
Was die Form und Sprache des Gedichts angeht, besteht es aus vier Strophen zu jeweils vier Versen. Die Sprache ist klar und direkt, Heine wählt einfache Worte und legt seinen Fokus auf die Aussagekraft der Sätze. Das metrische Muster (vierhebig mit alternierend weiblichen und männlichen Kadenzen) und die simple Reimstruktur (Kreuzreim) tragen zur Verständlichkeit des Gedichts bei und lenken nicht von Heines Botschaft ab. Durch den eindeutigen und teilweise ironisch anmutenden Tonfall des Gedichts wird die Kritik an der Oberflächlichkeit politischer Poesie und der fehlenden Ernsthaftigkeit des Publikums unterstrichen.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An einen politischen Dichter“ des Autors Heinrich Heine. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1813 bis 1856 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 74 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“, „Ahnung“ und „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An einen politischen Dichter“ weitere 535 Gedichte vor.
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