Der Spinnerin Nachtlied von Clemens Brentano

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall,
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.
 
Ich sing' und kann nicht weinen,
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein
So lang der Mond wird scheinen.
 
Als wir zusammen waren
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Da sang die Nachtigall
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Nun mahnet mich ihr Schall
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Daß du von mir gefahren.
 
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So oft der Mond mag scheinen,
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Denk' ich wohl dein allein,
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Mein Herz ist klar und rein,
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Gott wolle uns vereinen.
 
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Seit du von mir gefahren,
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Singt stets die Nachtigall,
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Ich denk' bei ihrem Schall,
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Wie wir zusammen waren.
 
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Gott wolle uns vereinen
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Hier spinn' ich so allein,
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Der Mond scheint klar und rein,
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Ich sing' und möchte weinen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Der Spinnerin Nachtlied“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
116
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht stammt aus der Feder von Clemens Brentano, einem bekannten Vertreter der Heidelberger Romantik, die von etwa 1800 bis Mitte des 19. Jahrhunderts vorherrschte.

Beim ersten Lesen hinterlässt das Gedicht einen stark melancholischen und sehnsüchtigen Eindruck.

Im Kern handelt das Gedicht von einer weiblichen Person (durch das lyrische Ich repräsentiert), die alleine spinnt und singt, während sie an einen geliebten Menschen denkt, der nicht bei ihr ist. In Bildern von Nachtigall und Mond erinnert sie sich an die Zeit, als sie und der Geliebte zusammen waren und drückt ihre Hoffnung auf ein Wiedersehen aus.

Das Gedicht drückt tiefe Sehnsucht und Einsamkeit aus. Die Nachtigall und ihr Gesang sind zentrale Symbole, die sowohl für die Vergangenheit, als auch für die Gegenwart und die Zukunft des lyrischen Ichs stehen. In der Vergangenheit sang die Nachtigall, als sie und der Geliebte zusammen waren. In der Gegenwart erinnert ihr Singen das lyrische Ich an die Abwesenheit des Geliebten. In der Zukunft könnte ihr Gesang aber auch ein Zeichen für ein Wiedersehen sein.

Das Gedicht ist in abwechselnden vierzeiligen Kreuzreimen geschrieben und besteht aus sechs Strophen. Die erste und letzte Zeile jeder Strophe enden mit einer Wiederholung („Da wir zusammen waren“, „Gott wolle uns vereinen“ etc.), die die kontinuierliche Hoffnung und Sehnsucht des lyrischen Ichs betonen.

Die Sprache von Brentano ist einfach, klar und auf das Wesentliche reduziert. Sie zeichnet sich durch Sinnlichkeit und Einfühlsamkeit aus. Der behutsame, fast zarte Umgang mit der Sprache und den Emotionen der lyrischen Figur ist typisch für die Romantik und zeigt Brentanos Fähigkeit, große Gefühle und Sehnsüchte in einfache Worte zu kleiden.

Insgesamt handelt es sich bei „Die Spinnerin Nachtlied“ um ein typisches romantisches Gedicht, das durch seine Einfachheit, seine tiefe Emotionalität und seine schönen Metaphern besticht. Es handelt von Liebe, Verlust und Sehnsucht und zeigt auf einfühlsame Weise die Gefühle einer verlassenen Frau.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Spinnerin Nachtlied“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Clemens Brentano. Im Jahr 1778 wurde Brentano in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. In der Zeit von 1794 bis 1842 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Brentano ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Der Romantik vorausgegangen waren die Epochen der Weimarer Klassik und der Aufklärung. Die Literaturepoche der Romantik ist zeitlich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein einzuordnen. Insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Musik und der Literatur hatte diese Epoche Auswirkungen. Die Literaturepoche wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Wesentliche Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Andere Motive sind das Fernweh, das Nachtmotiv oder die Todessehnsucht. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Mysteriöse, Geheimnisvolle und galt als Quelle der Liebe. Typische Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Architektur und Kunst des Mittelalters wurden von den Romantikern wieder geschätzt. Die äußere Form von romantischer Literatur ist völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 116 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Clemens Brentano sind „Wenn der lahme Weber träumt, er webe“, „Im Wetter auf der Heimfahrt“ und „Die Abendwinde wehen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Spinnerin Nachtlied“ weitere 298 Gedichte vor.

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