Was treibt und tobt mein tolles Blut von Heinrich Heine
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Was treibt und tobt mein tolles Blut? |
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Was flammt mein Herz in wilder Glut? |
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Es kocht mein Blut und schäumt und gärt, |
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Und grimme Glut mein Herz verzehrt. |
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Das Blut ist toll und gärt und schäumt, |
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Weil ich den bösen Traum geträumt; |
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Es kam der finstre Sohn der Nacht, |
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Und hat mich keuchend fortgebracht. |
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Er brache mich in ein helles Haus, |
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Wo Harfenklang und Saus und Braus, |
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Und Fackelglanz und Kerzenschein; |
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Ich kam zum Saal, ich trat hinein. |
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Das war ein lustig Hochzeitfest; |
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Zu Tafel saßen froh die Gäst'. |
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Und wie ich nach dem Brautpaar schaut |
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O weh! mein Liebchen war die Braut. |
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Das war mein Liebchen wunnesam, |
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Ein fremder Mann war Bräutigam; |
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Dicht hinterm Ehrenstuhl der Braut, |
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Da blieb ich stehn, gab keinen Laut. |
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Es rauscht Musik - gar still stand ich; |
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Der Freudenlärm betrübte mich. |
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Die Braut, sie blickt so hochbeglückt, |
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Der Bräut'gam ihre Hände drückt. |
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Der Bräut'gam füllt den Becher sein, |
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Und trinkt daraus, und reicht gar fein |
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Der Braut ihn hin; sie lächelt Dank |
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O weh! mein rotes Blut sie trank. |
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Die Braut ein hübsches Äpflein nahm, |
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Und reicht es hin dem Bräutigam. |
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Der nahm sein Messer, schnitt hinein |
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O weh! das war das Herze mein. |
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Sie äugeln süß, sie äugeln lang, |
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Der Bräut'gam kühn die Braut umschlang, |
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Und küßt sie auf die Wangen rot |
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O weh! mich küßt der kalte Tod. |
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Wie Blei lag meine Zung' im Mund, |
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Daß ich kein Wörtlein sprechen kunnt. |
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Da rauscht es auf, der Tanz begann; |
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Das schmucke Brautpaar tanzt voran. |
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Und wie ich stand so leichenstumm, |
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Die Tänzer schweben flink herum; |
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Ein leises Wort der Bräut'gam spricht, |
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Die Braut wird rot, doch zürnt sie nicht. |
Details zum Gedicht „Was treibt und tobt mein tolles Blut“
Heinrich Heine
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276
1797 - 1856
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Was treibt und tobt mein tolles Blut“ wurde von Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Dichter der Romantik, verfasst, der von 1797 bis 1856 lebte.
Beim ersten Lesen des Gedichts fällt auf, wie leidenschaftlich und emotional es ist. Die starke, fast gewaltige Sprache weist auf intensive Gefühle und Emotionen des lyrischen Ichs hin.
Inhaltlich handelt das Gedicht von einer traumatischen Erfahrung, die das lyrische Ich in einem bösen Traum durchlebt. Es findet sich in einem hellen Haus, offensichtlich ein Ort des Feierns, voller Musik und Lachen. Allerdings nimmt das fröhliche Szenario eine tragische Wendung, als sich herausstellt, dass die Braut der Hochzeit das geliebte Mädchen des lyrischen Ichs ist, und sie heiratet einen anderen Mann. Das lyrische Ich ist zu tiefst verstört und steht still dabei, unfähig zu sprechen oder einzugreifen. Die Hochzeit wird metaphorisch dargestellt als das Verschlingen des Herzens und Trinken des Blutes des lyrischen Ichs, was seine tiefe Verletzung und seinen Schmerz widerspiegelt.
Die Form und Sprache des Gedichts sind stark geprägt von wiederholenden Motiven und der dramatischen Darstellung von Emotionen. Das Gedicht ist in rhythmischen Versen und Strophen geschrieben, was den intensiven emotionalen Ausdruck unterstützt. Der wiederholte Aufruf „O weh!“ unterstreicht die schmerzhafte Erfahrung des lyrischen Ichs. Immer wieder verwendet Heine auch Metaphern - das „tobende“ Blut, die „grimmige Glut“, das „Äpflein“ als Herz – die dazu dienen, die Intensität der Gefühle des lyrischen Ichs darzustellen.
Insgesamt kann das Gedicht als ein leidenschaftlicher, Schmerz erfüllter Ausdruck von verlorener Liebe interpretiert werden. Es spiegelt die innere Qual des lyrischen Ichs wider, das zusehen muss, wie seine geliebte Person einen anderen heiratet. Unfähig zu handeln oder sich zu äußern, bleibt ihm nur, seine Qual in Worte zu fassen. Durch seine kraftvolle Darstellung und emotionale Intensität ist das Gedicht ein beeindruckendes Zeugnis für die Macht und den Schmerz der Liebe.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Was treibt und tobt mein tolles Blut“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Heine. Geboren wurde Heine im Jahr 1797 in Düsseldorf. In der Zeit von 1813 bis 1856 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 44 Versen mit insgesamt 11 Strophen und umfasst dabei 276 Worte. Der Dichter Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Alte Rose“, „Altes Lied“ und „Am Golfe von Biskaya“. Zum Autor des Gedichtes „Was treibt und tobt mein tolles Blut“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.
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