Mit dem halben Fächer Tschang von Friedrich Rückert

Mit dem halben Fächer Tschang,
Mit dem ganzen Fächer Kuei,
Tretet unterwürfig bang
An den Kaiser ihr herbei,
Dass des Wortes Kraft ihr brechet,
Des sich euer mund erfrechet,
Und vom Atem, wenn ihr sprechet,
Nicht berührt des Herrschers Antlitz sei.
 
Tut den halben Fächer Tschang,
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Und den ganzen Fächer Kuei,
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Die ihr führtet allzulang,
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Tut hinweg die Schmeichelei,
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Dass ein freies Wort ihr sprechet,
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Ob auch Hofes Sitt' ihr brechet,
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Und zu sagen euch erfrechet,
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Was im Lande ruft mit lautem Schrei.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Mit dem halben Fächer Tschang“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
83
Entstehungsjahr
1788 - 1866
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht trägt den Titel „Mit dem halben Fächer Tschang“ und wurde von Friedrich Rückert verfasst, der vom 16. Mai 1788 bis 31. Januar 1866 lebte. Somit lässt sich das Gedicht in die Epoche des Biedermeier beziehungsweise des Vormärz einordnen.

Der erste Eindruck des Gedichts wirkt sehr gebieterisch und fordert einen unterwürfigen Umgang mit einer scheinbar sehr hohen Autorität (dem Kaiser), die durch die Verwendung von Fächern symbolisiert wird. Jedes Wort scheint äußerst vorsichtig gewählt zu werden, um das Antlitz des Herrschers nicht zu beleidigen.

Inhaltlich gesehen setzt das lyrische Ich die Figuren 'Tschang' und 'Kuei' ein, um die Thematik von Unterwerfung und Respekt gegenüber Autoritäten darzustellen. Allerdings wird diese Unterwerfung in der zweiten Strophe kritisiert und es wird zum Widerstand aufgerufen, um ein freies Wort zu sprechen und sich gegen bestehende Verhaltensnormen zu stellen. Menschliche Ängste und Unterwürfigkeit sollen abgelegt und gegen eine unverfälschte Meinungsfreiheit ersetzt werden.

Geht man auf die Formalität des Gedichts ein, bemerkt man, dass Rückert sich einer klaren, strukturierten Form bedient. Jede Strophe besteht aus acht Versen. Diese formale Strenge könnte das hierarchische System widerspiegeln, gegen das sich das lyrische Ich auflehnt.

Die Sprache des Gedichts ist recht direkt und tritt in einer Befehlsform auf. Diese Imperative spiegeln die gebieterische Natur des Kaisers wider, aber sie werden auch genutzt, um ein Aufbegehren gegen diese Autorität zu ermutigen.

Insgesamt versucht das Gedicht den Konflikt zwischen Unterwürfigkeit und Verlangen nach Meinungsfreiheit darzustellen. Der Autor nutzt hierbei alte kulturelle Symbole, um den universellen Kampf für Freiheit und Würde zu reflektieren. Es ist eine Aufforderung, mutig seine Meinung zu äußern, auch wenn es die gängigen Normen und Regeln verletzt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Mit dem halben Fächer Tschang“ ist Friedrich Rückert. Im Jahr 1788 wurde Rückert in Schweinfurt geboren. In der Zeit von 1804 bis 1866 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 83 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Die Gedichte „Der trübe Tag“, „Des fremden Kindes heiliger Christ“ und „Herbstblumen“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Rückert. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Mit dem halben Fächer Tschang“ weitere 102 Gedichte vor.

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