Nun ist es Zeit, daß ich mit Verstand von Heinrich Heine
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Nun ist es Zeit, daß ich mit Verstand |
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Mich aller Thorheit entled’ge; |
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Ich hab’ so lang als ein Comödiant |
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Mit dir gespielt die Comödie. |
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Die prächt’gen Coulissen, sie waren bemalt |
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Im hochromantischen Style, |
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Mein Rittermantel hat goldig gestrahlt, |
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Ich fühlte die feinsten Gefühle. |
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Und nun ich mich gar säuberlich |
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Des tollen Tands entled’ge, |
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Noch immer elend fühl’ ich mich, |
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Als spielt’ ich noch immer Comödie. |
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Ach Gott! im Scherz und unbewußt |
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Sprach ich was ich gefühlet; |
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Ich hab’ mit dem eignen Tod in der Brust |
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Den sterbenden Fechter gespielet. |
Details zum Gedicht „Nun ist es Zeit, daß ich mit Verstand“
Heinrich Heine
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92
1823–1824
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Nun ist es Zeit, daß ich mit Verstand“ wurde von Heinrich Heine verfasst, einem der bedeutendsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts. Heine lebte von 1797 bis 1856, daher kann das Gedicht in diese Zeit eingeordnet werden.
Der erste Eindruck des Gedichts ist, dass es eine Auseinandersetzung des lyrischen Ichs mit sich selbst darstellt. Es scheint einen Punkt erreicht zu haben, an dem es seine bisherige Lebensweise hinterfragt und nach echtem, uneingeschränktem Sein strebt.
Inhaltlich geht es in dem Gedicht darum, dass das lyrische Ich seine Rolle als 'Comödiant', also als Schauspieler, ablegen möchte. Es hat das Gefühl, bisher nur eine Rolle gespielt zu haben, die ihm von seiner Umgebung aufgezwungen wurde, und spricht von einem Bedürfnis nach Authentizität und Wahrhaftigkeit. Besonders in der dritten Strophe ist dieses Gefühl der Unzufriedenheit und des Unwohlseins in der eigenen Rolle deutlich erkennbar.
In Bezug auf Form und Sprache fällt auf, dass das Gedicht in vier vierzeilige Strophen aufgeteilt ist. Es besteht aus gereimten Versen, was eine gewisse Klarheit und Struktur vermittelt. Die Wortwahl ist zum Teil recht dramatisch, was die intensiven Emotionen des lyrischen Ichs unterstreicht.
Die Verwendung des „Comödianten“ als Metapher könnte interpretiert werden als Kritik Heines an der Gesellschaft oder an den Erwartungen, die an ihn persönlich gestellt wurden. Im Gedicht fällt auf, dass das lyrische Ich eine Veränderung wünscht und die Wahrheit sich selbst gegenüber aussprechen möchte, aber sich durch seine Rolle eingeschränkt fühlt.
Es beschreibt sich selbst als jemanden, der zum Schein Gefühle vortäuscht, die es eigentlich gar nicht hat, was Unsicherheit und Unzufriedenheit auslöst. Dabei deutet die letzte Strophe auf eine tiefgreifende innere Leere oder sogar Tod hin, womit eine ernste Stimmung erzeugt wird. Dies könnte eine Metapher für Heines Unzufriedenheit oder sogar Depression sein.
Insgesamt bietet das Gedicht einen faszinierenden Einblick in die geistige Landschaft Heines und bietet viel Raum für Interpretation.
Weitere Informationen
Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Nun ist es Zeit, daß ich mit Verstand“. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. 1824 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Hamburg. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 92 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Heine sind „Almansor“, „Als ich, auf der Reise, zufällig“ und „Alte Rose“. Zum Autor des Gedichtes „Nun ist es Zeit, daß ich mit Verstand“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.
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