An ein Veilchen von Christian Felix Weiße

Mein Veilchen, laß die Schmeicheleyen
Des jungen Zephyrs dich nicht reuen,
Du unsrer Gärten erste Zier!
Dich soll ein schöner Loos beglücken;
Den schönsten Busen sollst du schmücken,
Und alle Grazien mit dir.
 
Ja, an dem Busen vom Selinden
Sollst du den stolzen Wohnplatz finden! – –
Für Freuden, seh ich, zitterst du?
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Hier laß dich stolzre Blumen neiden,
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Und duft ihr dankbar alle Freuden
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Der süßesten Gerüche zu.
 
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Geh hin zu ihren schönen Händen!
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Durch dich, mein Glücke zu vollenden,
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Sey ihr mein treues Herz erklärt! – –
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Umsonst! wie könnte dieß geschehen?
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Wie bald! wie bald wirst du vergehen,
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Da ewig meine Liebe währt!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „An ein Veilchen“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
102
Entstehungsjahr
1758
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht „An ein Veilchen“ stammt vom Autor Christian Felix Weiße, der von 1726 bis 1804 lebte. Angesiedelt im ausgehenden 18. Jahrhundert, ist dieses Werk ein Teil der Aufklärung und Epoche des Sturm und Drang, einer Zeit, in der die Emotionen und Individualität in der Literatur vermehrt betont wurden.

Der erste Eindruck des Gedichts lässt eine äußerst romantische und emotionale Atmosphäre wahrnehmen. Die Auswahl des Veilchens, eine alltägliche, und doch schön geachtete Blume, suggeriert Einfachheit und Naturverbundenheit – beides zentrale Aspekte in der epochemäßigen Gedichtinterpretation.

Das Gedicht hat ein lyrisches Ich, das sich dem Veilchen widmet. Es feiert das Veilchen als erstes Schmuckstück des Gartens und stellt dar, wie es den schönsten Busen schmücken und alle Grazien begleiten soll. Das lyrische Ich ermutigt das Veilchen, stolz auf sich zu sein, trotz möglicher Rivalitäten anderer Blumen. Im weiteren Verlauf beschreibt es, wie das Veilchen an den Busen von Selinden, wahrscheinlich einer geliebten Person, gelangen soll. Schließlich verwandelt sich diese Freude in einem melancholischen Ton: es wird klar, dass das lyrische Ich das Veilchen als Symbol für seine ewige Liebe benutzt, welches leider zu schnell vergeht, im Vergleich zu seiner immer währenden Zuneigung.

Das Gedicht folgt keiner gängigen Reimstruktur, aber deutlich erkennbar sind die wiederholten Wortendungen, die ein gewisses Rhythmusgefühl beim Lesen erzeugen. Die konsequente Aufteilung in Strophen à sechs Verse legt eine geordnete Struktur nahe, unterbrochen nur durch die emotionalen Ausbrüche.

In Bezug auf die Sprache scheint die Wortwahl sehr gezielt und metaphorisch zu sein. Die Beschreibungen und Adjektive wirken sorgfältig ausgewählt, um bestimmte Bilder oder Empfindungen hervorzurufen. So wird etwa der Ausdruck „stolzre Blumen“ verwendet, um das Veilchen in Kontrast zu anderen, prächtigeren Blumen zu stellen. Das wiederholte Bezugnehmen auf den „Busen“ und die „Grazien“ unterstreicht den romantischen, gar erotischen Unterton des Gedichts.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „An ein Veilchen“ eine klassische Darstellung vergänglicher Liebe und Schönheit ist, gekleidet in die bildlichen Metaphern der Natur.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An ein Veilchen“ des Autors Christian Felix Weiße. Geboren wurde Weiße im Jahr 1726 in Annaberg. 1758 ist das Gedicht entstanden. In Leipzig ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Aufklärung zuordnen. Bei dem Schriftsteller Weiße handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 102 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 18 Versen. Der Dichter Christian Felix Weiße ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Muse“, „An die Muse“ und „An einen Bach im Winter“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An ein Veilchen“ weitere 100 Gedichte vor.

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