An die Muse von Christian Felix Weiße

Hier nimm die sanfte Leyer wieder,
O Muse, die du mir geliehn:
Nun sing ich weiter keine Lieder,
Die von der Jugend Freuden glühn.
 
Verzeih, wenn ich zu schwach gespielet:
Die Liebe fodert unser Herz:
Das wenigste hab ich gefühlet;
Das meiste sang ich blos aus Scherz.
 
Von Waffen und vom Haß umgeben,
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Sang ich von Zärtlichkeit und Ruh:
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Ich sang vom süßen Saft der Reben,
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Und Wasser trank ich oft darzu.
 
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Kömmt einst der goldne Friede wieder,
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Fühl ich einst gar der Liebe Glück:
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Vielleicht wag ich dann schönre Lieder:
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Dann, Muse, gieb mir sie zurück!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „An die Muse“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
97
Entstehungsjahr
1758
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An die Muse“ wurde von dem deutschen Dichter Christian Felix Weiße verfasst, der von 1726 bis 1804 lebte. Damit stammt das Gedicht aus der Epoche der Aufklärung. Der erste Eindruck des Gedichts legt nahe, dass das lyrische Ich eine Art Rückblick auf sein Leben und seine Erfahrungen gibt, wobei der Fokus auf der Poesie und ihren Themen liegt.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um die Rückgabe einer Leier, die das lyrische Ich als Symbol für seine dichterische Schaffenskraft an die Muse zurückgibt. Es blickt auf seine Zeit als dichtendes Individuum zurück und stellt fest, dass es nicht mehr die Jugendfreude und Leichtigkeit besitzt, die es in der Lage war, in seine Verse zu bringen. Es bittet die Muse, ihm seine mangelnde Stärke in der Dichtkunst zu vergeben und gesteht ein, dass viel von dem, was es gedichtet hat, aus Scherz und nicht aus tiefem Gefühl kam. In einer Welt voller Krieg und Hass versuchte es, von Liebe und Frieden zu singen. Es fühlte sich oft als jemand, der über den Genuss von Wein sang, aber sich nur mit Wasser begnügte. Schließlich äußert das lyrische Ich die Hoffnung, dass es in der Lage sein wird, wieder zu dichten, wenn der Frieden zurückkehrt und es das Glück der Liebe erfährt.

Formal besteht das Gedicht aus vier vierzeiligen Strophen. Jeder Vers hat acht Silben und die Reime sind umarmend (aabb). Die Sprache des Gedichts ist eher einfach und unverschnörkelt, was typisch für die Literatur der Aufklärung ist, die Wert auf Klarheit und Verständlichkeit legte. Die Themen des Gedichts – Liebe, Krieg, Poesie, Freude und Leid – sind universal und zeitlos.

Die Botschaft des Gedichts könnte sein, dass das Dichten ein Ausdruck von Gefühlen und Erlebnissen ist, der von den individuellen Erfahrungen und dem Gemütszustand des Dichters abhängt. Es verdeutlicht auch die Rolle der Muse als Inspirationsquelle für das lyrische Ich. Es zeigt uns, dass das Schaffen von Kunst mit jugendlicher Leichtigkeit und Sorglosigkeit beginnen kann, dass aber das unvermeidliche Heranreifen und die damit einhergehenden Verpflichtungen und Leiden den Künstler auf eine harte Probe stellen können. Schließlich lässt es die Hoffnung aufkeimen, dass die Inspiration für die Dichtkunst mit neuen Lebenserfahrungen zurückkehren kann.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An die Muse“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Christian Felix Weiße. Geboren wurde Weiße im Jahr 1726 in Annaberg. Das Gedicht ist im Jahr 1758 entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Aufklärung zugeordnet werden. Weiße ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 97 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Felix Weiße sind „An den Amor“, „An die Muse“ und „An ein Veilchen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An die Muse“ weitere 100 Gedichte vor.

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