Gemein von Ada Christen

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Zuweilen dünkt Dich: reich bin ich ja doch,
Denn immer hab' ich etwas noch zu geben,
Wer mir nur naht, er nimmt ein Stücklein noch
Aus diesem armgeplündert-dunklen Leben.
 
Du schauest voll Bewunderung sie an,
Die auszunützen Dich so wohl verstanden.
Noch sind sie höflich... werden grob sie, dann
Weißt Du, daß sie zu nehmen Nichts mehr fanden.
 
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2
 
11 
Immer fein nach der Schablone,
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Immer fein in dem Geleise!
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Leg' zurecht Dir Schmerz und Wonne
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Nach der hergebrachten Weise.
 
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Und kann nicht in alle Formen
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Dein vertracktes Wesen passen,
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Widerstrebt es dir, mit Normen,
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Altgewohnt, dich zu befassen,
 
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Ei, so lasse dich auch stutzen,
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Lasse dich ein wenig blenden;
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Um die Form nicht zu beschmutzen,
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Laß den Inhalt lieber schänden.
 
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Lasse langsam Dich dressiren
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Zu der Alltags-Kleingeld Phrase;
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Lern' gleich Anderen brilliren
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Mit der hohlsten Seifenblase.
 
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Deinen Ruhm an allen Orten
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Werden sie dann singen, sagen -
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Aber was aus Dir geworden,
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Darfst Du selbst Dich niemals fragen.
 
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3
 
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Du kämpfest nutzlos gegen jene Macht,
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Die alle Worte nicht erschöpfend nennen,
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Woran die Brust wir stets uns blutig rennen,
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Die unsre tiefsten Schmerzen frech verlacht.
 
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Was liebevoll der Welt Du zugebracht,
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Wofür begeistert treue Herzen brennen,
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Es scheitert doch... Du wirst es noch erkennen
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An des Gemeinen ewig starker Macht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „Gemein“

Autor
Ada Christen
Anzahl Strophen
12
Anzahl Verse
39
Anzahl Wörter
208
Entstehungsjahr
1839 - 1901
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Die Autorin des Gedichtes „Gemein“ ist Ada Christen. Im Jahr 1839 wurde Christen in Wien geboren. In der Zeit von 1855 bis 1901 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 208 Wörter. Es baut sich aus 12 Strophen auf und besteht aus 39 Versen. Die Dichterin Ada Christen ist auch die Autorin für Gedichte wie „Abendbild“, „Allein!“ und „Alte Feinde“. Zur Autorin des Gedichtes „Gemein“ haben wir auf abi-pur.de weitere 81 Gedichte veröffentlicht.

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