Alte Feinde von Ada Christen
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Wie mit einem einz’gen Schlag |
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Ist die Welt um mich verwandelt, |
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Lächelnd knixet Tag um Tag, |
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Was mich einst so schlecht behandelt. |
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Heute reichet mir die Hand, |
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Was einst Schmähungen gesendet, |
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Heute naht im Festgewand, |
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Was sich einst von mir gewendet. |
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Euer Haß war die Gewalt, |
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Die mich einst hinausgetrieben – |
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Aber unbewegt und kalt |
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Läßt mich heute Euer Lieben! |
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II. |
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Ei, wie mächtig und bezwingend |
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Dünkt Euch fast ein einzig Wort, |
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Glaubt Ihr wohl, es nehme plötzlich |
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Jahrelanges Elend fort? |
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Ei, versucht des Wortes Allmacht |
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An dem Meer, das wild empört, |
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Sturmgepeitscht so düster grollet, |
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Ob es Euer Wort beschwört. |
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Und Ihr wähnt, das Herz, das wilde, |
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Das die Bitterkeit gestählt, |
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Macht ein mildes Wort vergessen, |
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Wie Ihr es gepeitscht – gequält?! |
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III. |
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Wie so kleinlich, wie erbärmlich |
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Beugt Ihr Euch vor meiner Macht, |
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Vor den Herzblut-Purpurfetzen, |
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Vor der Dornenkrone Pracht. |
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O, ich hör’s, aus Eurem Lobe |
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Zuckt der alte Spott, die Schmach, |
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Denn Ihr könnt es nimmer glauben, |
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Daß ich meine Ketten brach; |
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Ich zerbrach sie doch! O glaubet, |
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Meine Selbstverachtung schwand, |
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Als ich Euch so feig, so hündisch, |
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So verachtungswürdig fand. |
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IV. |
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Wohl könnt Ihr mäkeln jetzt an Wort und That, |
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Könnt mich verdammen, seht, es rührt mich nimmer; |
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Ich hasche nicht nach Eurem feilen Rath |
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Und morscher Tugend fahlen Moderschimmer! |
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Ich trachte nimmermehr nach Eurer Lieb’, |
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Ich werde liebearm und einsam schreiten, |
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Doch jene Waffe, die einst fort mich trieb, |
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Sie wird nun stumpf von meinem Panzer gleiten. |
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O, ich war elend! – jeder böse Zug |
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In Euren kalten Larven mahnt mich wieder, |
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Wie Jeder von Euch tückisch nach mir schlug, |
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In mir vernichtet meine reinsten Lieder! |
Details zum Gedicht „Alte Feinde“
Ada Christen
7
51
270
1870
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Alte Feinde“ stammt von Ada Christen, einer österreichischen Schriftstellerin des 19. Jahrhunderts, die insbesondere zur realistischen Literaturbewegung zählt. Sie war eine der ersten Frauen, die in deutschsprachiger Literatur soziale Themen und die Stellungen der Frauen in ihrer Zeit aufgriffen.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht wie ein Ausdruck tiefer wichtiger Gefühle des lyrischen Ichs gegenüber Menschen, die es früher misshandelt haben. Es scheint eine gewisse Distanz und emotionale Kälte zwischen dem lyrischen Ich und diesen Menschen zu geben.
Im Gedicht teilt das lyrische Ich seine Beobachtungen mit, wie die Welt und die Menschen um es herum sich verändert haben. Wo es früher misshandelt und gehasst wurde, erfährt es nun freundlichen Umgang und sogar Liebe, was es jedoch kalt und unberührt lässt. In der zweiten Strophe wird die Verachtung des lyrischen Ichs für das plötzliche Umschlagen der Gefühle durch Worte zum Ausdruck gebracht. Es wird argumentiert, dass ein einziges Wort nicht die Bitterkeit und Qual, die es einst erlebte, wegnehmen kann. In der dritten und vierten Strophe drückt das lyrische Ich seine Verachtung für diejenigen aus, die es früher misshandelten und nun kurzsichtig ihre Anbetung anbieten. Die Menschen um sie herum werden als feige und erbärmlich dargestellt.
Das Gedicht besteht aus sieben Strophen. Die erste, dritte, fünfte und siebte Strophe bestehen jeweils aus 12 Versen, während die zweite, vierte und sechste Strophe lediglich aus einer Überschrift bestehen. Die dadurch geschaffene Struktur und das rhythmische Muster tragen zur Betonung der Ideen und Gefühle des Gedichts bei.
In Bezug auf die Sprache offenbart das Gedicht ein hohes Niveau an Emotionalität und Intensität. Die Wörter und Phrasen, die Ada Christen verwendet, sind bildhaft und kraftvoll, was dazu beiträgt, die inneren Kämpfe und Gefühle des lyrischen Ichs zu verkörpern. Sie setzt starke, emotionale Wörter ein, um ihre Nachricht zu vermitteln, wie zum Beispiel „Schmähungen“, „Elend“, „Spott“ und „verachtungswürdig“. Das Gedicht hat trotz seiner Dunkelheit und Bitterkeit eine gewisse Schönheit und Ausdruckskraft in seinen Worten und Metaphern. Insgesamt ist das Gedicht ein starkes Zeugnis für das Leiden und den Kampf des lyrischen Ich, der nach Gerechtigkeit strebt und seine Verachtung für die Scheinheiligkeit der Menschen um ihn herum zum Ausdruck bringt.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Alte Feinde“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Ada Christen. Im Jahr 1839 wurde Christen in Wien geboren. 1870 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Hamburg. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 270 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 51 Versen. Weitere Werke der Dichterin Ada Christen sind „Altes Lied“, „Am Teich“ und „Asche“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Alte Feinde“ weitere 81 Gedichte vor.
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Zum Autor Ada Christen sind auf abi-pur.de 81 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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