Asche von Ada Christen
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Wie sie lodern, wie sie beben, |
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Still verglimmen und verweh’n – |
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Und ein Stück von meinem Leben |
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Seh’ in Asche ich vergeh’n. |
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Weiche, goldig-blonde Locken, |
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Manche Blume, die da schlief, |
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Es zerstirbt in Aschenflocken |
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Mancher alte Liebesbrief. |
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Welches Glück die Worte brachten, |
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Diese Phrasen, – Gott erbarm’! |
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Wie sie heiß den Kopf einst machten – |
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Heute wird die Hand kaum warm! |
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II. |
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Im Kamin lag grau die Asche, |
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Und ich saß, nachdenklich schürend, |
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In dem letzten tauben Reste |
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Nach verborg’nen Gluthen spürend. |
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Und es flammte aus der Asche, |
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Wieder helle Funken sprühend, |
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Eine halbverglomm’ne Kohle |
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Und zersplitterte verglühend. |
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Und es flüstert in der Asche: |
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Warum tödtest Du, berührend |
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Was noch aufflammt, Dir zur Leuchte, |
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Dich aus Nacht und Kälte führend? .... |
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III. |
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Wilde, ungeberd’ge Flammen, |
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Die sich suchen und verstecken, |
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Wie sie zischeln, wie sie schmeicheln |
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Und sich schlängeln und sich necken; |
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Wie sie prasseln, knistern, jubeln, |
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Sich verfolgen und umschlingen, |
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Wie sie zu dem heißen Reigen |
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Ihre lockern Lieder singen! |
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Wie sie endlich glühend züngeln, |
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Jauchzend hoch und höher schlagen, |
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Mit den schlanken rothen Armen |
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Gierig in einander ragen! |
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Welches glühend frische Leben |
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Seh’ ich in den Flammen treiben – |
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Und nichts als ein Häuflein Asche |
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Soll von all’ den Gluthen bleiben? .... |
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IV. |
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Todte Liebe, – kalte Asche! |
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Armer, längst zerstob’ner Traum – |
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Wie ein geisterhaftes Mahnen |
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Weht es durch den öden Raum! |
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Oft ist mir, als müßt ich hüten |
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Dich, wie einst, mein sterbend Kind – |
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Doch ein Luftzug – und die Asche |
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Fliegt hinaus in Nacht und Wind! |
Details zum Gedicht „Asche“
Ada Christen
7
51
248
1870
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Asche“ wurde von Ada Christen geschrieben, einer österreichischen Schriftstellerin, die von 1839 bis 1901 lebte. Sie war eine wichtige Vertreterin der literarischen Strömung des Realismus.
Schon beim ersten Lesen wird deutlich, dass es sich bei diesem Gedicht um ein sehr persönliches und emotionales Werk handelt. Ada Christen thematisiert darin die Vergänglichkeit des Lebens, die Zerstörung von Erinnerungen und die unerbittliche Kraft der Zeit.
Im ersten Teil des Gedichts beschreibt das lyrische Ich, wie die Flammen im Kamin lodern und erinnert sich dabei an vergangene Zeiten und an Menschen, die einst eine wichtige Rolle in ihrem Leben gespielt haben. Die einst lebendigen, wichtigen Stücke ihres Lebens verglimmen und verwandeln sich in Asche.
Im zweiten Teil reflektiert das lyrische Ich über die eigene Handlung und bezeichnet die Vernichtung der Erinnerungen durch das Feuer als eine Tötung. Dabei kommen auch Zweifel auf, ob es richtig war, die Erinnerungen in Asche zu verwandeln.
Der dritte Teil ist geprägt von der Beschreibung lebendiger, fast wilder Flammen und der Vergänglichkeit des Feuers. Wieder wird der Prozess von Entstehen und Vergehen thematisiert, wobei sich das lyrische Ich fragt, ob wirklich nur Asche von all dem Feuer übrig bleiben soll.
Der vierte und letzte Teil ist gezeichnet von Melancholie und dem Bewusstsein der Vergänglichkeit. Die totale Liebe wird mit kalter Asche verglichen und die Flüchtigkeit der Erinnerungen und Gefühle wird noch einmal betont.
Das Gedicht besteht aus sieben Strophen, allerdings erscheinen die Strophen 2, 4 und 6 nur als römische Nummerierung und enthalten eigentlich keinen Text. Die verbleibenden Strophen sind im Umfang unterschiedlich, wobei die längste Strophe 16 Verse umfasst.
Die Sprache des Gedichts ist sehr bildhaft und emotional. Die wiederkehrenden Metaphern von Feuer, Asche und Vergänglichkeit unterstreichen die zentralen Themen des Werks. Gleichzeitig ist die Sprache klar und zugänglich, was die Wirkung des Gedichts auf die Leser nur verstärkt. Besonders bemerkenswert ist auch die Anwendung von Interpunktion, welche die emotionalen Zustände des lyrischen Ichs verstärkt. Kurze Frage- und Ausrufezeichen verdeutlichen die Unsicherheit und Emotionen des lyrischen Ichs.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ada Christens Gedicht „Asche“ ein tief bewegendes Werk ist, das auf packende Weise die Themen Vergänglichkeit, Erinnerung und Emotionen behandelt. Es ist ein Beispiel dafür, wie Poesie es schafft, universelle menschliche Erfahrungen in wenigen Worten auszudrücken und den Leser emotional zu berühren.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Asche“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Ada Christen. Geboren wurde Christen im Jahr 1839 in Wien. 1870 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Hamburg. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her der Epoche Realismus zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 51 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 248 Worte. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Ada Christen sind „Alte Feinde“, „Altes Lied“ und „Am Teich“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Asche“ weitere 81 Gedichte vor.
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Zum Autor Ada Christen sind auf abi-pur.de 81 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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