Auf einen Gefallenen von Ernst Blass
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Als Bewußtsein deines Falles |
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Unser armes Herz durchdrang: |
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Wieder wars geschehn um alles |
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Wir erbleichten, wurden krank. |
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Und die wissender sich deuchten, |
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Fühlten, daß sie nicht gewußt, |
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Als sie so verließ dein Leuchten. |
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Übertraf sie der Verlust. |
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Wie du zieltest, wie du ranntest, |
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Ließen froh wir dich hinweg, |
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Keinen Blick auf uns verwandtest |
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Du aus Augen stark und keck. |
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Eiltest herrisch durch das Leben, |
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Schiedest ohne letzten Wink, |
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Und wir fühlten dich fast schweben, |
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Als dein Licht schon unterging. |
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Wiederum in jähem Sturze |
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Fiel ein Knabe unbewacht, |
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Den es hinriß durch die kurze |
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Lebenszeit zu Kampf und Schlacht. |
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Reinem Lose, stolzem Fliegen, |
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Unbewußtem Überschwang, |
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Führe es auch nicht zu Siegen, |
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Schallt doch ewig der Gesang. |
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Was ruft die längst entschwundenen Gefühle, |
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Noch immer fordernd, daß ich Rede steh? |
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Ward nicht ein Neues durch des Todes Kühle, |
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Wie sich das Land verändert durch den Schnee? |
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Nennt ein Gespenst mir noch die taumelnd-schwüle, |
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Doch lang verschneite Stunde auf dem See, |
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Die Blumensprache und den Tanz am Bühle? |
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Ward nicht zur Lösung uns das weite Weh? |
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Mit weißer Decke feierlich bekleidet |
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Der Leichnam ruht, die Erde harrend steht |
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Und namenloser als ein Mensch, der leidet... |
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Was hindert das beginnende Gebet? |
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Ist es der grimmen Wolken wilde Reise? |
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Oder das dunkle Brauen unterm Eise? |
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Nun herrschen über ihn der Fremde Geister, |
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Und nur der Wind ist ein bekannt Geleit. |
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Nun ist er abgeschieden und verwaister |
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Als jemals in erwünschter Einsamkeit. |
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Ihn führten fort die unsichtbaren Meister, |
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Doch selbst ihr Hohn verließ ihn vor der Zeit. |
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Nun schrillt im Walde blinder und ergreister |
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Baumstämme über ihm der Wolken Streit. |
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Ein wandernd Wesen mit verlornen Sinnen |
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Ist seine Seele, von der Not verheert, |
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Rufen der Angst hebt an, ihm zu entrinnen... |
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Da aber wird die Tröstung neu gewährt: |
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Des Echo Antwort tönt nach kleiner Weile |
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Wie eine ferne Botschaft von dem Heile. |
Details zum Gedicht „Auf einen Gefallenen“
Ernst Blass
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306
1890 - 1939
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Auf einen Gefallenen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Ernst Blass. Blass wurde im Jahr 1890 in Berlin geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1906 und 1939. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Blass handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 52 Versen mit insgesamt 11 Strophen und umfasst dabei 306 Worte. Ernst Blass ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Nervenschwache“ und „Die Trennung“. Zum Autor des Gedichtes „Auf einen Gefallenen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.
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