An Doris von Johann Wilhelm Ludwig Gleim

Künstlerinn! wir künsteln beide,
Du kannst stikken, ich kann malen.
Aber stikkst du denn nur Blumen?
Kannst du nicht mit goldnen Faden
Knaben oder Mädchens stikken?
Wag' es nur, es wird schon gehen.
Aber erstlich stikke Knaben.
Stikke solche, wie ich male,
Ohne Perlen, ohne Purpur,
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Wie sie sich im Grünen iagen,
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Oder wie sie sich das Hemde
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Vor den Augen blöder Nimfen
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Vorwerts auf die Knie halten.
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Sieh' sie selbst, hier sind im Buche
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Zwanzig Knaben abgeschildert,
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Wähle dir den allerbesten,
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Nimm den Knaben, der so lächelt,
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Oder ienen, mit dem Bogen,
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Der dich mit dem Pfeile drohet,
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Nimm sie nicht, hier sind noch andre,
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Sieh sie an, und wähle selber,
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Ich will sehn, wie gut du wählest.
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Diesen Knaben willst du stikken?
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Diesen, der nach Küssen schmachtet,
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Der halbnakkend sich nicht schämet?
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Doris! dieses bin ich selber.
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Hat mein Pinsel mich getroffen?
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Kennst du mich an diesen Zügen?
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Gut, du sollst mich selber stikken.
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Aber erst must du mich schildern.
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Höre nur, wir wollen tauschen.
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Ich will stikken, du sollst malen.
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Hurtig gieb mir Gold und Nadel,
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Diese Rose will ich enden;
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Denn sie wird in blauer Seide
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Einst auf deinem Busen blühen.
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Unterdeß kannst du mich malen,
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Und sobald du mich gemalet,
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Sollst du das Gemälde stikken.
40 
Da! hier hast du meinen Pinsel!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „An Doris“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
216
Entstehungsjahr
1719 - 1803
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An Doris“ des Autors Johann Wilhelm Ludwig Gleim. Der Autor Johann Wilhelm Ludwig Gleim wurde 1719 in Ermsleben (Ostharz) geboren. Zwischen den Jahren 1735 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Aufklärung zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Gleim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 216 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 40 Versen. Weitere Werke des Dichters Johann Wilhelm Ludwig Gleim sind „An Leukon“, „Ich hab ein kleines Hüttchen nur“ und „An einen Maler, welcher Häßlichkeiten am liebsten malte“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Doris“ weitere 167 Gedichte vor.

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