An Doris von Johann Wilhelm Ludwig Gleim
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Doris, ia, Du magst mich hassen, |
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Mich verstossen, mich verlassen, |
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Wiß, es blutet zwar mein Herz, |
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Doch, es ändert es kein Schmerz. |
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Unter meinen edlen Trieben |
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Ist kein Trieb veränderlich: |
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Doris! wilst du mich nicht lieben; |
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O so lieb ich dennoch Dich. |
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Doris, kanst Du mich verlassen? |
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Schönste, sprich, sollst Du mich hassen? |
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Mich, den nichts, als Du, betrübt, |
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Mich, der Dich so zärtlich liebt? |
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Mich, der iüngst die Welt noch schätzte, |
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Weil Du zu der Welt gehörst, |
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Welchen nichts darinn ergözte, |
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Wenn Du nicht darinnen wärst. |
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Deine Weisheit, Deine Tugend |
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Ubertrift noch Deine Jugend, |
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Dein holdseeliges Gesicht |
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Gleicht der schönen Seele nicht. |
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Rosen blühen auf den Wangen, |
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Lilien glänzen rund umher: |
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Doch sie würkten kein Verlangen, |
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Wenn Dein Geist nicht schöne wär. |
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Freundlichkeit in allen Minen, |
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Eifer, iedermann zu dienen, |
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Edelmut, Verschwiegenheit, |
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Menschenliebe, Zärtlichkeit; |
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Jede Tugend ist Dir eigen, |
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Jede hast Du Dir erwählt, |
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Und kein Lästrer kan mir zeigen, |
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Daß Dir auch nur eine fehlt. |
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Du gebietest meinen Trieben, |
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Dich allein kan ich nur lieben. |
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Tausend nennt man reich und schön, |
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Und ich mag sie doch nicht sehn. |
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Keine Schöne, keine Reiche |
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Ist Dir an Verdiensten gleich: |
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Wenn ich sie mit Dir vergleiche, |
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Dann ist keine schön und reich. |
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Laß mich meinen Kummer sagen! |
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Wirst Du mich gleich nicht beklagen, |
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So beklagt ein andrer mich, |
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Der Dich minder liebt, als ich. |
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Zeig ihm dieses Tuch voll Zähren, |
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Das mein Auge voll geweint, |
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Prüf ihn, Doris, laß Dir schwören, |
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Ob ers halb so redlich meint. |
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Sein verklagendes Gewissen |
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Wird die Treue loben müssen, |
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Die er zwar mit Nahmen nennt, |
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Aber die sein Herz nicht kennt. |
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Glükk und Dich will ich ihm gönnen, |
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Wenn er nur die Warheit spricht. |
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Warheit, zwing ihn zu bekennen: |
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Solche Triebe kenn ich nicht! |
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Nein, ich kann den Trieb nicht hindern, |
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Nein, ich kann mein Leid nicht mindern, |
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Was ich rede, denk und thu, |
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Setzt mein Herz doch nicht in Ruh. |
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Canitz rief die schnellen Stunden, |
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Und verging, wie sie, im Schmerz; |
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Was sein blutend Herz empfunden, |
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Das empfindet itzt mein Herz. |
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Denk an seine Trauerode! |
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Doris ringt noch mit dem Tode: |
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Folge dieser Doris nach, |
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Sprich, was einst ihr Schatten sprach: |
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Nur drei Worte darf ich sagen, |
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Ich weiß, daß du traurig bist. |
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Folge mir. Vergiß dein Klagen, |
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Weil dich Doris nicht vergißt. |
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Säh ich Dich in letzten Zügen |
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Sterbend auf dem Lager liegen, |
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Sprächest Du, daß Deine Treu |
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Mir im Tode sicher sey; |
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Könnt ich dann wol Abschied nehmen, |
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Wie erst Haller Abschied nahm? |
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Nein! Ich würde mich nur grämen, |
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Denn so stürb ich erst für Gram. |
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Freunde, Doris läßt mich sterben! |
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Seht, ich will den Ruhm erwerben, |
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Den sich iedes Herz erwirbt, |
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Welches liebt, und liebend stirbt. |
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Daß man einst von mir noch spreche, |
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Seht mein Leid und sagt es nach! |
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Tausend andre Tränenbäche |
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Würke dieser Tränenbach! |
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Dichter sollen mich bedauren! |
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Schönen sollen um mich trauren! |
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Denn ich weiß, es rührt mein Lied |
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Jedes zärtliche Gemüth. |
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Weint bei meinen Trauertönen, |
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Weint, gerührte Herzen, weint! |
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Sagt einst: Hier zerfloß in Thränen |
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Ein Verliebter und ein Freund. |
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Doris, bist Du zu erweichen; |
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O so denk an iene Leichen, |
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Die der treuen Liebe Macht |
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Vor der Zeit ins Grab gebracht! |
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Soll ich mich zu Tode grämen? |
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Sage ia. Es soll geschehn. |
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Laß mich nur beim Abschiednehmen |
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Dich noch einmal freundlich sehn. |
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Hörst Du, was die Liebe fodert? |
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Wann einst dis Gebeine modert, |
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Dann erwache Dein Gehör; |
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Doch, dann fodert sie nichts mehr. |
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Ruf einmal bei tausend Zähren |
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Meine Asche aus der Gruft. |
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Doch, vielleicht wird sie nicht hören, |
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Wenn Dein Mund gleich selber ruft. |
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Aber wenn ich noch im Grabe |
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Kräfte zum empfinden habe, |
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Wenn man dort noch sieht und hört, |
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Wenn mich dort Dein Gram noch stört; |
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O, was werd ich dann verspüren, |
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O, wie wird es Dich gereun! |
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Wie wird mich Dein Jammer rühren, |
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Wenn ich nicht kan bei Dir seyn. |
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Sorgen, die das Herz verletzen, |
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Tränen, die die Wangen netzen, |
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Nachreu in der zarten Brust, |
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Seufzer, über den Verlust, |
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Werden mich erwekken sollen. |
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Doris, ändre Deinen Sinn, |
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Dann wirst Du mich lieben wollen, |
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Wann ich halb verweset bin. |
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Werd ich Dir mit dürren Beinen, |
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Künftig in der Nacht erscheinen, |
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Komm ich als ein Geist zu Dir, |
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So erschrikk nur nicht vor mir. |
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Nein, mein Geist soll Dich nicht quälen, |
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Wenn er Dich gleich quälen kan! |
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Wird ihm Ruh im Grabe fehlen, |
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O so bist Du Schuld daran. |
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Ach mit tausend edlen Tränen |
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Wirst Du meiner Lieb erwähnen, |
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Und zur Lindrung Deiner Noth |
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Rufst Du wol noch selbst den Tod. |
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Wünsche Dir kein Sterbebette! |
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Warte bis der Tod Dich ruft: |
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Doch, nimm Deine Ruhestädte |
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Nur nicht weit von meiner Gruft. |
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Dann werd ich beim Auferstehen |
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Dich an meiner Seite sehen! |
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Dann mischt sich, in meiner Brust, |
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Liebe zu der Himmelslust. |
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Dann wirst Du mich erst erquikken, |
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Wann Du nicht mehr irrdisch bist. |
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Dann wird mich Dein Kuß beglükken, |
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Wann mich erst ein Engel küßt. |
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Welcher Donner, welche Freude, |
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Störet mich in meinem Leide! |
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Hört den lauten Freudenton, |
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Seht die Erde zittert schon. |
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Welten fallen aus der Höhe, |
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Sterne werden Sonnen gleich. |
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Dort, wo ich die Schaaren sehe, |
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Dort entsteht das Himmelreich. |
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Engel jauchzen in den Lüften, |
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Menschen steigen aus den Grüften, |
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Fromme werden schon verklärt, |
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Und mir wird mein Wunsch gewärt. |
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Doris, nun, will ich Dich führen, |
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Sieh, dort ist Dein Vaterland! |
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Komm, Du solst den Himmel zieren, |
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Zier ihn nur an meiner Hand! |
Details zum Gedicht „An Doris“
21
168
891
1719 - 1803
Aufklärung
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „An Doris“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Wilhelm Ludwig Gleim. Im Jahr 1719 wurde Gleim in Ermsleben (Ostharz) geboren. Zwischen den Jahren 1735 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Aufklärung zugeordnet werden. Gleim ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 891 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 168 Versen mit insgesamt 21 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Wilhelm Ludwig Gleim sind „Ich hab ein kleines Hüttchen nur“, „An einen Maler, welcher Häßlichkeiten am liebsten malte“ und „Als ich zu Weimar war“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Doris“ weitere 167 Gedichte vor.
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- Bacchus und Cythere
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- An Leukon
- Ich hab ein kleines Hüttchen nur
- An einen Maler, welcher Häßlichkeiten am liebsten malte
- Als ich zu Weimar war
- Als Kayser Joseph II. gestorben war
- Triolet
- Das Lied von Gott
Zum Autor Johann Wilhelm Ludwig Gleim sind auf abi-pur.de 167 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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