An einen Wassertrinker von Johann Wilhelm Ludwig Gleim

1	Trink, betrübter, totenblasser
2	Wassertrinker, Rebenhasser,
3	Trink doch Wein!
4	Deine Wangen wirst du färben,
5	Weiser werden, später sterben,
6	Glücklich sein.
7	Habt, ihr großen Götter! habet
8	Für den Trank, den ihr uns gabet,
9	Habet Dank!
10	O wie dampft er in die Nase!
11	O wie sprudelt er im Glase!
12	Welch ein Trank!
13	Alle Sorgen, alle Schmerzen
14	Tötet er, und alle Herzen
15	Macht er froh.
16	Durstig sang zu seinem Preise
17	Dieses schon der große Weise,
18	Salomo!
19	O! es müssen alle Weisen,
20	O! es muß ihn jeder preisen,
21	Der ihn trinkt!
22	Finster, grämlich, menschenfeindlich
23	Läßt er keinen! Seht, wie freundlich
24	Er mir winkt!
25	Siehe, spricht der Rebenhasser,
26	Wie so freundlich da mein Wasser
27	Mir auch winkt!
28	Ernster Weisheit bleibt ergeben,
29	Wenn ein Feind vom Saft der Reben
30	Wasser trinkt.
31	Wasser, immer magst du winken,
32	Wer zu klug ist, Wein zu trinken,
33	Trinke dich!
34	Wasser weg von meinem Tische
35	Du gehörest für die Fische,
36	Nicht für mich!

Details zum Gedicht „An einen Wassertrinker“

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „An einen Wassertrinker“ ist Johann Wilhelm Ludwig Gleim. Geboren wurde Gleim im Jahr 1719 in Ermsleben (Ostharz). Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1735 und 1803. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Aufklärung zuordnen. Bei dem Schriftsteller Gleim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 151 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Weitere Werke des Dichters Johann Wilhelm Ludwig Gleim sind „Als Kayser Joseph II. gestorben war“, „Triolet“ und „Das Lied von Gott“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An einen Wassertrinker“ weitere 167 Gedichte vor.

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