An seine Leonore die immer grünende Hofnung von Johann Christian Günther
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Stürmt, reißt und rast, ihr Unglückswinde, |
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Zeigt eure ganze Tyranney! |
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Verdreht, zerschlizt so Zweig als Rinde |
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Und brecht den Hofnungsbaum entzwey! |
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Dies Hagelwetter |
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Trift Stamm und Blätter, |
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Die Wurzel bleibt, |
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Bis Sturm und Regen |
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Ihr Wüten legen, |
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Da sie von neuem grünt und Äste treibt. |
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Mein Herz giebt keinen Diamanten, |
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Mein Geist den Eichen wenig nach; |
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Wenn Erd und Himmel mich verbannten, |
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So troz ich doch mein Ungemach. |
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Schlagt, bittre Feinde, |
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Weicht, falschen Freunde! |
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Mein Heldenmuth |
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Ist nicht zu dämpfen, |
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Drum will ich kämpfen |
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Und sehn, was die Gedult vor Wunder thut. |
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Die Liebe schenckt aus göldnen Schaalen |
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Mir einen Wein zur Tapferkeit, |
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Sie spricht, mir guten Sold zu zahlen, |
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Und schickt mich in den Unglücksstreit. |
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Hier will ich kriegen, |
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Hier will ich siegen; |
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Ein grünes Feld |
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Dient meinem Schilde |
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Zum Wappenbilde, |
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Bey dem ein Palmenbaum zwey Ancker hält. |
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Beständig soll die Losung bleiben: |
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Beständig lieb ich dich, mein Kind, |
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Bis dermahleinst die Dichter schreiben, |
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Daß du und ich nicht sterblich sind. |
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Das Wort Beständig |
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Macht alles bändig, |
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Was Elend heist; |
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Das stärckste Fieber |
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Geht bald vorüber, |
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Wenn man nur mit Gedult den Frost verbeißt. |
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Nur zweifle nicht an meiner Treue, |
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Die als ein ewig helles Licht, |
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Wenn ich des Lebens mich verzeihe, |
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Die Finsternüß der Gräber bricht. |
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Kein hartes Glücke, |
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Ja kein Geschicke |
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Trennt mich von dir; |
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Du stirbst die Meine, |
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Ich bin der Deine, |
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Drum wirf den Argwohn weg und glaube mir! |
Details zum Gedicht „An seine Leonore die immer grünende Hofnung“
Johann Christian Günther
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50
234
1695 - 1723
Barock
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An seine Leonore die immer grünende Hofnung“ des Autors Johann Christian Günther. Im Jahr 1695 wurde Günther in Striegau geboren. Zwischen den Jahren 1711 und 1723 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Günther handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Die Epoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis ungefähr 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei weitere Abschnitte unterteilen: Frühbarock, Hochbarock und Spätbarock. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hat die Epoche des Barocks in hohem Maße geprägt. Der Krieg war eine Katastrophe von einem Ausmaß, das kaum vorstellbar ist. Die Menschen litten unter den Kämpfen, Hungersnöten und besonders unter der Pest, an der eine Vielzahl von Menschen verstarb. Die Bevölkerungszahl in Deutschland ging um etwa 30 Prozent zurück. Die Dichter des Barocks behandelten die Gegensätze in nahezu allen Lebensbereichen. Dies wird auch als Antithetik bezeichnet. Thematisch folgten die Dichter der Antithetik und stellten in ihren Werken Gegensätze in den Mittelpunkt – etwa Diesseits und Jenseits, Schein und Sein oder Verfall und Blüte. In der Barockdichtung trat das Deutsche an die Stelle des Lateinischen, welches die Sprache der wichtigsten deutschen Dichter im 16. Jahrhundert gewesen war. Gleichwohl war weiterhin die Elite Träger der Literatur. Schriftsteller und Werke dieser Zeit sind vielzählig. Martin Opitz, Andreas Gryphius oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen sind typische Vertreter der Zeit des Barocks.
Das Gedicht besteht aus 50 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 234 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Christian Günther sind „Rosen“, „So aber sucht man ihm die Wege vorzuschreiben“ und „Der Unruh wird noch mehr, wenn Wieg- und Nahmenfest“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An seine Leonore die immer grünende Hofnung“ weitere 264 Gedichte vor.
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Zum Autor Johann Christian Günther sind auf abi-pur.de 264 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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