Dem Wandersmann gehört die Welt von Friedrich Rückert
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Dem Wandersmann gehört die Welt |
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in allen ihren Weiten, |
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Weil er kann über Thal und Feld |
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so wohlgemut hinschreiten. |
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DieFelder sind wohl angebaut |
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für andre undvon andern; |
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ihm aber, der sie sich beschaut, |
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gehören sie jetzt deim Wandern. |
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Durch Wiesen schlängelt sich ein Pfad, |
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wie zwischen Blumenbeeten, |
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Ich weiß nicht, wessen Fuß ihn trat; |
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er ist für mich getreten. |
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Und neben in das Grün hinein, |
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wer mag da Futter holen? |
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Das Gras ist auch beim Wandern mein, |
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ein Teppich für meine Sohlen. |
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Der Baum, der hier am Wege steht, |
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wem mag er Frucht erstatten? |
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Doch weil mein Weg vorübergeht, |
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so giebt er mir den Schatten; |
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Sie haben ihn bisher gesetzt, |
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wohl nicht zu meinem Frommen, |
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ich aber glaube, daß er jetzt |
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sei eigens für mich gekommen. |
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Der Bach, der mir entgegenrauscht, |
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kommt her, mich zu begrüßen, |
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Duch Reden, die er mit mir tauscht, |
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den Gang mir zu versüßen; |
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Und wenn ich seiner müde bin, |
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er wartet auf mein Winken, |
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gleich wendt er sich zur Rechten hin |
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und ich zieh fort zur Linken. |
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Die Lüfte sind mir dienstbar auch, |
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die mir im Rücken wehen: |
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Sie wollen doch mit ihrem Hauch |
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mich fördern nur im Gehen. |
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Und die ins Angesicht mich küßt, |
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sie will mir auch nicht schaden: |
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es ist die Ferne, die mich grüßt, |
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zu sich mich einzuladen. |
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Der Regen und der Sonnenschein |
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sind meine zwei Gesellen, |
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Die, einer hinterm andern drein, |
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abwechselnd ein sich stellen. |
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Der Regen löscht der Straße Staub, |
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die Sonne macht sie trocken, |
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daneben wollen Gras und Laub |
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sie aus dem Boden locken. |
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Dann spannt in ihrem Wechselspiel |
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sich aus ein Regenbogen, |
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Komm ich entgegen meinem Ziel |
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darunter hergezogen. |
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Der Bogen ist für mich gespannt, |
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so lang ich drunter walle; |
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zu Trägern sind die Berg ernannt, |
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daß er auf mich nicht falle. |
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Und wo ein Dorf entgegentritt, |
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da hör ich Glocken läuten: |
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Sie meinen selber mich damit, |
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was könnt es sonst bedeuten? |
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Sie läuten etwa einer Braut, |
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vielleicht auch einem Toten; |
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ich aber zieh auf mich den Laut: |
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ein Gruß wird mir geboten. |
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So zieh ich im Triumphgesang |
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entlang die lange Straße, |
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Und nie wird mir um etwas bang, |
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das ich im Rücken lasse. |
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Wie eines hinter mir entweicht, |
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so kommt gleich her das andre; |
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und nie hab ich das End erreicht |
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der Welt, soweit ich wandre. |
Details zum Gedicht „Dem Wandersmann gehört die Welt“
Friedrich Rückert
9
72
380
1788 - 1866
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Dem Wandersmann gehört die Welt“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Friedrich Rückert. Geboren wurde Rückert im Jahr 1788 in Schweinfurt. Das Gedicht ist in der Zeit von 1804 bis 1866 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 72 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 380 Worte. Weitere Werke des Dichters Friedrich Rückert sind „31. Makame des Hariri“, „Amaryllis“ und „Blumen aufs Grab“. Zum Autor des Gedichtes „Dem Wandersmann gehört die Welt“ haben wir auf abi-pur.de weitere 102 Gedichte veröffentlicht.
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