Als er sich endlich wagte, ihr seine Liebe zu entdecken von Johann Christian Günther
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Flammen in der Brust empfinden |
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Und dabey nicht Feuer schreyn, |
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Heist die Ruthen größer binden |
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Und sein eigner Hencker seyn. |
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Die Verheelung der Gedancken |
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Labet keinen dürren Mund, |
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Und die Scham verliebter Krancken |
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Macht das Herze spät gesund. |
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Drum wohlan, mein Geist, entdecke |
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Dies, was deine Sehnsucht quält; |
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Frisch gewagt kommt bald zum Zwecke, |
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Den die Furchtsamkeit verfehlt. |
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Nein, mein Herz, ach schweig und glaube, |
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Dein Entdecken hilft dich nicht, |
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Weil bereits die schöne Taube |
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Einem andern sich verspricht. |
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Schweig, mein Herz, und halt die Plagen |
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Deiner Leidenschaft geheim, |
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Lerne dein Verhängnüß tragen, |
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Koch aus Wermuth Honigseim! |
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Hat die Schickung deinem Fieber |
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Diesen schönen Arzt versagt, |
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Ey, so stirb doch zehnmahl lieber, |
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Eh dein Mund die Kühnheit wagt. |
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Doch getrost, mein Herz, und wage |
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Noch den allerlezten Streich! |
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Doch getrost! Versuch und schlage |
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Felsen durch die Thränen weich! |
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Kluge Schönheit, meine Funcken |
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Überreicht dir dieses Blat, |
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Das mehr naßes Salz getruncken, |
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Als dein Mund jezt Zucker hat. |
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Zürne nicht mit meiner Liebe, |
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Die die Redligkeit gebahr, |
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Stärcke bald die reinen Triebe, |
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Der Verzug bringt hier Gefahr. |
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Dein Befehl soll stets mein Wille |
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Und dein Winck mein Leitstern seyn, |
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Schencke mir nur in der Stille |
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Deiner Liebe Vorschmack ein! |
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Mein Geblüte fühlt den Zunder, |
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Der von deiner Tugend fängt, |
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Also nimmt es mich nicht Wunder, |
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Wenn mein Geist an deinem hängt. |
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Mercke nur des Himmels Schlüße, |
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Sonst erfährstu von der Reu, |
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Daß das Honig fremder Küße |
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Um das Ende bitter sey. |
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Ach erwege mein Begehren! |
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Dein Verstand ist scharf genug; |
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Las mich nicht die Glut verzehren, |
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Sonst wird dich der Todtenkrug |
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Meiner Asche noch verklagen |
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Und mein kalter Leichenstein |
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Dir so viel zur Nachricht sagen: |
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Lerne doch bedachtsam seyn! |
Details zum Gedicht „Als er sich endlich wagte, ihr seine Liebe zu entdecken“
Johann Christian Günther
7
56
278
1695 - 1723
Barock
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Als er sich endlich wagte, ihr seine Liebe zu entdecken“ des Autors Johann Christian Günther. Im Jahr 1695 wurde Günther in Striegau geboren. In der Zeit von 1711 bis 1723 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Günther handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Die Literaturepoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis etwa 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei weitere Abschnitte unterteilen: Frühbarock, Hochbarock und Spätbarock. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden große Teile Deutschlands zerstört. Die Menschen der damaligen Zeit, damals durch ein starkes soziales Gefälle zwischen Hof und Provinz geprägt, litten folglich unter den katastrophalen Auswirkungen des Krieges. Viele Menschen starben an den Folgen der Pest und des Krieges. Die Literaturepoche des Barocks wurde davon stark beeinflusst. Die Literatur im Barock ist stark geprägt von der Antithetik. Das heißt, die Menschen nahmen ihre Welt als widersprüchlich und gegensätzlich war. Das Leben der einfachen Bevölkerung war von Armut geprägt. An den Fürstenhöfen herrschten dennoch Verschwendung und Luxus. In der Barockdichtung trat das Deutsche an die Stelle des Lateinischen, welches die Sprache der wichtigsten deutschen Dichter im 16. Jahrhundert gewesen war. Dennoch war weiterhin die Elite Träger der Literatur. Autoren und Werke dieser Zeit sind vielzählig. Andreas Gryphius, Martin Opitz oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen sind unverkennbare Vertreter der Zeit des Barocks.
Das Gedicht besteht aus 56 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 278 Worte. Weitere Werke des Dichters Johann Christian Günther sind „Der Unruh wird noch mehr, wenn Wieg- und Nahmenfest“, „Warum man mich in keiner Kirche sieht?“ und „Kein Schulpferd ist so gut zum Springen abgericht“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Als er sich endlich wagte, ihr seine Liebe zu entdecken“ weitere 264 Gedichte vor.
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- Der Unruh wird noch mehr, wenn Wieg- und Nahmenfest
- Warum man mich in keiner Kirche sieht?
- Kein Schulpferd ist so gut zum Springen abgericht
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Zum Autor Johann Christian Günther sind auf abi-pur.de 264 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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