Mein Herz, was fangen wir noch miteinander an? von Johann Christian Günther

. . . . . . . . . . . . . . . .
Breßlau, den 25. December 1719.
 
Mein Herz, was fangen wir noch miteinander an?
Es scheint, wir werden bald dem Kummer weichen müßen;
Vor alles, was wir sonst dem Nechsten Guts gethan,
Muß unsre Redligkeit mit Noth und Elend büßen.
Die Weißheit bringt kein Brodt, die Arbeit keine Lust,
Uns jagt des Himmels Zorn durch Ruthen, Land und Jahre.
Ein Fehltritt, den du nur aus Übereilung thust,
10 
Wird, ob er dich gleich reut, ein neuer Schritt zur Baare.
11 
Der Eltern Angst ist dein, der Schwester Gram trift mich;
12 
Die Lästrer plagen uns mit unverschämten Zungen,
13 
Die Armuth macht mich auch den Thoren lächerlich,
14 
Und was nur Schaden bringt, das wird mir aufgedrungen.
15 
Du kanst das von Natur dir anvertraute Pfund
16 
Aus Mangel hoher Gunst auf keinen Wucher legen;
17 
Kein Zufall macht den Werth von meinem Wißen kund,
18 
Und was dir gütig scheint, wird elend meinetwegen.
19 
Man würdigt meine Noth der Untersuchung nicht,
20 
Die Spötter nennen sie theils Strafe, theils Gedichte;
21 
Und wer in Gegenwart auch noch so freundlich spricht,
22 
... mir hinterwärts ein ... Gerichte.
23 
Nunmehr ist endlich auch der Jahre Lenz vorbey;
24 
Wem will ein solches Creuz nicht die Gedult ermüden?
25 
Die Musen sind mir hold, und Lorchen bleibt noch treu,
26 
Mein Herz, was wiltu mehr? Ich gebe mich zufrieden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Mein Herz, was fangen wir noch miteinander an?“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
26
Anzahl Wörter
206
Entstehungsjahr
1695 - 1723
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Johann Christian Günther ist der Autor des Gedichtes „Mein Herz, was fangen wir noch miteinander an?“. Der Autor Johann Christian Günther wurde 1695 in Striegau geboren. In der Zeit von 1711 bis 1723 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Der Schriftsteller Günther ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barock folgt auf die Epoche der Renaissance und des Humanismus. Sie umfasst den Zeitraum von etwa 1600 bis 1720. Der Begriff leitet sich von dem portugiesischen Wort „barocco“ ab. Der Begriff stammt aus der Juweliersprache und bedeutet „seltsam geformte, schiefrunde Perle“. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hat die Literaturepoche des Barocks stark geprägt. Der Krieg war eine Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß. Die Menschen litten unter den Kämpfen, Hungersnöten, aber insbesondere unter der Pest, an der eine Vielzahl von Menschen verstarb. Die Bevölkerungszahl Deutschlands ging um etwa ein Drittel zurück. Elend und Krieg lösten in der einfachen Bevölkerung ein tiefes Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit aus. Dagegen lebten die absolutistischen, alleinigen Herrscher in protzigen Luxus und ließen sich Schlösser voller Prunk errichten. Diese Gegensätze von Lebenslust und Todesangst bzw. Luxus und Armut spiegelten sich ebenso in der Barockliteratur wider. In der Dichtung wird der Einsatz solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Die Epoche des Barocks vollzog einen Wandel von lateinischer zu deutschsprachiger Literatur. Die bedeutsamste Literaturform des Barocks war dabei die Dichtkunst. Das Sonett war die häufigste Gedichtform, die Verwendung fand. Zu den bekanntesten Lyrikern des Barocks gehören: Grimmelshausen, Andreas Gryphius, Casper von Lohenstein, Martin Opitz, Caspar Ziegler und Paul Fleming.

Das Gedicht besteht aus 26 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 206 Worte. Weitere Werke des Dichters Johann Christian Günther sind „So aber sucht man ihm die Wege vorzuschreiben“, „Der Unruh wird noch mehr, wenn Wieg- und Nahmenfest“ und „Warum man mich in keiner Kirche sieht?“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Mein Herz, was fangen wir noch miteinander an?“ weitere 264 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Johann Christian Günther

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Johann Christian Günther und seinem Gedicht „Mein Herz, was fangen wir noch miteinander an?“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Johann Christian Günther (Infos zum Autor)

Zum Autor Johann Christian Günther sind auf abi-pur.de 264 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.