Als er ihrentwegen viel leiden muste, doch dabey nicht verzagte von Johann Christian Günther

Mein Herz, verzage nicht!
Die Liebe macht's mit allen so;
Ein Herz voll treuer Pflicht,
Wird ohne Gram nicht froh.
Es fällt zwar ziemlich schwer,
Eh uns das Kummermeer
Zum sichern Friedenshafen bringt;
Man zittert, seufzt und sinckt
An Muth und Sinn
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In Stürmen hin,
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Der Ancker reißt die Hand,
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Doch wer sich zwingt und hoft, der kommt gleichwohl ans Land.
 
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Was leid ich nicht um dich,
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Du mir ins Herz geprägtes Bild!
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Die Sehnsucht jaget mich
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So wie ein schüchtern Wild;
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Mein Schlaf ist nur ein Qualm,
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Mein Lied ein Klagepsalm;
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Die Angst der bangen Einsamkeit
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Begräbt mich vor der Zeit,
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Weil ich den Kuß
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Entbehren muß,
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Der so viel Lust verspricht.
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Doch hof ich alles auszustehn; verlas nur du mich nicht!
 
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Verlas nur du mich nicht,
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Du Engel, deßen treuer Geist
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Und holdes Angesicht
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Mir noch den Troststern weist;
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Der Himmel wird einmahl
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Uns nach so vieler Qual
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Der Hofnung Siegeskranz verleihn
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Und mich durch dich erfreun.
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Drum liebe still,
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Wie ich auch will,
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Und sieh geduldig zu;
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Die Straße, so uns jezo trennt, führt unvermerckt zur Ruh.
 
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Ich liebe meinen Schmerz,
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Weil du, mein Engel, Ursach bist;
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Du hast mein ganzes Herz,
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Dies raubt dir keine List.
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Was hilft's uns, daß man weint?
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Was jezt unmöglich scheint,
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Das ist gewis ein Übergang;
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Der Grillenfang macht kranck.
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Es rühret mich
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Schon innerlich
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Ein Trieb der Zärtligkeit,
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Die mir dein künftiger Besiz so wie dein Nahme deut.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Als er ihrentwegen viel leiden muste, doch dabey nicht verzagte“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
238
Entstehungsjahr
1695 - 1723
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Als er ihrentwegen viel leiden muste, doch dabey nicht verzagte“ des Autors Johann Christian Günther. Geboren wurde Günther im Jahr 1695 in Striegau. Das Gedicht ist in der Zeit von 1711 bis 1723 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Günther ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barocks dauerte von etwa 1600 bis 1720 an. Die Begrifflichkeit „Barock“ leitet sich vom portugiesischen Wort „barocco“ ab und bedeutet „seltsam geformte, schiefrunde Perle“. Das Leben der Menschen war geprägt von der Pest und dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Die Menschen lebten in schwierigsten Verhältnissen. Adelige lebten hingegen einen pompösen Lebensstil, wohingegen das Volk in bitterer Armut lebte. Die Fürsten wollten immer mehr Einfluss auf Erziehung und Lebensstil erlangen. Bauernaufstände und Unruhen führten zu einem Umdenken der Menschen und zu einem wachsendem Selbstbewusstsein. Der Barock in der deutschen Literaturgeschichte wurde von Gegensätzen geprägt. Dabei standen vorrangig das Diesseits und das Jenseits oder der Schein und das Sein im Mittelpunkt der Dichtung. Von Gegensätzen beeinflusst war auch das Leben der Menschen. So lebte die Mehrheit der Bevölkerung in Armut, Adelige hingegen lebten einen luxuriösen Lebensstil. Im Barock löste die deutsche Sprache das Lateinische ab. Zu den bedeutenden Dichtern des Barocks gehören beispielsweise: Casper von Lohenstein, Martin Opitz, Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Paul Fleming, Caspar Ziegler, Angelus Silesius und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau.

Das 238 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Johann Christian Günther sind „Rosen“, „So aber sucht man ihm die Wege vorzuschreiben“ und „Der Unruh wird noch mehr, wenn Wieg- und Nahmenfest“. Zum Autor des Gedichtes „Als er ihrentwegen viel leiden muste, doch dabey nicht verzagte“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 264 Gedichte vor.

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