Als er von seiner Phillis Abschied nahm von Johann Christian Günther
1 |
Wiltu mir dein Angedencken |
2 |
Nur noch mit zur Reise schencken, |
3 |
Geh ich auf ein schweres Wort |
4 |
Noch einmahl so freudig fort. |
|
|
5 |
Solche Wunden müßen schmerzen, |
6 |
Wenn die Qual zerrißner Herzen |
7 |
Mit der lezten guten Nacht |
8 |
Aus den Küßen Seufzer macht. |
|
|
9 |
Daß ich dich ins Blut geschrieben, |
10 |
Das bezeugt mein treues Lieben, |
11 |
Deßen angenehmer List |
12 |
Deine Freyheit dienstbahr ist. |
|
|
13 |
Deiner Augen scharfe Blicke |
14 |
Sind die unsichtbahren Stricke, |
15 |
Die du mir ans Herz gelegt, |
16 |
Das mir jezt vor Wehmuth schlägt. |
|
|
17 |
Zung und Sprache stockt im Munde, |
18 |
Da des Abschieds schwere Stunde |
19 |
Wie ein Schlag von Donner klingt |
20 |
Und mich mit Verdruß umringt. |
|
|
21 |
Ach, was werden meine Sinnen |
22 |
Vor Gefahr und Angst gewinnen, |
23 |
Wenn mich dein entfernter Geist |
24 |
Nur mit bloßen Träumen speist. |
|
|
25 |
Unterdeßen muß ich leiden, |
26 |
Was mir Glück und Zeit bescheiden; |
27 |
Dieser Schmerzen und Verdruß |
28 |
Hat den ganzen Trost: Ich muß. |
|
|
29 |
Ja, ich muß, doch wider Willen; |
30 |
Halt dich also nur im Stillen |
31 |
Und erwarthe, bis ein Tag |
32 |
Unsre Liebe crönen mag. |
|
|
33 |
Bis mich Sarg und Staub umfangen, |
34 |
Bleibt nur Phillis mein Verlangen, |
35 |
Und die Dauer meiner Treu |
36 |
Schläft mir noch im Grabe bey. |
|
|
37 |
Läst auch du dich nicht verführen, |
38 |
Soll mich diese Grabschrift zieren: |
39 |
Dieses hier verscharrte Blut |
40 |
Hegt noch in der Asche Glut. |
Details zum Gedicht „Als er von seiner Phillis Abschied nahm“
Johann Christian Günther
10
40
204
1695 - 1723
Barock
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „Als er von seiner Phillis Abschied nahm“ ist Johann Christian Günther. Im Jahr 1695 wurde Günther in Striegau geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1711 bis 1723 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Günther ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Epoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis ungefähr 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei Abschnitte unterteilen: Spät-, Hoch- und Frühbarock. Durch die Pest starben etwa 30 % der Bevölkerung. Auch der Dreißigjährige Krieg führte zu einem wirtschaftlichen, politischen und sozialen Verfall in Deutschland. Trotzdem lebten die Fürsten einen luxuriösen und ausschweifenden Lebensstil vor. Sie nutzten das Durcheinander nach dem Dreißigjährigen Krieg, um eine Neuordnung der Gebiete vorzunehmen und ihre Macht weiter auszubauen und zu festigen. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war geprägt von Pessimismus und bitterer Armut, während bei den Adeligen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Lyrik wird der Einsatz solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. In der vorhergehenden Epoche (Renaissance) waren noch viele Dichtungen auf Lateinisch verfasst worden. Im Barock begann die Zeit der deutschsprachigen Literatur. Die meisten Autoren gehörten dem Gelehrtenstand an: Akademiker, Theologen, Beamte und Adelige. Berühmte Schriftsteller des Barocks sind etwa Martin Opitz, Andreas Gryphius, Daniel Caspar von Lohenstein, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.
Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 10 Strophen und umfasst dabei 204 Worte. Der Dichter Johann Christian Günther ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Unruh wird noch mehr, wenn Wieg- und Nahmenfest“, „Warum man mich in keiner Kirche sieht?“ und „Kein Schulpferd ist so gut zum Springen abgericht“. Zum Autor des Gedichtes „Als er von seiner Phillis Abschied nahm“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 264 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.
+ Wie analysiere ich ein Gedicht?
Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Johann Christian Günther
Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Johann Christian Günther und seinem Gedicht „Als er von seiner Phillis Abschied nahm“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.
- Weisenborn, Günther - Zwei Männer
- Weisenborn, Günther - Die Aussage (Inhaltsangabe und kurze Analyse)
- Dürer, Albrecht - Melencolia I (Interpretationsansätze)
- Faust - Der Teufelsbündler der keiner war
- Grass, Günter "Die Blechtrommel"
Weitere Gedichte des Autors Johann Christian Günther (Infos zum Autor)
- Seele, wirf den Kummer hin
- Am Abend
- Abendlied
- Rosen
- So aber sucht man ihm die Wege vorzuschreiben
- Der Unruh wird noch mehr, wenn Wieg- und Nahmenfest
- Warum man mich in keiner Kirche sieht?
- Kein Schulpferd ist so gut zum Springen abgericht
- Was man von galanten Kindern
- Ich will lachen, ich will scherzen
Zum Autor Johann Christian Günther sind auf abi-pur.de 264 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt