Studentenlied von Johann Christian Günther

Brüder, last uns lustig seyn,
Weil der Frühling währet
Und der Jugend Sonnenschein
Unser Laub verkläret.
Grab und Baare warthen nicht;
Wer die Rosen jezo bricht,
Dem ist der Kranz bescheeret.
 
Unsers Lebens schnelle Flucht
Leidet keinen Zügel,
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Und des Schicksals Eifersucht
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Macht ihr stetig Flügel.
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Zeit und Jahre fliehn davon,
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Und vielleichte schnizt man schon
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An unsers Grabes Riegel.
 
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Wo sind diese, sagt es mir,
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Die vor wenig Jahren
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Eben also, gleich wie wir,
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Jung und fröhlich waren?
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Ihre Leiber deckt der Sand,
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Sie sind in ein ander Land
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Aus dieser Welt gefahren.
 
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Wer nach unsern Vätern forscht,
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Mag den Kirchhof fragen;
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Ihr Gebein, so längst vermorscht,
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Wird ihm Antwort sagen.
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Kan uns doch der Himmel bald,
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Eh die Morgenglocke schallt,
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In unsre Gräber tragen.
 
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Unterdeßen seyd vergnügt,
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Last den Himmel walten,
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Trinckt, bis euch das Bier besiegt,
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Nach Manier der Alten!
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Fort! Mir wäßert schon das Maul,
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Und, ihr andern, seyd nicht faul,
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Die Mode zu erhalten.
 
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Dieses Gläschen bring ich dir,
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Daß die Liebste lebe
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Und der Nachwelt bald von dir
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Einen Abriß gebe.
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Sezt ihr andern gleichfalls an,
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Und wenn dieses ist gethan,
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So lebt der edle Rebe.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Studentenlied“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
42
Anzahl Wörter
192
Entstehungsjahr
1695 - 1723
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Studentenlied“ des Autors Johann Christian Günther. Günther wurde im Jahr 1695 in Striegau geboren. Zwischen den Jahren 1711 und 1723 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Bei dem Schriftsteller Günther handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Der Barock umfasst die Zeit von 1600 bis 1720. Die wörtliche Übersetzung des portugiesischen Begriffes „barocco“ lautet „unregelmäßig geformte Perle“. Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erlebte das Deutsche Reich einen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verfall. Etwa ein Drittel der Bevölkerung verlor in der Zeit ihr Leben. Doch waren nicht etwa hohe Kriegsverluste dafür verantwortlich, sondern das Wüten der Pest in nahezu allen Städten des Deutschen Reiches. Die Epoche des Barocks zeichnet sich vorwiegend durch die Antithetik, also einem von Gegensätzen und Widersprüchen geprägtem Bewusstsein, aus. Durch die Antithetik kommt es in der Literatur des Barocks vermehrt zur Verwendung von Gegensatzpaaren, wie zum Beispiel: Jenseits und Diesseits, Tugend und Wollust oder Weltzugewandtheit und Weltverneinung. Die Dichter der Renaissance schrieben noch auf Lateinisch, die Autoren der Literaturepoche des Barocks begannen, ihre Werke in deutscher Sprache zu verfassen. Die Hauptvertreter der Lyrik im Barock sind Paul Fleming, Martin Opitz, Andreas Gryphius, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Simon Dach, Johann Christian Günther, Friedrich von Logau und Angelus Silesius.

Das Gedicht besteht aus 42 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 192 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Christian Günther sind „Der Unruh wird noch mehr, wenn Wieg- und Nahmenfest“, „Warum man mich in keiner Kirche sieht?“ und „Kein Schulpferd ist so gut zum Springen abgericht“. Zum Autor des Gedichtes „Studentenlied“ haben wir auf abi-pur.de weitere 264 Gedichte veröffentlicht.

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