Bey einer vertrauten Compagnie in Brieg von Johann Christian Günther
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Drey gelehrt- und treue Brüder |
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Hielten ein Collegium, |
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Sungen frohe Jugendlieder, |
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Gaben Hand und Glas herum |
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Und beklagten ohngefehr, |
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Wie vergänglich alles wär. |
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Was sonst auf den hohen Schulen |
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Fleiß und Müh und Ernst versüßt |
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Und bey Schwermen, Trunck und Buhlen |
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Freyer Geister Handwerck ist, |
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Überlegten sie mit Gram, |
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Weil die Zeit nicht wieder kam. |
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Brüder, sagte darauf einer, |
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Was verloren ist, sey hin! |
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Ist gleich jezt die Freyheit kleiner, |
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Bleibt uns dennoch der Gewinn, |
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Daß man ihr beliebt Confect |
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Durch drey Jahre schon geschmeckt. |
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Freylich beißt es in dem Herzen, |
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Daß uns Zwang und Pöbel quält, |
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Daß die Thoren mit uns scherzen |
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Und das Unglück Pfeile stählt, |
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Ja daß unsre Treu und Fleiß |
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Nirgends Brodt zu finden weis. |
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Aber ach, was will man machen? |
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Das Verhängnüß hat hier Schuld; |
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Last die Ignoranten lachen, |
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Schmiert die Wüntsche mit Gedult |
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Und erwarthet von der Zeit |
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Wohlstand und Zufriedenheit. |
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Unterdes thut der am besten, |
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Wer zu Troz der tollen Welt |
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Bey vergnügt- und klugen Gästen |
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Lustig mit den Fingern schnellt |
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Und sich vor der lezten Nacht |
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Selber gute Tage macht. |
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Haben wir doch nichts zu hofen |
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Als den Tod, das Vatertheil; |
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Unser Grab steht allzeit ofen |
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Und entreißt uns oft in Eil, |
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Und hier sieht man, lernt's verstehn, |
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Keine Stufe rückwärts gehn. |
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Selten bleibt man stets beysammen, |
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Und wir werden auch zerstreut. |
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Niemand wird die Lust verdammen, |
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Die uns dieser Abend beuth; |
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Singt und raucht und denckt daran, |
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Was uns Brieg wohl Guts gethan. |
Details zum Gedicht „Bey einer vertrauten Compagnie in Brieg“
Johann Christian Günther
8
48
242
1695 - 1723
Barock
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „Bey einer vertrauten Compagnie in Brieg“ ist Johann Christian Günther. Geboren wurde Günther im Jahr 1695 in Striegau. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1711 und 1723. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Günther handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Die Epoche des Barock begann circa 1600 und endete im Jahr 1720. Die wörtliche Übersetzung des portugiesischen Wortes „barocco“ lautet „schiefe Perle“. Der Dreißigjährige Krieg gilt als das maßgebende Bezugselement des Barocks. Der Dreißigjährige Krieg hinterließ ein politisch, wirtschaftlich und kulturell verfallenes Deutsches Reich. Aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen wurden ganze Landstriche entvölkert. Es wurden Zerstörung, Gewalt und Tod zum Teil des Alltags der Menschen der damaligen Zeit. Schwere Hungersnöte und Seuchen, wie die Pest, verschlimmerten die Situation der Bevölkerung weiter. Allein der Ausbruch der Pest dezimierte die Bevölkerung um ein Drittel. Die Epoche des Barocks in der deutschen Literaturgeschichte wurde von Gegensätzen geprägt. Dabei standen vordergründig das Jenseits und das Diesseits oder das Sein und der Schein im Mittelpunkt der barocken Dichtung. Von Gegensätzen beeinflusst war auch das Leben der Menschen. So lebte der überwiegende Teil der Bevölkerung in Armut, Adelige hingegen lebten einen luxuriösen und verschwenderischen Lebensstil. Die Zeit des Barocks stellte einen Wandel von lateinischer zu deutschsprachiger Literatur dar. Die bedeutsamste Literaturform des Barocks war dabei die Dichtkunst. Das Sonett war die häufigste Gedichtform, die Verwendung fand. Schriftsteller und Werke sind zahlreich in dieser Zeit. Andreas Gryphius, Martin Opitz oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen sind typische Vertreter der Zeit des Barocks.
Das vorliegende Gedicht umfasst 242 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 48 Versen. Johann Christian Günther ist auch der Autor für Gedichte wie „Seele, wirf den Kummer hin“, „Am Abend“ und „Abendlied“. Zum Autor des Gedichtes „Bey einer vertrauten Compagnie in Brieg“ haben wir auf abi-pur.de weitere 264 Gedichte veröffentlicht.
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